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Kurt Bergmann: Lehrmeister einer ganzen Generation

Kolumne von Rainer Braun
Gratulanten zum 80. Geburtstag (von links): Rainer Braun, Erich Breinsberg, Niki Lauda, Dr. Helmut Marko, Jubilar Kurt Bergmann, Peter Peter, Helmut Zwickl, Dieter Quester und der ehemalige Formel V-Europa-Chef Anton Konrad

Gratulanten zum 80. Geburtstag (von links): Rainer Braun, Erich Breinsberg, Niki Lauda, Dr. Helmut Marko, Jubilar Kurt Bergmann, Peter Peter, Helmut Zwickl, Dieter Quester und der ehemalige Formel V-Europa-Chef Anton Konrad

Eine ganze Rennfahrer-Generation der Jahre 1966 bis 1982 trauert um ihren ehemaligen Lehrmeister, Teamchef und Förderer, den legendären Rennstall-Chef von Kaimann – Kurt «Master» Bergmann.

Der legendäre Kaimann-Konstrukteur und Rennstall-Chef Kurt «Master» Bergmann aus Wien ist im Alter von 92 Jahren am Abend des 4. Juni 2021 friedlich eingeschlafen. Damit ist ein besonders erfülltes Leben zu Ende gegangen.

«Master Bergmann», wie ihn fast alle nannten, ist jetzt mit dem Rest seiner Familie wieder vereint. Seine Frau Hannerl und sein Sohn Peter sind schon viele Jahre vor ihm gegangen.

In den letzten Jahren hat sich sein Lieblingsfahrer Erich Breinsberg hingebungsvoll um ihn gekümmert und am Ende auch für eine gute Vollzeit-Pflege gesorgt.

Breinsberg, der mit Bergmanns Kaimann-Rennwagen 1970 und 71 Europameister wurde, war es auch, der die runden und halbrunden Geburtstagsfeiern seines alten Chefs organisierte und in den Räumen seiner großen VW-Niederlassung in Wien-Eßling gleich neben dem Schauplatz der großen Flugplatzrennen Aspern ausrichtete. Zuletzt hatten sich zum 80., 85. und 90. Jubeltag jeweils viele seiner ehemaligen Kaimann-Piloten eingefunden.

Ob sie nun Niki Lauda, Keke Rosberg, Helmut Marko, Harald Ertl oder Helmut Koinigg hießen – in der Blütezeit der großen Formel V- und Super V-Bewegung Ende der 1960er und Anfang der 1970er-Jahre hatten Bergmanns VW-Renner das Sagen beim Siegen.

Sein Formel V-Rennstall begründete nicht nur die weltweit gefürchtete Überlegenheit der Österreicher, sondern sorgte auch für den frühen Ruhm zahlreicher späterer Weltklassepiloten.

Spätere Superstars wie Niki Lauda oder Keke Rosberg zeigten stets Respekt und Bewunderung für den Mann mit dem markanten Stoppelhaarschnitt.

«Das erste, was der Niki abgeliefert hat», erinnerte sich Bergmann einmal grinsend, «war ein krummes Auto nach einem wunderschönen Looping in Aspern.»

Als Bergmanns Lieblingspiloten kristallisierten sich drei Österreicher heraus heraus: Erich Breinsberg («Der war am längsten bei mir und am pflegeleichtesten»), Dr. Helmut Marko («Der Schnellste, aber auch Schwierigste») und Günther Huber («Technisch der Beste»).

Persönlich am meisten traf Bergmann der Tod seines ehemaligen Super V-Talents Helmut Koinigg 1974 im Formel-1-Surtees beim Grossen Preis von Kanada. Und die brutale Massenkarambolage 1973 am Nürburgring, wo auf der Döttinger Höhe wegen eines lokal begrenzten Regenschauers das halbe Super V-Startfeld ungebremst ineinander krachte. Es war ein fürchterliches Schlachtfeld, einige Auto brannten, es gab viele Verletzte.

Nach Ende der Formel V-Ära 1982 wurde Bergmann noch einige Jahre von Volkswagen als Technischer Kommissar für den Polo-Cup eingesetzt, ehe er sich ganz vom Motorsportparkett zurückzog. Mit neuen Hobbys war er bis ins hohe Alter völlig ausgelastet: Er baute ferngesteuerte Modell-Hubschrauber und U-Boote.

Nach Niki Lauda ist mit Kurt Bergmann ein weiterer großer Österreicher von der Motorsport-Bühne abgetreten. Neben vielen ehemaligen jungen Rennfahrern, die im Kaimann-Rennstall ihre erste Chance bekamen, gehöre auch ich zu jenen, die das Privileg hatten, unter des Masters strengem Regiment, immer gepaart mit einer guten Portion Wiener Schmäh, mehrere Jahre in seinem Kaimann-Team fahren zu dürfen. Kurt Bergmann hat uns allen, die wir mit ihm zu tun hatten, so viel ermöglicht und gegeben.

Sein Tod lässt seine vielen Freunde, die große Formel V-Gemeinde und die ganze Motorsportwelt zwar trauern, aber es ist tröstlich zu wissen, dass er ein gutes, langes und erfülltes Leben hatte. Still und ohne Schmerzen hat er sich nun für immer verabschiedet.

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