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Sergio Pérez (Red Bull Racing): Turbulente Karriere

Von Mathias Brunner
Pérez 2020 im Zweikampf mit Max Verstappen

Pérez 2020 im Zweikampf mit Max Verstappen

​Red Bull wird am 18. Dezember offiziell machen: Bei Red Bull Racing fährt neben Max Verstappen 2021 Sergio Pérez. Der Mexikaner ist Meister des Reifen-Managements, Punktegarantie und Team-Retter.

Sergio Pérez erhält nochmals eine Chance in einem Top-Team. Vor Jahren hoffte der Mexikaner als Mitglied der Nachwuchsförderung bei Ferrari auf Siege und WM-Titel. Aber der zu Sauber in die Formel-1-Ausbildung geschickte Mittelamerikaner ein Angebot von McLaren erhielt, konnte er nicht widerstehen. Die Saison 2013 wurde eine Enttäuschung: nur WM-Elfter, das war schlechter als 2012 mit Sauber. Heute sagt Pérez: «Der Wechsel zu McLaren kam zu früh, ich war noch nicht bereit für ein Spitzenteam.»

2020 schlug die grosse Stunde des inzwischen 30-Jährigen: Er gewann den tubulenten Grossen Preis von Sakhir. Anschliessend blieb er lange auf dem Siegerpodest sitzen, in Gedanken versunken. «Ich dachte an all die entbehrungsreichen Jahre zu Beginn meiner Karriere, an die Menschen, die mich begleitet haben, an Momente der Verzweiflung, als mir Zweifel kamen, ob ich je ein Rennen gewinnen würde. Ich brauchte diese Minuten.»

Sergio «Checo» Pérez Mendoza begann seine Karriere im Alter von sechs Jahren im Kartsport und stürmte durch die einzelnen Klassen. 2004 startete er in den USA als Nachwuchsfahrer der mexikanischen Escuderia Telmex in der Skip Barber National-Meisterschaft. 2005 ging er nach Europa und wurde in der deutschen Formel BMW Vierzehnter. «Ich war mutterseelenalleine in Deutschland, es war keine einfache Zeit», sagt der Mexikaner heute. Ein Jahr später startete Pérez für das Team ADAC Berlin-Brandenburg in der deutschen Formel BMW und beendete die Saison als Sechster.

Nach zwei Rennen mit dem mexikanischen Team in der A1GP-Serie im Winter 2006/2007 wechselte Pérez 2007 in die britische Formel-3-Meisterschaft und holte mit 14 Siegen in 21 Rennen auf Anhieb den Titel in der nationalen Klasse. In der internationalen Klasse wurde er 2008 Vierter. 2009 startete Sergio Pérez mit Arden International in der GP2-Serie, ein Sieg blieb ihm aber verwehrt. Seine besten Ergebnisse feierte er mit den Plätzen 3 und 2 in Valencia. 2010 blieb er in der GP2, fuhr aber neben Giedo van der Garde für Barwa Addax, das Nachfolgeteam von Campos Grand Prix. Am zweiten Rennwochenende in Monaco holte Pérez im Hauptrennen seinen ersten Saisonsieg. Mit vier weiteren Siegen in Silverstone, Hockenheim, Spa-Francorchamps und Abu Dhabi wurde er am Ende der Saison Zweiter hinter Pastor Maldonado.

Im November fuhr er für Sauber seinen ersten Formel-1-Test und wurde von den Schweizern für 2011 unter Vertrag genommen, erneut war die Telekommunikationsfirma Telmex Steigbügelhalter. Außerdem bekam er einen Fördervertrag bei Ferrari.

Seine erste Saison in der Königsklasse startete für den Mexikaner unglücklich. Erst beim fünften Saisonrennen in Spanien holte Pérez als Neunter offiziell seine ersten Punkte in der Formel 1. Das folgende Rennen, den Grand Prix von Monaco, musste sich Sergio Pérez von Krankenbett aus ansehen. Er war im Qualifying in Monte Carlo ausgangs des Tunnels nach einem Fahrfehler seitwärts in die Begrenzungsmauer eingeschlagen und hatte sich eine Gehirnerschütterung und eine Stauchung am Oberschenkel zugezogen. Am Ende seines Debütjahres in der Formel 1 war er als 16. der Fahrerwertung gelistet.

2012 blieb Sergio Pérez bei Sauber und sammelte beim zweiten Rennen der Saison in Malaysia seine ersten Führungsrunden. Bei wechselnden Wetterbedingungen jagte er den führenden Fernando Alonso und war drauf und dran, den Grand Prix sensationell zu gewinnen. Nach einem Fahrfehler kurz vor Schluss kam er jedoch 2,2 Sekunden hinter dem Ferrari als Zweiter ins Ziel und stand zum ersten Mal in der Formel 1 auf dem Podium. Im Laufe der Saison folgten noch zwei weitere Podestplatzierungen: In Kanada als Dritter und in Italien als Zweiter.

