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Ayrton Senna in Brasilien: Definition des Superstars

Von Mathias Brunner
Ayrton Senna bleibt unvergessen

Ayrton Senna bleibt unvergessen

​Formel-1-Champion Lewis Hamilton fährt an diesem GP-Wochenende in Brasilien einen 1993er McLaren von Ayrton Senna. Der charismatische Senna bleibt dreissig Jahre nach seinem Tod unvergessen.

Am 1. Mai 1994 haben wir Ayrton Senna verloren. Die Faszination für den Brasilianer hält bis heute an, ganz besonders in seiner Heimatstadt São Paulo.

Wir müssen uns das mal vorstellen: 30 Jahre nach dem Tod des brasilianischen Ausnahme-Racers erleben wir, am markantesten in Japan und Brasilien – Menschen in Senna-Shirts und Kappen, unzählige Banner und Wimpeln, Besucher mit McLaren-Honda-Modellen, alles so, als stünde Senna noch heute am Start.

In São Paulo und Suzuka sind die Erinnerungen der Fans am lebendigsten, doch auf unserer Weltreise als Formel-1-Berichterstatter entdecken wir weltweit Fans, welche zeigen wollen – wir haben Ayrton Senna nicht vergessen.

Das ist ein Phänomen, das über die Grenzen des Motorsports hinaus einzigartig ist: Bei wie vielen Skirennen bitteschön entdecken wir Hinweise auf die früheren Helden auf zwei Latten? In wie vielen US-Stadien erinnern die Besucher so treu an Helden aus Baseball oder American Football? In wie vielen Fussballarenen tragen die Fans heute Hemden für Pelé?

Ich muss immer ein wenig schmunzeln darüber, wie verschwenderisch wir mit Superlativen umgehen. Heute wird ja schon zum Star erhoben, wer in einem Reality-Format einen fehlerfreien Satz formulieren kann oder bei «Deutschland sucht den Superstar» (aha!) in die Motto-Show-Phase vorstösst. Wer dann gewinnt, bleibt über die Grenzen des deutschsprachigen Europas hinaus so gut wie unbekannt, RTL hin oder her. Pardon, aber Superstar definiere ich ein wenig anders.

Superstar ist für mich ein Mensch, der weltweit sofort erkannt wird; ein Mensch, der wirklich etwas geleistet hat; ein Mensch mit Charisma, ein Mensch wie Ayrton Senna.

Der Brasilianer verströmte, was die Leute auch über Juan Manuel Fangio sagten – eine ganz bestimmte Aura. Wenn Fangio oder Senna den Raum betraten, drehten sich die Leute automatisch um. Wenn sie, übrigens beide mit der gleichen leisen Sprache, redeten, dann hörten die Menschen gebannt zu.

In diesem Jahr hat sich die Formel 1 vor Ayrton Senna verneigt, der vor dreissig Jahren in Imola sein Leben verlor. So fuhr Formel-1-Champion Sebastian Vettel am Imola-GP-Wochenende einen McLaren MP4/5B um den italienischen Rundkurs.

Genau dieses Fahrzeug aus dem Besitz des Deutschen fährt nun ein anderer Weltmeister, im Rahmen des GP-Wochenendes von Brasilien: Am Samstag, 2. November wird, Senna zu Ehren, Lewis Hamilton auf die Interlagos-Bahn ausrücken.

Unter dem Slogan «Senna Sempre» (sinngemäss: Senna für immer) wird Lewis Hamilton um 17.00 Uhr Lokalzeit (21.00 Uhr in Europa) um jenen Kurs fahren, wo Senna von seinen brasilianischen Fans gefeiert wurde.

Lewis Hamilton hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, wer sein Vorbild gewesen ist – natürlich Ayrton Senna. «Ich hätte mir träumen lassen, eines Tages seinen Rennwagen ausgerechnet hier zu fahren. Und nun wird das wahr, das ist unwirklich.»

Noch heute bezeichnen Weltmeister wie Lewis Hamilton und Fernando Alonso Senna als ihr Idol, und das tun auch Vertreter der jüngsten GP-Fahrergeneration, wie der Argentinier Franco Colapinto.

Ich für meinen Teil bin einfach stolz, dass ich Ayrton Senna bei seiner Arbeit beobachten durfte. Seine Quali-Runden waren unfassbar – wenn er zum Schluss des Samstagtrainings auf die Bahn ging, dann haben alle gewusst: Jetzt wird gleich etwas Magisches geschehen.

Das ist ein Superstar.

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