Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Lewis Hamilton (Mercedes/1.): Das Glück des Tüchtigen

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

​Weltmeister und WM-Leader Lewis Hamilton kommt seinem siebten Titel immer näher: Beim 13. WM-Lauf der Saison holt der Engländer seinen 93. Sieg, seinen neunten in seiner grandiosen Saison 2020.

Einmal mehr hat Lewis Hamilton alles richtig gemacht: Nach einem mässigen Start (eine Position gegen Verstappen verloren) ging Hamilton sehr schonend mit seinen Reifen um, und als Verstappen, dann Bottas die mittelharten Pirelli einwechselten gegen harte Reifen, gab der Engländer gewaltig Gas.

In der entscheidenden Phase hatte Hamilton dann auch noch das Glück, dass es wegen des stehengebliebenen Renault von Esteban Ocon eine kurze virtuelle Safety Car-Phase gab, die ideal war für Lewis, der sofort an die Box kam, während dahinter Bottas und Verstappen langsamer fahren mussten.

Zudem profitierte Hamilton davon, dass sich Bottas schon in Runde 2 Beschädigungen am Mercedes-Unterboden zugezogen hatte, offenbar war er über Trümmerteile gefahren (eventuell vom Frontflügel von Lance Stroll, der mit Ocon kollidiert war), zudem steckten in den seitlichen Luftleit-Elementen am Renner von Bottas weitere Teile, welche die Aerodynamik vermiesten.

Nachdem Hamilton mal in Führung lag, liess er nichts mehr anbrennen. Er kontrollierte den Emilia Romagna-GP nach Belieben, gewann seinen 93. Grand Prix, seinen neunten des Jahres nach Steiermark, Ungarn, England, Spanien, Belgien, Toskana, Eifel und Portugal, so ganz nebenbei machte er Mercedes zum Marken-Weltmeister und sich selber zum zweiten Formel-1-Fahrer nach Michael Schumacher, der mehr als 5000 Führungsrunden gezeigt hat. Schumi steht bei 5111 Führungsrunden, das ist der nächste Rekord, den er gegen Hamilton verlieren wird.

Bei der Safety-Car-Phase wegen des Unfalls von Verstappen konnte Hamilton nicht sofort an die Box kommen, aber sein Vorsprung auf Bottas war gross genug, um nach einem Reifenwechsel an der Spitze zu bleiben.

Lewis Hamilton hing nach dem Kreuzen der Ziellinie nach seinem Sieg sofort am Funk: «Ich bin so stolz auf euch alle – wir sind Weltmeister!»

Nach dem 100. GP-Sieg von Mercedes in der Turbohybrid-Ära erzählte Lewis: «Oh Mann, dieses Rennen hat mich wirklich ausgelaugt, denn wir fahren in Imola unfassbaren Speed.»

«Mein Start war lausig gewesen. Aber dann war das Glück auf unserer Seite. Ich bin wirklich überwältigt. Ich sehe meine Mannschaft und das Leuchten in ihren Gesichtern. Und ich weiss, wie sie zuhause in den Werken von Brackley und Brixworth am Feiern sein werden. Sie sind für mich die grossen Helden im Hintergrund. Sie stellen sicher, dass Valtteri und ich jedes Rennen ein so fabelhaftes Rennauto erhalten. Ich weiss, sie geben jeden Tag ihr Bestes, sie sind unermüdlich.»

«Ich weiss, dass viele Leute denken – wieder ein Sieg von Mercedes, die müssen des Siegens doch langsam überdrüssig sein. Aber das Gegenteil ist der Fall. Wir gehen in jedes Rennwochenende mit einem Hunger, als hätten wir noch nichts gewonnen, und das ist eines der Erfolgsrezepte. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie dankbar ich ihnen für all ihren Einsatz bin.»

«Wir haben jetzt sieben WM-Titel in Serie geholt, noch keine Rennmannschaft hat das geschafft. Ich weiss, wie schwierig es ist, nach jenem grandiosen Jahr die Latte noch höher zu legen, ich weiss – das ist eine überragende Leistung. Davon werde ich meinen Enkeln noch erzählen können!»

Und Lewis Hamilton tat an diesem ganz besonderen Tag soga etwas, wovon er immer gesagt hatte, dass er es nie tun würde – er akzeptiere den Champagner im Rennstiefel von Daniel Ricciardo und schluckte den edlen Saft samt seines Ekels herunter. «Ich fand, das war ein guter Moment, um über seinen Schatten zu springen, auch wenn ich damals gesagt habe, dass ich das nie tun würde. Wir es schmeckte? Da war noch ein Hauch von Schampus, über den Rest will ich lieber nicht reden!»

Emilia Romagna-GP, Imola

1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:28:32,430 h
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, +5,783 sec
3. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +14,320
4. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +15,141
5. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +19,111
6. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, +19,652
7. Carlos Sainz (E), McLaren, +20,230
8. Lando Norris (GB), McLaren, +21,131
9. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +22,224
10. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, +26,398
11. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +27,135
12. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +28,453
13. Lance Stroll (CDN), Racing Point, +29,163
14. Romain Grosjean (F), Haas, +32,935
15. Alex Albon (T), Red Bull Racing, +57,284
Out
   George Russell (GB), Williams, Crash
   Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, Reifenschaden
   Kevin Magnussen (DK), Haas, Aufgabe
   Esteban Ocon (F), Renault, Getriebe
   Pierre Gasly (F), AlphaTauri, Wasserleck

WM-Stand nach 13 von 17 Rennen

Fahrer
1. Hamilton 282 Punkte
2. Bottas 197
3. Verstappen 162
4. Ricciardo 95
5. Leclerc 85
6. Pérez 82
7. Norris 69
8. Sainz 65
9. Albon 64
10. Gasly 63
11. Stroll 57
12. Ocon 40
13. Kvyat 26
14. Vettel 18
15. Nico Hülkenberg (D) 10
17. Räikkönen 4
16. Giovinazzi 4
18. Grosjean 2
19. Magnussen 1
20. Latifi 0
21. Russell 0

Marken
1. Mercedes 479
2. Red Bull Racing 226
3. Renault 135
4. McLaren 134
5. Racing Point 134
6. Ferrari 103
7. AlphaTauri 89
8. Alfa Romeo 8
9. Haas 3
10. Williams 0

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