MotoGP: Wie sich Jorge Martins Leben veränderte

Karl Wendlinger: «Vettel hat den Zenit überschritten»

Von Gerhard Kuntschik
Karl Wendlinger

Karl Wendlinger

​Als früherer Formel-1-Pilot verfolgt AMG-Markenbotschafter Karl Wendlinger (52) die Königsklasse noch immer genau. Der Tiroler spricht über seine Eindrücke von den Wintertestfahrten in Bahrain.

Auch Karl Wendlinger hat die dreitägigen Wintertests auf dem Bahrain International Circuit mit grossem Interesse verfolgt. Dem 41fachen GP-Teilnehmer und FIA-GT-Champion von 1999 ist Vieles aufgefallen.

Karl, wird in der neuen Saison alles beim Alten bleiben oder erleben wir Überraschungen?

Die wenigen Regeländerungen bei Unterboden und hinterer Bremsbelüftung sowie die neuen Reifen werden geringe Verschiebungen bringen, doch grosse Veränderungen erwarte ich nicht. Die Fragen sind: Wie nahe ist Red Bull Racing dran? Wie funktionieren die unterschiedlichen Konzepte beim Radstand? Wie gut ist der neue Honda-Motor? Vielleicht gelingt Red Bull Racing-Honda das Aufschließen zu Mercedes.

Dass Red Bull Racing stark sein wird nach dem Finish in Abu Dhabi vor drei Monaten und wenigen Reglementänderungen, das war zu erwarten. Dass der neue Honda-Motor so problemlos funktioniert und klar mehr Leistung hat, eher nicht. Für die Verbesserung Hondas spricht auch die Leistung von AlphaTauri.

Und was ist mit Mercedes?

Der neue Wagen scheint instabil zu sein. Aber ich warne davor, Mercedes schon im Hintertreffen zu sehen. Wir haben so etwas bei Tests schon erlebt, und dann fuhren sie in Melbourne allen um die Ohren.

Was denkst du über die Verfolger?

Die wenigen Kilometer und die Probleme bei Aston Martin waren auffällig und so nicht zu erwarten. McLaren zeigte sich stark wie erwartet, und AlphaTauri war für mich sehr beachtlich, auch wie sich Rookie Yuki Tsunoda präsentiert. Ferrari hat zugelegt, aber ich zweifle, ob das für den Angriff auf die ersten Drei reichen wird. Bei einem direkten Vergleich war Kimi Räikkönen im bei Sauber gebauten Alfa Romeo besser als Sainz. Alfa dürfte sich gesteigert haben und könnte in Richtung Mittelfeld aufschließen. Das Heckdesign, das Alpine verwendet, ist konträr zu allen anderen. Alles in allem wird das beim Auftakt sehr spannend.

Wie wird sich Sergio Pérez bei Red Bull Racing schlagen?

«Checo» muss clever sein. Er darf nicht versuchen, sich sofort mit Max zu messen. Der Vorteil für ihn ist: Im Vorjahr gab es Probleme bei Red Bull Racing mit dem Datenabgleich zwischen Windkanal und Strecke, Verstappen überfuhr das Auto zeitweise, wie wir das sagen, und kam dennoch damit zurecht, während Alex Albon das nicht schaffte. Wenn es dieses Problem heuer nicht gibt, hat Pérez mit einem gutmütigeren Auto eine bessere Ausgangsposition. Damit ist die Situation des Teams insgesamt besser. Aber ich glaube dennoch, dass Verstappen klar das Tempo angeben wird.

Pérez darf sich nicht zu viel Druck machen. Verstappen ist ein sensationeller Fahrer, aber manchmal noch immer zu ungestüm, wie man etwa in Istanbul letztes Jahr sah. Pérez könnte mit seiner reifenschonenden Fahrweise einen Vorteil haben.

Wie siehst du das Duell Aston Martin mit Vettel gegen McLaren mit Ricciardo?

McLaren zeigt sich stark, mit Andreas Seidl an der Schaltstelle gelang eine kontinuierliche Steigerung, und jetzt haben sie den Mercedes-Motor. Andererseits musste man dafür das Auto, das bisher sehr gut funktionierte, adaptieren. Dennoch schätze ich McLaren hoch ein. Ricciardos Fähigkeiten als echter Racer sind unbestritten.

Für Vettel ist das wohl die letzte Chance in der Formel 1. Er litt bei Ferrari unter einem schlechten Auto und einem Umfeld, in dem er nicht mehr verwöhnt wurde. Er wurde als Nummer 1 geholt, um Weltmeister zu werden, doch dann stellte sich heraus, das funktioniert nicht, und noch dazu kommt ein Junger, der ganz stark ist, dann ist die Chance dahin. Ich würde sagen: Seb hat den Zenit überschritten.

Aston Martin hat große Ambitionen, man wollte Vettel unbedingt und wird wohl alles dafür tun, dass er wieder der Alte wird. Aber reichen die Ressourcen des Teams, wirtschaftlich, personell und technisch, dass man nach ganz vorn kommt? Eigentlich hätte ich vom pinkfarbenen Mercedes 2020 mehr erwartet als schlussendlich trotz des Sieges von Pérez in Bahrain herauskam.

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