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Dr. Helmut Marko: Kanada-Sieg nur dank Max Verstappen

Von Dr. Helmut Marko
​Dr. Helmut Marko analysiert exklusiv für SPEEDWEEK.com den Kanada-GP. Er äussert sich zu den überragenden Qualitäten von Max Verstappen, zur harten Strafe für Pérez und zu den Red Bull-Junioren.

Sieg in Montreal, dank des Verstappen-Faktors, wie ich das jeweils nenne. Einmal mehr haben die ganz besonderen Qualitäten von Max Verstappen den Ausschlag gegeben, dass er hier ein Rennen gewonnen hat, das die meisten anderen Piloten wohl nicht gewonnen hätten.

Das beginnt schon am Freitag, wo wir am Wagen von Max ein Versagen der MGU-K hatten, also des elektrischen Generators für die kinetische Energie. Dadurch ist für Max das zweite Training komplett flachgefallen. Aber er hat in dieser Situation die Nerven behalten.

Er hat dann am Samstag konstruktiv und ruhig mit einem Wagen weiter gearbeitet, der am Freitag absolut nicht siegfähig war. Dennoch ist Max mit seiner Mannschaft so weit gekommen, dass am Ende ein Platz in der ersten Reihe heraussprang, zeitgleich mit Pole-Mann George Russell.

Im Rennen hat Max sein Tempo meisterhaft eingeteilt. Er beweist da jeweils einen unheimlichen Riecher für den Rennverlauf und nimmt zu den richtigen Zeitpunkten Speed auf. Das beste Beispiel ist die Situation nach dem Reifenstopp – wie er Lando Norris entscheidend weggezogen ist, so dass der Engländer nicht die Möglichkeit erhielt, seinen Heckflügel zum Angreifen flachstellen zu können. Das war letztlich das alles Entscheidende.

Verstappen hat auch in Kanada moniert, dass der Wagen auf den Randsteinen nicht gut liegt. Hier stimmen die Daten aus dem Simulator mit der Realität nicht überein, das zeigte sich schon im Vorjahr in Singapur. Generell ist unser Auto beim Randstein-Befahren nicht das beste.

Wir haben insofern reagiert, als dass wir mit einer weicheren Grundabstimmung nach Kanada gekommen sind. Das hat aber noch nicht gereicht. Nachdem das Auto der Racing Bulls in Montreal in dieser Beziehung sehr stark gewesen ist, schauen wir uns derzeit ein wenig genauer an, wo sich da bei Red Bull Racing ein Fehler eingeschlichen haben könnte. Ich glaube, wir sind auf der richtigen Spur, um in Sachen Vorderradaufhängung bald Fortschritte zu machen.

Bei den drei kommenden Rennen von Spanien, Österreich und England werden wir ein genaueres Bild davon erhalten, was der aktuelle Stand bei den verschiedenen Rennwagen ist. Das sind klassische Pisten, während wir einige atypische Strecken hinter uns haben – Miami, Imola, Monaco, Montreal.

Die Konkurrenz hat Boden gutgemacht, keine Frage, aber wir sind nicht beunruhigt. Es kommen weitere Verbesserungen ans Auto, die von den Daten her vielversprechend sind.

McLaren war in Kanada so stark wie an den GP-Wochenenden zuvor, Mercedes stärker, Ferrari aber schwach. Dieses Auf und Ab ist Fahrzeug- und Strecken-spezifisch zu erklären, und auch damit, wer es am jeweiligen Wochenende und bei den ganz besonderen Pistenbedingungen am besten schafft, die Reifen ins beste Arbeitsfenster zu bringen.

Diese Situation ist für uns ein grosser Vorteil, dass sich hier die Verfolger ständig ablösen. Wir haben nicht einen Gegner, sondern drei, die sich gegenseitig die Punkte wegschnappen. Ich hoffe, das bleibt so.

Sergio Pérez hatte in Kanada wie in Monaco davor eine schwierige Qualifikation. Er tut sich schwer damit, wenn sich die Verhältnisse ändern, so wie zuletzt in Montreal. Da braucht er zu lange, um auf Zeit zu kommen.

Im ersten Training war er eine Sekunde hinter Max, dieser Abstand ist zu gross, um das bis zur Quali aufzuholen. Das haben wir schon in der Vergangenheit beobachten können. Dazu kam, dass Max im zweiten Training wegen des erwähnten Defekts nicht fahren und auch keine Richtung vorgeben konnte.

Drei Ränge zurück für Pérez in der Spanien-Startaufstellung, weil er in Montreal sein beschädigtes Auto nicht zur Seite stellte, sondern an die Box brachte. Ich finde das eine zu strenge Strafe, denn in einem Rennen mit Wechselbedingungen muss man seinen Rennwagen zurückbringen, vor allem dann, wenn zunächst nicht klar ist, wie die Beschädigung genau aussieht.

Die Rückspiegel von Pérez waren verschmutzt, er konnte gar nicht sehen, wie das im Heck genau aussieht. Wir wiederum konnten anhand der Daten sehen, dass die Aufhängungen in Ordnung sind, also versucht man natürlich, das Auto zurückzubringen und im Idealfall wieder um Punkte kämpfen zu können.

Es wurde dann seitens Rennkommissare erklärt, dass Teile von seinem Wagen gefallen seien. Aber hallo! Ich erinnere mich, dass Lewis Hamilton mal in Silverstone auf drei Rädern ins Ziel gefahren ist und gewonnen hat. Seltsam, damals setzte es keine Strafe.

Ein Wort zu den Racing Bulls. Daniel Ricciardo hat ein gutes Wochenende gezeigt. Wer weiss, vielleicht wurde er durch die Kritik von Jacques Villeneuve ein wenig angestachelt.

Yuki Tsunoda ist mit dem gleichen Reifensatz 40 Runden lang auf der Bahn geblieben und hat kluges Reifen-Management gezeigt. Schade, dass ihm dann ein Fehler unterlaufen ist. Aber beide Racing Bulls-Fahrer waren in Kanada bei der Musik, so muss es weitergehen.

Noch ein Wort zu unseren Red Bull-Junioren in der Formel 2 und in der Formel 3, die ja in Spanien wieder im Einsatz sein werden.

Isack Hadjar liegt in der Formel 2 auf dem zweiten Gesamtrang, und dies nur wegen viel Pech. Es gab zwei Ausfälle wegen eines Benzinproblems, was Dallara auf die eigene Kappe nehmen musste. Bei zwei weiteren Rennen wurde er von Gegnern umgedreht. Wir reden hier also von vier unverschuldeten Ausfällen, dennoch ist Zweiter in der Tabelle. Dazu hat er mit einer unfassbaren Reaktion im Tunnel von Monaco einen Riesenunfall verhindert, als er dem langsam fahrenden Miyata ausweichen musste. Hadjar ist gut drauf und erfüllt unsere Erwartungen

Pepe Marti, unser zweiter Mann in der Formel 2, liegt auf dem zwölften Zwischenrang. Der Spanier setzt sich selber zu sehr unter Druck und macht Fehler, aber für einen Rookie ist das okay.

Arvid Lindblad liegt in der Formel 3 auf dem fünften Zwischenrang, der erst 16-jährige Engländer kam aus der Formel 4 direkt in die F3. Er steigert sich ständig und ist sehr gut unterwegs.

Zu unseren beiden Deutschen ist zu sagen: Tim Tramnitz zeigt als Gesamtsiebter solide Leistungen. Oliver Goethe schwächelt in der Quali, ist in den Rennen aber einer der stärksten Fahrer, der tolle Überholmanöver zeigt.

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