Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Formel 1 als Geisterrennen: Entwicklung unberechenbar

Von Adam Cooper
​Wenn die Formel 1 Anfang Juli endlich Rennen zeigt, dann wird dies nicht mit früheren Kulissen zu vergleichen sein. Liberty-Media-Geschäftsführer Greg Maffei gibt zu: «Die Entwicklung ist unberechenbar.»

Einst gehörte die Formel 1 ihrem Baumeister Bernie Ecclestone und seiner Familie, dazu Banken und Investmentfirmen. Im September 2016 erwarb das US-amerikanische Medienunternehmen «Liberty Media Corporation» des US-amerikanischen Unternehmers John Malone für 1,1 Milliarden Dollar jene 18,7 Prozent Anteile an der «Formula One Group», die von den Investoren von CVC Capital gehalten wurden. Liberty Media, 1991 vom Unternehmer John Malone gegründet, beschäftigt 4500 Menschen und setzt im Jahr rund 8 Milliarden Dollar um. Im Januar 2017 übernahm Liberty Media die F1-Gruppe vollständig, für 4,4 Milliarden Dollar, dazu übernahm Liberty Verbindlichkeiten in Höhe von 4,1 Milliarden Dollar. Bernie Ecclestone als Geschäftsleiter musste gehen, sein Nachfolger als Formel-1-CEO wurde Chase Carey.

2020 steht Liberty Media vor der grössten Herausforderung, denn wegen der Corona-Pandemie hat sich in der Königsklasse nach den Wintertests in Spanien kein Rad mehr gedreht. Wenn die Formel 1 Anfang Juli endlich wieder fahren kann, dann als Geister-Events wie heute die Bundesliga. Liberty Media-CEO Greg Maffei sagt jetzt im Gespräch mit Aktionären: «Die Entwicklung ist völlig unberechenbar, wenn es darum geht zu sagen, wann und wie es mit Rennen vor Zuschauern weitergeht. Wir machen uns derzeit Gedanken darüber, wie Veranstaltungen nach Corona durchgeführt werden können. Wir werden Mittel und Wege finden, um Live-Events durchzuführen. Aber ob die so gross und so profitabel sein werden wie früher, das ist eine andere Frage.»

«Grundsätzlich gehen wir sehr vorsichtig vor. Wir müssen in der Formel 1 damit rechnen, dass nicht alles nach Plan läuft und dass die Teams weitere Finanzhilfe benötigen. Natürlich hoffen auch wir darauf, dass es eines Tages eine Impfung gegen Corona geben wird, aber darauf können wir unsere Geschäftsmodelle nicht abstützen.»

Liberty-Gründer John Malone sagt: «Ich bin davon überzeugt, dass wir eher früher als später einen Impfstoff gegen den Coronavirus finden werden und uns danach weiter der Normalität annähern können. Wir glauben an Live-Events, und das Geld kommt dabei nicht nur durch Zuschauer vor Ort herein. Sehr Vieles läuft über den Verkauf der Fernsehrechte, und die digitale Verbreitung nimmt ständig zu. Aber ich glaube an Live-Veranstaltungen, auch nach Corona. Der Mensch an sich ist ein geselliges Wesen. Wir werden eine Lösung finden.»

Aus den von Liberty Media veröffentlichten Zahlen des ersten Quartals 2020 geht hervor, dass das Betriebseinkommen aus Antrittsgebühren, Fernsehrechten und Sponsoring von 198 Millionen auf 13 Millionen Dollar gesunken sind. Die Antrittsgebühren werden zwar vor einer Veranstaltung bezahlt, die Formel 1 bucht diese Zahlungen jedoch nicht als Einkommen, weil noch kein einziges Rennen bestritten werden konnte, das Gleiche gilt für die Einkünfte aus dem Verkauf der Fernsehrechte und für die meisten Sponsoring-Abkommen. Der Erlös an TV-Senderechten liegt bei jährlich rund 750 Millionen Dollar im Jahr. Die werden aber nur dann vollumfänglich bezahlt, wenn die WM aus mindestens 15 Rennen besteht.

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