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Stirling Moss ohne WM-Titel: Fairness vor Ehrgeiz

Kolumne von Uwe Mahla
​Stirling Moss wäre am 17. September 94 Jahre alt geworden. Der Engländer wird als bester Rennfahrer bezeichnet, der nie Formel-1-Weltmeister wurde. Das liegt auch an seinem ausgeprägten Sinn für Fairness.

Schon mehrfach habe ich davon erzählt, dass es letztlich Stirling Moss war, der den Grundstein für meine Liebe zum Motorsport gelegt hat. Ich hatte ihn 1955 beim Großen Preis der Niederlande in Zandvoort am Zaun meines Kindergartens vorbeihuschen gesehen – als Zweitplatzierten, knapp hinter seinem Mercedes-Stallgefährten Juan Manuel Fangio.

Von da an war Moss mein Held und das umso mehr, als er mir sehr umfänglich auf meinen Brief als 13-Jähriger auf die Frage antwortete, was ich tun müsste, um so ein großer Rennfahrer wie er zu werden.

Ich habe auch schon mal geschrieben, wie ich – inzwischen Rennreporter – Ende der 1970er-Jahre in Le Mans Moss mit der direkten Ansprache amüsierte, ihm 1959 einen Brief geschrieben zu haben. Moss: «Ach, du warst das ...»

Stirling Moss führt einen seltsamen Superlativ in seiner Vita: Mit vier zweiten Rängen in der Formel-1-WM von 1955 bis 1958 (dazu dritten Schlussrängen 1959 bis 1961) sowie 16 Grand-Prix-Siegen ist er der erfolgreichste Fahrer, der nie Weltmeister wurde.

Moss, der in seinen besten Jahren alle schlagen konnte, war der schicksalsgeschlagene ewige Zweite. All seine grandiosen Siege, seine überlegenen Rennen reichten nicht aus, auch nur einmal Formel-Weltmeister zu werden.

Eine Story, welche die wahre Größe dieses Sportsmannes widerspiegelt, habe ich noch nie gewürdigt. Als wäre das nicht schon Schicksal genug, brachte er sich einmal selbst um die Chance, den wichtigsten aller Motorsport-Titel zu gewinnen, den Formel-1-WM-Titel.

Grosser Preis von Portugal 1958: Moss im Vanwall beendete das Rennen als Sieger, sein Titelkonkurrent Mike Hawthorn im Ferrari wurde Zweiter. Da Hawthorn aber nach einem Dreher in der letzten Runde wegen angeblichen Befahrens der Rennstrecke in falscher Richtung disqualifiziert werden sollte, wäre Moss Weltmeister gewesen.

Moss blickte im Herbst seines Lebens zurück: «Wenn ich mich nicht so für Mike eingesetzt hätte, wäre ich jetzt Champion. Aber ich würde das jederzeit wieder tun, weil es fair war.»

Moss argumentierte gegenüber der Rennleitung, dass das Hawthorn’sche Manöver nicht auf der Strecke, sondern auf dem benachbarten Fußweg stattgefunden hatte – und die Regelhüter folgten seiner Argumentation.

Mike Hawthorn wurde letztlich mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister, sein Rivale wieder einmal Zweiter, aber mit dieser Aktion bleibt Stirling Moss bis heute ein Symbol für Sportlichkeit und Fairness.

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