Valentino Rossi sucht das Glück

Trotz Titelpleite: Darum macht Lewis Hamilton weiter

Von Andreas Reiners
Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

Lewis Hamilton schweigt nach dem irren und kontroversen Saisonfinale der Formel 1. Greift er nächstes Jahr noch einmal an? Keiner weiß es ganz genau. Wir sagen, welche Gründe dafür sprechen, dass Hamilton weitermacht.

Schlechter Verlierer: Hamilton hat sich eigentlich als fairer Verlierer gezeigt, hat Größe bewiesen, als er Max Verstappen unmittelbar nach dem Rennen gratuliert hat. Es gab kein böses Wort, keine Vorwürfe. Sollte er nun zurücktreten, gäbe es möglicherweise den Beigeschmack, dass der Brite sich doch wie eine beleidigte Leberwurst aus dem Sport zurückzieht. Die Reaktion eines Champions wäre es fraglos nicht.

«Das Schweigen ist da, weil ihm auch einfach die Worte fehlen», sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff, ein enger Vertrauter Hamiltons: «Es wird eine lange Zeit brauchen, um das zu verdauen, was da am Sonntag passiert ist. Ich denke nicht, dass wir je darüber hinwegkommen. Das ist unmöglich. Ganz besonders nicht für ihn als Fahrer.»

Verdauen: Wie verdaut man Niederlagen am besten? Indem man sie vergessen macht. Soll heißen: Mund abputzen, schütteln, sammeln – und dann wieder angreifen. Damit die Erinnerungen an Abu Dhabi schneller verblassen.

Vertrag: Ja, es gibt auch ganz schnöde Gründe wie den Vertrag, der noch bis 2023 läuft. Zwar sind Verträge in der Formel 1 oft nicht das Papier wert, auf dem sie festgehalten werden – doch natürlich geht es dabei auch um Geld. Jede Menge Geld. Denn Hamilton soll mit einem Jahresgehalt von 40 Millionen Dollar mit Abstand der Top-Verdiener sein.

Rivale: Die neue Rivalität mit Max Verstappen hat es in sich. Zwei unterschiedliche Generationen, zwei verschiedene Typen, zwei Fahrweisen – Hamilton vs. Verstappen wurde 2021 mit dem legendären Duell Ayrton Senna vs. Alain Prost verglichen. Eine Fortsetzung des intensiven Zweikampfs wird auch Hamilton erleben wollen – dafür ist er schließlich Rennfahrer geworden.

Reglement: 2022 bekommt die Formel 1 ein neues Reglement, und in dem Zuge auch neue Autos, neue Herausforderungen, Überraschungen. Die Königsklasse als Wundertüte – für Fahrer wie Hamilton kann das noch einmal eine neue Motivation mit sich bringen.

Beweis: Denn der Beweis, dass Hamilton auch gegen einen ebenbürtigen Gegner aus einem anderen Team bestehen kann, steht noch aus. Immer wieder schwang ja der Vorwurf mit, dass der 36-Jährige ohne seinen Silberpfeil nicht mehr ganz so dominant sei im Kampf gegen die Konkurrenz. Die Kräfteverhältnisse für 2022 sind noch komplett offen, wenn der Plan der Formel-1-Verantwortlichen aufgeht, gibt es für Hamilton den einen oder anderen Gegner mehr. Aber nicht nur bei anderen Teams.

Noch ein Rivale: Denn was man nicht vergessen darf: 2022 bekommt Hamilton in George Russell einen neuen Teamkollegen, einen jungen Wilden, ein hungriges Top-Talent, das Hamilton Mercedes-intern gefährlich werden könnte. Auch hier gilt: Eine ideale Chance, Kritiker, die glauben, er gehöre zum alten Eisen, mundtot zu machen. Er kann beweisen, dass er tatsächlich der beste Fahrer der Formel 1 ist.

Rekorde: Keiner hat mehr Siege und Pole Positions (jeweils 103) geholt als Hamilton, mit Michael Schumacher zusammen ist er Rekordweltmeister (7 Titel) - Hamilton sei für ihn der «größte Fahrer aller Zeiten», sagte Wolff. Fehlt nur noch der achte Titel, der ihn zum alleinigen Rekordchampion machen würde. Lässt sich Hamilton diese historische Chance entgehen?

Aber: Hamiltons Werte und Überzeugungen seien in Abu Dhabi «mit Füßen getreten» worden, sagte Wolff. «Ich hoffe sehr, dass Lewis weiterfährt. Und ich denke, als Rennfahrer wird sein Herz sagen, ich muss weitermachen, denn er ist auf dem Höhepunkt seines Könnens», sagte Wolff, 100 Prozent sicher kann der Österreicher aber natürlich nicht sein. «Ich muss einfach alles tun, was ich kann, um ihm zu helfen, diese aktuellen Gefühle zu überwinden, damit er im nächsten Jahr gestärkt zurückkehren kann», sagte Wolff: «Mit der Liebe zum Sport und dem Vertrauen in die Entscheidungsfindung des Sports. Wir wünschen uns sehr, dass dies der Fall sein wird.»


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