Formel 1: Abschied in der Unterhose

Dr. Helmut Marko: Freude in Texas, Ärger in Mexiko

Von Dr. Helmut Marko
Dr. Helmut Marko

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​Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko spricht in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne über ermutigende Leistungen beim USA-GP und die Ernüchterung eine Woche später in Mexiko.

In Sachen Konkurrenzfähigkeit haben wir mit Red Bull Racing in Texas Fortschritte gemacht, das Auto war dann aber leider weniger schnell in Mexiko. In den USA waren beide Ferrari deutlich schneller, aber mit Lando Norris konnten wir kämpfen. Wir wissen alle, wie das ausgegangen ist, mit dieser Strafe für Norris.

Das Mexiko-Wochenende von Max Verstappen fing an Freitag schon schlecht an, mit einem Leck im Ansaugtrakt des Motors. Dadurch ist Max sowohl im ersten als auch im zweiten Training nicht zum Fahren gekommen.

Die mangelnde Fahrzeit ist Teilursache dafür, dass wir im Rennen vor allem mit den harten Reifen nicht wettbewerbsfähig waren. Wir hatten hinter den beiden Ferrari und den McLaren das fünftschnellste Auto.

Auf dem mittelharten Pirelli ging es noch halbwegs, aber mit beiden Mischungen war der Reifenverschleiss schlechter als bei unseren Konkurrenten.

Das Tempo passte auch deshalb nicht, weil wegen des genannten Motorproblems ein anderes Aggregat eingebaut werden musste, das am Ende seines Zyklus angelangt und eigentlich gar nicht mehr für Renneinsätze geplant war.

Das war einer der Gründe, wieso wir auf der Geraden eines der langsamsten Autos waren. Wenn ein Formel-1-Motor eine gewisse Kilometerzahl erreicht hat, ist der Leistungsabbau deutlich spürbar.

Ob wir jenen Motor mit dem Leck nochmals einsetzen könnten, wird derzeit untersucht. Aber auch hier ist es von der Kilometerzahl eigentlich nicht mehr vorgesehen, dass es verwendet wird.

Das alles bedeutet: Wir kommen um einen Motorwechsel in Brasilien nicht herum, mit entsprechender Strafversetzung.

Das Duell Verstappen gegen Norris in Mexiko hat viel zu reden gegeben, ebenso das harte Urteil der Rennkommissare gegen Verstappen, mit je zehn Strafsekunden.

Aus meiner Sicht sind die Strafen auch vor dem Hintergrund der heiss aufflammenden Diskussionen nach dem USA-GP zu sehen, teilweise als Überreaktion.

Beim ersten Zweikampf von Max und Lando finde ich eine Strafe von zehn Sekunden sehr harsch, bei der zweiten Aktion war Verstappen zu aggressiv, diese Strafe ist angemessen.

Sergio Pérez hatte in Mexiko ein schlechtes Wochenende. Wir wissen, das Qualifying ist nicht seine Stärke, dennoch ist ein Ausscheiden schon im ersten Quali-Segment sehr enttäuschend.

Dass ein Mann mit seiner Erfahrung dann den Wagen falsch in die Startbox stellt, ist unverständlich und überaus schade. Denn sein Start war sensationell. Für das Startvergehen erhielt «Checo» eine Fünfsekundenstrafe.

Danach kam es zu einem Zweikampf mit Liam Lawson, bei dem beide Fahrer zu ungestüm waren. Liam hat seinem Gegner sogar den Stinkefinger gezeigt, dafür hat er sich später entschuldigt, das haben wir akzeptiert.

Leider hat dieses Duell zu einer erheblichen Beschädigung am Wagen von Pérez geführt, mit deutlich vermindertem Abtrieb war sein Sergios Auto nicht mehr schnell genug, um etwas ausrichten zu können.

In den USA und in Mexiko hat sich gezeigt: Wir haben hier eine nicht linear verfolgbare Strafgebung. Denn es gab im Mexiko-GP noch eine Aktion im Duell Pérez gegen Stroll, da hat mich gewundert, dass es keine Strafe gegeben hat.

Zu den Racing Bulls. Yuki Tsunoda hatte an diesem Wochenende zwei Unfälle, zunächst ein Dreher in der Qualifikation, dann eine Kollision kurz nach dem Start mit Albon.

Tsunodas Angriff nach dem Start ist ein Manöver, das gut gehen kann, dann ist er der Held. Er war schon fast an Albon vorbei, dann aber zog der Williams nach links zu Yuki hinüber, weil Albon auf den rechts neben ihn liegenden Gasly reagieren musste.

Yuki hätte nach sehr gutem Start gleich mal fünf Ränge gutmachen können, leider ist es nicht gut gegangen. Das kann man ihm aber nicht zur Last legen.

Der Dreher im Abschlusstraining hingegen war doppelt ärgerlich, weil er nicht nur die eigene Runde ruinierte, sondern auch jene von Lawson kaputt war. Ich glaube, Yuki spürt den Druck von Lawson, anders ist dieser Fehler nicht zu erklären.

Liam Lawson ist in den USA ganz stark zurückgekehrt und Neunter geworden, und es hat mir auch Eindruck gemacht, wie er sich in Mexiko stetig gesteigert hat. Ohne die durch Tsunoda verpatzte Runde wäre der Neuseeländer in der Quali in die Top-Ten gefahren. Bislang hat Liam Lawson seine Qualitäten bewiesen und das in ihn gesetzte Vertrauen bestätigt.


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