Formel 1: Gerücht entsetzt den Mercedes-Chef

Kevin Magnussen: «18 Rennen? Das ist verrückt»

Von Mathias Brunner
Kevin Magnussen

Kevin Magnussen

​Formel-1-CEO Chase Carey spricht davon, trotz Coronakatastrophe 2020 ein WM-Programm «von 15 bis 18 Rennen» aufzustellen. Haas-Pilot Kevin Magnussen sagt: «18 Rennen? Das ist verrückt.»

Noch haben wir das Schlimmste der Corona-Pandemie nicht überstanden. Täglich erkranken mehr Menschen am Virus SARS-CoV-2, jeden Tag sterben Hunderte, oft können ihre Angehörigen wegen der Ausgangssperren noch nicht einmal einer Trauerfeier beiwohnen.

Keiner kann heute sagen, wann die Welt zu so etwas wie Normalität zurückkehren wird. Formel-1-CEO Chase Carey hat versucht, den Fans Mut zu machen: «Wir sehen, dass das Risiko für weitere Verschiebungen signifikant ist, aber trotzdem gehen wir und unsere Partner stark davon aus, dass die Saison an irgendeinem Punkt in diesem Sommer beginnen wird», so der US-Amerikaner.

«Im Moment kann niemand sicher sagen, wann sich die Situation verbessern wird. Wenn sie es tut, werden wir bereit sein, wieder Rennen zu fahren. Wir sind fest entschlossen, unseren Fans eine WM-Saison 2020 zu bieten. Wir arbeiten an einem überarbeiteten Kalender aus 15 bis 18 Rennen.»

Carey geht davon aus, dass das Finale nach dem letzten November-Wochenende stattfinden wird, am dem eigentlich das letzte Saisonrennen in Abu Dhabi im bisherigen Kalender steht. Die Renndaten würden sich insgesamt noch mal deutlich ändern. Dafür verlegte die Formel 1 die üblicherweise im August abgehaltene Sommerpause in den März und April und verlängerte diese von zwei auf drei Wochen. Die freie Zeit im Sommer soll genutzt werden, um verschobene Rennen nachzuholen.

Der Däne Kevin Magnussen hat sich nach seiner Rückkehr aus Australien in Isolation begeben, ins Sommerhaus in Dänemark. Dort hat ihn der Sportsender Viaplay erreicht. Der 27jährige Haas-Fahrer meint zur Ansage von Chase Carey: «18 Rennen in sechs Monaten, das ist verrückt. Dann werden wir ein halbes Jahr unsere Familien nicht mehr wiedersehen. Ich sage nicht, dass es unmöglich ist, ein solches Programm durchzuziehen, aber das ist eine enorme Aufgabe, das wäre ziemlich brutal.»

Formel-1-Sportchef Ross Brawn hat von Zugeständnissen gesprochen. «Vielleicht werden einige GP-Wochenenden nicht mehr aus drei Tagen bestehen, sondern wir fahren nur an zwei.»

Kevin Magnussen findet: «Vielleicht wäre es ganz cool, das mal auszuprobieren. Für uns Fahrer ist nur eines wichtig – dass wir endlich wieder hinters Lenkrad dürfen.»

Viele Insider wie der frühere Formel-1-Fahrer Marc Surer zweifeln daran, dass wir 18 Rennen erleben werden. Könnten wir im Juli wieder Rennen fahren, hätten wir bis Ende November 22 Sonntage. Und da will Chase Carey 18 Rennen auf vier Kontinenten unterbringen? Fällt der Juli für den Rennbetrieb aus und die Saison würde um zwei Wochen verlängert, wären das immer noch 15 bis 18 Rennen in 20 Wochen.

Marc Surer meint: «Geplant waren ursprünglich 22 Rennen. Wenn wir Ende 2020 elf haben sollten, dann dürfen wir uns glücklich schätzen. So würde die Saison auch offiziell als WM gelten, denn dazu müssen wir gemäss Reglement mindestens acht Läufe haben.»

«Ich habe auch vom Plan gehört, dass auf verschiedenen Strecken sogar zwei Mal gefahren werden sollte. Aber diese Rechnung geht nicht auf. Gewiss, für die Teams wäre das einfacher, aber kein Veranstalter wird zwei Mal eine Antrittsgebühr zahlen. Sinn machen vielmehr Kombination, wie etwa die WM-Läufe von Bahrain und Abu Dhabi zu verbinden.»

«Die Formel-1-Führung wird sorgfältig abschätzen müssen, welche GP aus finanzieller Sicht zwingend sind, sprich: welcher Veranstalter gemessen am Schnitt höhere Antrittsgebühren entrichtet.»

«Das nächste Problem besteht darin, die nachzuholenden Rennen in einen bestehenden Plan einzufügen. Da muss auch die Logistik stimmen. Wenn ich an all das denke, dann ist es mir schleierhaft, wie Carey 15 bis 18 Rennen durchführen will.»

Der gegenwärtige Formel-1-Kalender 2020

14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
05. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
02. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
06. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

Ohne neuen Termin
Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ

Abgesagt
Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC

Das ursprüngliche WM-Programm

15. März: Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
22. März: Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
5. April: Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
19. April: Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
3. Mai: Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
10. Mai: Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
24. Mai: Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
7. Juni Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
5. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
2. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
6. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

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