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Nächster Formel-1-CEO Domenicali: FIA-Nachfolger klar

Von Mathias Brunner
Bob Fernley

Bob Fernley

​Der 31. Dezember 2020 ist der letzte Arbeitstag von Formel-1-CEO Chase Carey, dann übernimmt der frühere Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali. Bei der FIA wird Bob Fernley Chef der «Single Seater Commission».

Der langjährige Lamborghini-Geschäftsleiter Stefano Domenicali wird ab 1. Januar 2021 neuer CEO der Formel 1, als Nachfolger des US-Amerikaners Chase Carey und als dritter Formel-1-CEO nach Bernie Ecclestone und Carey. Der 55-jährige Italiener Domenicali, in der GP-Stadt Imola geboren, tritt in ziemlich grosse Fußstapfen. Aber in seiner Zeit bei Ferrari hat der Italiener etwas geschafft, das in der Königsklasse selten ist. Er hat sich mit seiner Leidenschaft für den Sport, seiner umsichtigen Arbeitsweise und seiner Integrität einen erstklassigen Ruf geschaffen, die Reaktionen auf seine Ernennung zum Formel-1-CEO sind sehr positiv.

Im Dezember 2014 übernahm Domenicali den Vorsitz der Monoposto-Kommission der FIA und wurde in diesem Amt Nachfolger von Gerhard Berger. Am 15. März 2016 wurde   Domenicali von der Audi-Group zum Nachfolger von Stephan Winkelmann als CEO des Sportwagenherstellers Lamborghini bestimmt. 

Sechs Jahre lang hat Domenicali für den Autosport-Weltverband die Einsitzer-Kommission geleitet, nun kommt ein neuer Mann auf diesen Posten – der Engländer Bob Fernley (62).

Der langjährige stellvertretende Teamchef von Force India (heute Racing Point, ab 2021 Aston Martin) schmunzelt: «Der Rebell hat sich dem Establishment angeschlossen. Ich trete in grosse Fussstapfen, Gerhard und Stefano vor mir haben exzellente Arbeit gemacht. Es wird eine Weile dauern, bis ich mich eingearbeitet habe.»

Wer ist Robert George «Bob» Fernley?

Der Engländer war schon als kleiner Junge vom Motorsport fasziniert, und als er 17 Jahre alt war, fuhr er sogar selbst ein paar Rallyes. Schon bald wurde ihm aber klar, dass sein Talent nicht ausreichte, um es bis ganz nach oben zu schaffen, und so beschloss der Engländer, andere Talente in sich zu suchen, um im Rennsport Karriere zu machen.

In den 70er Jahren gründete er mit seinem Geschäftspartner Bobby Howlings die Firma «Amco Motor Racing», kaufte ausgediente Formel-1-Autos und verkaufte diese als Sammlerstücke. Durch die Beziehungen, welche die beiden Geschäftspartner auf diese Weise in der Formel 1 aufbauten, kamen Fernley und Howlings mit der britischen Aurora-Serie in Kontakt, in der sowohl Formel-1- als auch Formel-2-Autos zugelassen waren. Fernley fand, es wäre an der Zeit, vom Handel in den Sport umzusteigen.

1982 wurden sie mit dem Schotten Jim Crawford und einem Rennwagen von Ensign Meister und machten den nächsten Schritt in die CanAm-Serie, 1984 dann zu den IndyCars, immer mit Crawford als Fahrer. Dann aber beschloss Fernley, mit dem Rennsport aufzuhören und dem Tingelleben in den USA den Rücken zu wenden.

In den 1980er lernte Fernley jedoch Vijay Mallya kennen, und als der Inder einen von Fernleys Rennwagen kaufte, kümmerte sich Fernley um den Einsatz des Fahrzeugs in Indien. Gemeinsam traten sie in der indischen Serie an, wobei sich der Unternehmer Mallya als nicht untalentierter Hobby-Racer erwies.

Als Mallya 2007 den Rennstall Spyker F1 kaufte und in Force India umbenannte, war klar, dass Fernley wieder mit an Bord sein würde. Fernley übernahm den Posten des stellvertretenden Teamchefs und war danach bei allen WM-Läufen mit dabei.

Force India hat verblüffende Fortschritte gemacht: Das in Silverstone stationierte Team zeigte 2015 seine beste Formel-1-Saison – fünfter Gesamtrang. Das Team war chronisch knapp finanziert, geniesst jedoch den Ruf, die beschränkten Mittel überaus effizient einzusetzen. Auch das hat Fernley im Laufe der Jahre gelernt.

2016 gelang dem effizientesten Rennstall der Formel 1 sogar noch eine Steigerung: Toller vierter Schlussrang hinter den grossen Drei Mercedes, Red Bull Racing und Ferrari. Fernley durfte auf seine Truppe zu Recht sehr stolz sein. Das war kein Strohfeuer: 2017 wiederholte Force India diese tolle Leistung – dieses Mal hinter Mercedes-Benz, Ferrari und RBR.

Als jedoch Force India im Sommer 2018 unter Gläubigerschutz gestellt werden musste und zu Racing Point wurde, gab es für Fernley keinen Platz mehr. Er heuerte bei McLaren an und betreute von Indy-500-Einsatz von Fernando Alonso 2019. Ergebnis: Der Spanier verpasste die Qualifikation. Die Wege von McLaren und Fernley trennten sich.


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