Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Startfeld 2019: Der erfolgloseste Grand-Prix-Fahrer

Von Mathias Brunner
​Seit 118 WM-Läufen haben nur Fahrer von Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing gewonnen. Jene 14 Piloten, die nicht für ein Top-Team fahren, werden 2019 weiter leiden – und einer ganz besonders.

Sebastian Vettel hat das Kräfteverhältnis in der neuen Turbo-Hybrid-Ära der Formel 1 sehr schön auf den Punkt gebracht: «Vorne ist, wo Mercedes ist.» Wir haben von Australien 2014 bis Abu Dhabi 2018 exakt 100 WM-Läufe erlebt. Bei 84 Prozent davon stand ein Silberpfeil auf der Pole-Position. Allerdings ist die Erfolgsquote von Mercedes am Sinken. 2014 und 2015 eroberte der Rennstall aus dem englischen Brackley jeweils 18 Poles, 2016 sogar 20. 2017 jedoch sank der Anteil Poles auf 15, 2018 auf 13. Das zeugt von einem erstarkten Ferrari. Die Italiener holten in 100 Qualifyings zwölf Mal die Pole, Red Bull Racing drei Mal, 2014 konnte Williams die Vormachtstellung der drei Top-Teams einmal durchbrechen, Mercedes-Power sei Dank.

100 Grands Prix, das bedeutet 200 Möglichkeiten für die beiden Mercedes-Fahrer, aufs Siegerpodest zu gelangen. Sie haben das 147 Mal geschafft! Ferrari kann 73 Podestränge vorweisen, Red Bull Racing 57. Die drei Top-Teams kommen damit auf 277 Podestplatzierungen (von 300 Podestplätzen), für die anderen Teams bleiben nur Krümel. Williams-Fahrer standen 15 Mal auf dem Podest, allerdings nur noch zwei Mal in den letzten drei Jahren, Fahrer von Force India fünf Mal, ein McLaren-Pilot zwei Mal, einer von Lotus ein Mal.

Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing fahren die restlichen sieben Teams in Grund und Boden. In den vergangenen zwei Grand-Prix-Jahren haben es genau zwei Fahrer ausserhalb dieser drei Rennställe geschafft, aufs Siegerpodest zu gelangen. Bezeichnend, dass diese beiden Ausnahmen in den Chaos-GP von Baku passiert sind. Lance Stroll wurde mit Williams 2017 dort Dritter, Sergio Pérez schaffte 2018 mit Force India in Aserbaidschan ebenfalls Platz 3.

Die Top-Teams haben 1646 Punkte gehamstert, die sieben Gegner zusammen weniger als ein Drittel davon: 476. Der Abstand zwischen den WM-Dritten Red Bull Racing und den WM-Vierten Renault – fast 300 Punkte.

Mercedes hat in der besagten Zeitspanne annähernd drei Viertel aller Rennen gewonnen: 74 von 100. Die restlichen 26 Siege teilen sich Ferrari (14) und Red Bull Racing (12). Jetzt mal ganz ehrlich: Wüssten Sie, wann letztmals ein anderer Rennstall als die erwähnten drei Top-Teams siegreich war? Es war Kimi Räikkönen im Lotus-Renault beim Saisonstart 2013 in Melbourne, also vor bald sechs Jahren oder 118 Rennen!

Das bedeutet automatisch: Lewis Hamilton, Valtteri Bottas, Sebastian Vettel, Charles Leclerc, Max Verstappen und Pierre Gasly haben 2019 die besten Siegchancen, die anderen vierzehn Fahrer werden mit grösster Wahrscheinlichkeit leer ausgehen – und damit weiter auf einen Sieg warten müssen.

Schauen Sie mal, wann die 20 Piloten im Startfeld 2019 letztmals gewonnen haben und in welchen Kategorien.

Mercedes
Lewis Hamilton (GB): Abu Dhabi 2018 (Formel 1)
Valtteri Bottas (FIN): Abu Dhabi 2017 (Formel 1)

Ferrari
Sebastian Vettel (D): Belgien 2018 (Formel 1)
Charles Leclerc (MC): Abu Dhabi 2017 (Formel 2)

Red Bull Racing
Max Verstappen (NL): Mexiko 2018 (Formel 1)
Pierre Gasly (F): Autopolis 2017 (Super Formula)

Renault
Nico Hülkenberg (D): Le Mans 2015 (Langstrecken-WM)
Daniel Ricciardo (AUS): Monaco 2018 (Formel 1)

Haas
Romain Grosjean (F): Alpe d’Huez 2016 (Trophée Andros)
Kevin Magnussen (DK): Spanien 2013 (Formel Renault 3.5)

McLaren
Carlos Sainz (E): Le Castellet 2014 (Formel Renault 3.5)
Lando Norris (GB): Bahrain 2018 (Formel 2)

Force India
Sergio Pérez (MEX): Abu Dhabi 2010 (GP2)
Lance Stroll (CDN): Hockenheim 2016 (Formel 3)

Sauber
Kimi Räikkönen (FIN): USA 2018 (Formel 1)
Antonio Giovinazzi (I): Malaysia 2016 (GP2)

Toro Rosso
Daniil Kvyat (RU): Zandvoort 2013 (Formel 3)
Alex Albon (THA): Sochi 2018 (Formel 2)

Williams
Robert Kubica (PL): Freistadt 2014 (Rallye-EM)
George Russell (GB): Abu Dhabi 2018 (Formel 2)

Fazit: Am längsten muss aus dem aktuellen Startfeld der Mexikaner Sergio Pérez auf einen Sieg warten, seit mehr als acht Jahren! Aber das ist noch gnädig gemessen an der Zeitspanne, die seit dem letzten Grand-Prix-Sieg für gewisse Nationen vergangen sind: Formel-1-Sieger aus Mexiko, Schweden, der Schweiz, der USA und Südafrika hatten wir zuletzt in den 70er Jahren! Hier eine Liste aller in der Formel-1-Historie siegreicher Fahrernationen.

Nation: Letzter GP-Sieg (Fahrer)

Argentinien: Belgien 1981 (Carlos Reutemann)
Australien: Monaco 2018 (Daniel Ricciardo)
Belgien: Ungarn 1990 (Thierry Boutsen)
Brasilien: Italien 2009 (Rubens Barrichello)
Deutschland: Belgien 2018 (Sebastian Vettel)
Finnland: Abu Dhabi 2017 (Valtteri Bottas)
Frankreich: Monaco 1996 (Olivier Panis)
Grossbritannien: Abu Dhabi 2018 (Lewis Hamilton)
Italien: Malaysia 2006 (Giancarlo Fisichella)
Kanada: Luxemburg 1997 (Jacques Villeneuve)
Kolumbien: Brasilien 2005 (Juan Pablo Montoya)
Mexiko: Belgien 1970 (Pedro Rodríguez)
Neuseeland: Argentinien 1974 (Denny Hulme)
Niederlande: Mexiko 2018 (Max Verstappen)
Österreich: Deutschland 1997 (Gerhard Berger)
Polen: Kanada 2008 (Robert Kubica)
Schweden: Österreich 1978 (Ronnie Peterson)
Schweiz: Grossbritannien 1979 (Clay Regazzoni)
Spanien: Spanien 2013 (Fernando Alonso)
Südafrika: Italien 1979 (Jody Scheckter)
USA: Niederlande 1978 (Mario Andretti)
Venezuela: Spanien 2012 (Pastor Maldonado)

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