Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Sergio Pérez (Red Bull Racing): «15 Jahre gewartet»

Von Mathias Brunner
Sergio Pérez: Sitzprobe bei Red Bull Racing

Sergio Pérez: Sitzprobe bei Red Bull Racing

​Es gibt Momente, da muss sich Sergio Pérez in den Arm kneifen: Passiert das alles wirklich? Es war ein langer Weg von einer Kartbahn in Guadalajara ins Rennwagenwerk von Red Bull Racing, ein 15 Jahre langer Weg.

Sergio Pérez arbeitet mit Volldampf an seiner ersten Saison in Diensten von Red Bull Racing. Der 30jährige Mexikaner weilt derzeit im Rennwagenwerk von Red Bull Racing in Milton Keynes. Der WM-Vierte von 2020 erzählt: «Ich habe schon viel Zeit mit den Technikern verbracht und zahlreiche Stunden im Rennsimulator. Das ist 2021 noch wichtiger als zuvor, weil wir nur drei Wintertesttage erhalten, eineinhalb für Max, eineinhalb für mich. Das ist hochseriöse Vorbereitung gefragt und grosse Anpassungsfähigkeit.»

Beides hat der Sakhir-GP-Sieger 2020 in frühen Jahren gelernt. Der 30jährige Mexikaner sagt: «Ich kam schon als kleiner Junge mit dem Rennsport in Berührung, weil mein Vater für den Rennfahrer Adrián Fernández arbeitete. Ich wusste sehr früh, dass ich ebenfalls ein Racer werden wollte.» Aber der Weg von einer Kartbahn in Guadalajara ins Rennwagenwerk der vierfachen Weltmeister von Red Bull Racing war lang und steinig.

Pérez lernte, dass Rennsport gleichbedeutend ist mit Entbehrung. «Als Knirps legte ich lange Distanzen zurück, meist mit meinem Vater und meinem Bruder. Es war keine Seltenheit, dass wir zehn bis fünfzehn Stunden unterwegs waren, um zu einer Rennstrecke zu gelangen. Woche um Woche.»

Der Sprung nach Europa gelang dank des Motorsportprogramms des Unternehmers Carlos Slim. Sergio weiter: «Ich war 15 Jahre lang und reiste mutterseelenalleine nach Europa. Meine Eltern verabschiedeten mich am Flughafen von Toluca bei Mexiko-Stadt, danach war ich auf mich alleine gestellt.»

Pérez landete schliesslich in Vilsbiburg in Deutschland, es war keine einfache Zeit. «Mein Budget war schmal, aber ich hatte Glück. Mein damaliger Teamchef besass ein Restaurant, und ich konnte über der Gaststube zusammen mit den Köchen wohnen. In meiner Freizeit ging ich ihnen sogar zur Hand, sie versuchten dafür, mir ein paar Brocken Deutsch beizubringen. Das hat nicht so gut funktioniert. Dafür ass ziemlich oft Schnitzel und Apfelstrudel.»

Es gab Momente, da hat Sergio an sich gezweifelt. «Ich dachte oft ans Aufgeben. Ich hatte alles hinter mir gelassen – Freunde, Familie, Kultur. Ich ertappte mich beim Gedanken: ‚Die Formel 1 ist einfach zu weit entfernt. Warum lass ich das alles nicht sausen, reise zurück nach Mexiko und führe ein normales Leben?’ Nur durch die Unterstützung meiner Familie habe ich mich durchgebissen. Es war hart. Ich war einsam. Aber letztlich brannte das Feuer für den Rennsport eben doch zu stark, um aufzugeben.»

Jahre später, 2011, machte sich Pérez schon in seinem ersten Grand Prix einen Namen als Reifenflüsterer. Rang 7 in Australien ging darauf zurück, dass er es als Einziger mit einer Einstoppstrategie ins Ziel schaffte. Leider gingen die Punkte flöten, weil nach dem WM-Auftakt die Heckflügel der Sauber-Renner nicht dem Reglement entsprachen.

Pérez erinnert sich: «Am meisten haute mich in der Formel 1 um, dass du auf einmal mit so vielen Technikern arbeitest, und jeder fordert zu seinem Fachbereich ganz exakt Auskunft. Es war auch etwas gewöhnungsbedürftig, wie das öffenliche Interesse an dir explodiert.»

Zehn Jahre nach dem GP-Debüt mit Sauber ist Pérez ein alter Formel-1-Hase, in 191 WM-Läufen gestählt. «Unglaublich, wie schnell die Zeit verfliegt.» Bisheriger Höhepunkt: WM-Rang 2020 nach seinem ersten GP-Sieg in Sakhir.

Provisorischer Formel-1-Kalender 2021

Präsentationen
22. Februar: Alfa Romeo in Warschau

Wintertests
12.–14. März in Sakhir, Bahrain

Saison
28. März: Sakhir, Bahrain
18. April: Imola, Italien
02. Mai: Termin offen (ev. Portimão, Portugal)
09. Mai: Barcelona, Spanien
23. Mai: Monte Carlo, Monaco
06. Juni: Baku, Aserbaidschan
13. Juni: Montreal, Kanada
27. Juni: Le Castellet, Frankreich
04. Juli: Spielberg, Österreich
18. Juli: Silverstone, Grossbritannien
01. August: Budapest, Ungarn
29. August: Spa, Belgien
05. September: Zandvoort, Niederlande
12. September: Monza, Italien
26. September: Sotschi, Russland
03. Oktober: Singapur, Singapur
10. Oktober: Suzuka, Japan
24. Oktober: Austin, USA
31. Oktober: Mexiko-Stadt, Mexiko
07. November: São Paulo, Brasilien
21. November: Melbourne, Australien
05. Dezember: Dschidda, Saudi-Arabien
12. Dezember: Yas Marina, Abu Dhabi



Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Dr. Helmut Marko: «Wir wissen, was zu tun ist»

Von Dr. Helmut Marko
Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko blickt in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne auf die Saison zurück und erklärt, wie sich Max Verstappen weiter verbessern konnte. Und er sagt, warum wir uns auf 2025 freuen dürfen.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Di. 24.12., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 03:55, Motorvision TV
    On Tour
  • Di. 24.12., 05:10, Motorvision TV
    US Pro Pulling
  • Di. 24.12., 05:15, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Di. 24.12., 05:15, Hamburg 1
    car port
  • Di. 24.12., 05:35, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Di. 24.12., 06:00, Motorvision TV
    Australian Motocross Championship
  • Di. 24.12., 09:50, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Di. 24.12., 10:00, Eurosport 2
    Motorsport: 24-Stunden-Rennen von Le Mans
» zum TV-Programm
6.762 20111003 C2312212013 | 9