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Günther Steiner (Haas): «Schumacher nicht bevorzugt»

Von Mathias Brunner
​Haas-Teamchef Günther Steiner sagt ehrlich, wie es um die Chancen der US-Amerikaner in der WM 2021 steht. Und der Südtiroler umreisst, was er von Mick Schumacher und Nikita Mazepin erwartet.

Wenn wir den Charakter von Günther Steiner in einem Wort beschreiben müssten, dann würden wir sagen – Pragmatiker. Der Haas-Teamchef bleibt immer auf dem Teppich, sagt klipp und klar, was Sache ist, auch wenn es weh tut, dem Südtiroler sind PR-Gewäsch und Schönfärberei zuwider.

Also sprechen wir von den Piloten, denn da gibt es viel zu sagen: Haas trat in den letzten Jahren mit den routinierten Romain Grosjean und Kevin Magnussen an, jetzt gehen sie mit dem Rookies Mick Schumacher und Nikita Mazepin an den Start. Was müssen die beiden in der kommenden GP-Saison alles lernen, damit sie von Oberlehrer Steiner ein gutes Zeugnis ausgestellt erhalten?

Günther Steiner antwortet auf die Frage von SPEEDWEEK.com im Rahmen einer Videokonferenz: «Sie sollen Fortschritte machen. Sie kommen in die Formel 1 mit dem notwendigen Talent, aber das technische Verständnis und der Umgang mit den ganzen Technikern ist kompliziert, viel komplizierter als in jeder anderen Rennkategorie. Sie sollen eine Lernphase durchmachen. Du merkst bei einem jungen Piloten an der Art und Weise, wie er mit Informationen umgeht, ob er noch am Lernen ist. Mick und Nikita sollen bis zum Schluss der Saison Annäherungsängste an ihre Aufgaben abgelegt haben. Wenn man in die Formel 1 hochrückt, dann kommen sehr viele neue Aufgaben auf einen jungen Piloten zu, da hat man immer ein wenig Angst und ist unsicher. Die beiden sollen Selbstvertrauen aufbauen.»

Wie lassen sich solche Annäherungsängste vermeiden? Steiner: «Durch das Aufbauen von gegenseitigem Vertrauen. Zum Glück haben wir Videokonferenzen, die reichlich genutzt werden, um das Verständnis fürs Auto zu vertiefen. Mick und Nikita verbringen viel Zeit mit den Technikern.»

«Normalerweise kann sich ein Pilot an einen erfahrenen Stallgefährten anlehnen. Das können Nikita und Mick nicht. Also müssen wir uns als Team mehr Zeit nehmen, sie zu führen. Ich sehe das wirklich ein wenig wie in die Schule gehen.»

«Grundsätzlich ist es schön, mit Mick Schumacher zu arbeiten. Sein Vater ist eine Legende. Ich freue mich darauf, mehr mit Mick zu arbeiten. Corona hat unser aller Leben geprägt, deswegen habe ich nicht so viel Zeit mit Schumacher verbringen können, wie das in einer normalen Welt der Fall gewesen wäre. Aber wir werden in Bahrain schon im Rahmen der Tests die Gelegenheit haben, uns besser kennenzulernen.»

«Ich bin voll darauf vorbereitet, dass wir mit zwei jungen Piloten auch die eine oder andere Schwierigkeit antreffen werden. Aber das gehört auch dazu, wenn wir sie bestmöglich für unsere gemeinsame Zukunft vorbereiten.»

Dem kommenden Rummel um Schumacher sieht Steiner gelassen entgegen: «Wir werden uns nicht anders verhalten als sonst. Wir werden offen sein. Wir werden alles ehrlich auf den Tisch bringen, davor haben wir keine Angst.»

Mick hat in Abu Dhabi für Haas getestet, als Ferrari-Junior sitzt er regelmässig im Simulator der Italiener, er ist in Fiorano einen zwei Jahre alten Renner gefahren. Sein Erfahrungsschatz ist grösser als jener von Mazepin, wird er bevorteilt? «Es ist kein systematischer Vorteil», antwortet Günther Steiner, «das hat sich einfach so ergeben. Wir haben versucht, auch mit Nikita etwas auf die Beine zu stellen, aber die ganzen Reise-Einschränkungen und Quarantäne-Vorschriften haben das letztlich verunmöglicht. Für Mick hat sich ein Vorteil ergeben, das ist wahr, aber ich erwarte, dass Mazepin das sehr schnell wettmachen kann.»

Bleibt es dabei, dass der Wagen von Mick Schumacher im Laufe der Saison nicht weiterentwickelt wird? Steiner sagt: «Grundsätzlich haben wir natürlich entwickelt, um uns dem geänderten Reglement anzupassen. Wir sind da auch noch am Bauen von neuen Teilen. Der Wagen beim Bahrain-Test wird also nicht ganz der gleiche sein wie jener am Bahrain-GP-Wochenende. Und ob wir alle Teile bis zum WM-Beginn fertig haben werden, steht auch noch nicht fest. Die kommen spätestens in Imola ans Auto. Aber aerodynamischer Stand Imola wird dann aerodynamikscher Stand beim WM-Finale Abu Dhabi sein. Mit nur einer Ausnahme: Sollten wir mit einem bestimmten Bauteil Sorgen bekommen, dann werden wir das natürlich korrigieren.»

Das Saisonziel von Haas gemäss Günther Steiner: «Wenn wir Ende 2021 zwei Fahrer haben, die bereit sind für die Saison 2022, dann sind wir glücklich. Für uns zählt jeder Punkt, und natürlich wollen wir so viele wie möglich sammeln. Aber an Zahlen knüpfte ich das nicht.»

Provisorischer Formel-1-Kalender 2021

Präsentationen
05. März: Williams (Internet)
10. März: Ferrari Auto (Internet)

Wintertests
12.–14. März in Sakhir, Bahrain

Saison
28. März: Sakhir, Bahrain
18. April: Imola, Italien
02. Mai: Portimão, Portugal
09. Mai: Barcelona, Spanien
23. Mai: Monte Carlo, Monaco
06. Juni: Baku, Aserbaidschan
13. Juni: Montreal, Kanada
27. Juni: Le Castellet, Frankreich
04. Juli: Spielberg, Österreich
18. Juli: Silverstone, Grossbritannien
01. August: Budapest, Ungarn
29. August: Spa, Belgien
05. September: Zandvoort, Niederlande
12. September: Monza, Italien
26. September: Sotschi, Russland
03. Oktober: Singapur, Singapur
10. Oktober: Suzuka, Japan
24. Oktober: Austin, USA
31. Oktober: Mexiko-Stadt, Mexiko
07. November: São Paulo, Brasilien
21. November: Melbourne, Australien
05. Dezember: Dschidda, Saudi-Arabien
12. Dezember: Yas Marina, Abu Dhabi

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