In Monza festigte Pérez seinen Ruf als Meister im Umgang mit den empfindlichen Formel-1-Reifen, die Leute begannen ihn «Reifenflüsterer» zu nennen. Diesen Ruf hat Sergio fortan in Dutzenden von WM-Läufen gefestig: Nur wenige Fahrer im Feld konnten so behutsam mit ihren Walzen umgehen.

2013 sollte Sergio Pérez als Nachfolger von Lewis Hamilton bei McLaren der Durchbruch gelingen, doch es kam anders. McLaren war auf dem absteigenden Ast, die Chemie stimmte nicht zwischen Fahrer und Team und auch nicht zwischen Pérez und Jenson Button.

Für McLaren hatte Pérez seinen Fördervertrag bei Ferrari sausen lassen, nun stand er vor den Trümmern seiner Karriere. Am 13. November 2013 bestätigte Sergio Pérez, dass er McLaren zum Jahresende verlassen würde, er heuerte im Dezember für bei Force India als Teamkollege von Nico Hülkenberg an. Es galt, die Karriere neu aufzubauen.

In seiner ersten Saison mit Force India erwies sich Pérez als etwas inkonstant, er rettete seine Saison jedoch mit dem tollen dritten Rang im Thriller von Bahrain – es war der einzige Podestplatz von Force India in der Saison 2014. Pérez wurde WM-Zehnter, einen Rang hinter Nico Hülkenberg. 2015 konnte Sergio den Spiess umdrehen. Erneut war er es, der den einzigen Podestplatz von Force India sichern konnte: mit Rang 3 in Russland. Er wurde WM-Neunter, einen Rang vor Hülkenberg. 2016 und 2017 liess Pérez jeweils den siebten WM-Schlussrang folgen, er wurde zu einem jener Piloten, die konstant und verlässlich auf hohem Niveau fahren, eine Punktegarantie, sofern es das Auto zulässt.

Eine seiner bemerkenswertesten Leistungen spielte sich abseits der Rennstrecke ab: Wir erleben es nicht oft, dass ein Rennstall unter Mitwirkung eines Formel-1-Fahrers in den Gläubigerschutz getrieben wird!

In einem offenen Brief erklärt Sergio Pérez im Sommer 2018: «Force India befand sich schon seit geraumer Zeit in einer finanziell kritischen Situation. Am vergangenen Mittwoch wurde in London ein Gläubiger vor Gericht vorstellig, um gegen Force India ein Konkursverfahren einzuleiten. Hätte der Richter diesem Antrag zugestimmt, wäre die Firma mit sofortiger Wirkung geschlossen worden und alle Beschäftigten hätten ihre Arbeit verloren.»

«Ich bin selber Gläubiger des Teams. Also habe ich nach einem anderen legalen Weg gesucht, und der ist gemäss englischen Recht zum Glück möglich. Die kontrollierte Insolvenz erlaubt es einer Firma dank Gläubigerschutz, den Betrieb aufrecht zu erhalten, während ein neuer Besitzer gesucht wird.»

«Wir mussten sehr schnell vorgehen. Zum Glück erhielten wir am Freitag einen Gerichtstermin. Mit Unterstützung von Mercedes und BWT haben wir dann diesen Weg beschritten. Als Ergebnis befindet sich der Rennstall jetzt unter Gläubigerschutz. Ein Zwangsverwalter prüft, wie der Rennstall am besten in neue Hände kommt. 400 fabelhafte Mitarbeiter können weitermachen. Anstrengende Monate liegen hinter uns, aber es war mir wichtig, dass wir für das Team das Richtige tun, für einen Rennstall, der eine leuchtende Zukunft vor sich hat.»

Der Schachzug ging auf: In der begleiteten Zahlungsunfähigkeit konnte ein Konkursverwalter neue Investoren suchen, fündig wurde er in einer Gruppe von Geschäftsleuten um den Kanadier Lawrence Stroll. Der Rennstall wurde gerettet und trat fortan als Racing Point an. Sergio Pérez blieb.

Als klar war, dass Sebastian Vettel bei Ferrari keinen neuen Vertrag mehr erhalten würde, warf Racing Point-Teamchef Otmar Szafnauer die Angel aus. Teambesitzer Lawrence Stroll war inzwischen bei der Sportwagenfirma Aston Martin eingestiegen, ab 2021 werden die Rennwagen Aston Martin heissen.

Da im zweiten Rennwagen Lawrence Strolls Sohn Lance sitzt, wusste Sergio Pérez schon früh: «Wenn einer gehen muss, dann ist doch klar, wer das sein wird.» Anfang September wurde Vettel als 2021er Fahrer von Aston Martin verkündet.

Damit wurde Sergio Pérez frei, und Red Bull Racing holt den routinierten, 191fachen GP-Teilnehmer. Er soll für die vierfachen Weltmeister erreichen, was Alex Albon nicht gelange – regelmässige Spitzenplatzierungen.

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