Die Formel 1 boomt, aber es gibt Ärger im Paradies
Der Formel-1-Start zur Saison 2025 kommt am 16. März in Melbourne (Australien)
Der Formel 1 geht es hervorragend: Volle Tribünen, zahlreiche Bewerber für neue Grands Prix, eine wissbegierige, frische Generation von F1-Fans, die mit Netflix aufwachsen sind und nicht mit der Ära Michael Schumacher.
Vielversprechende Talente wie Kimi Antonelli, Gabriel Bortoleto und Oliver Bearman rücken nach – es wird spannend sein, 2025 zu erleben, wie sie sich gegen die alte Garde von Hamilton, Alonso, Hülkenberg und Co. schlagen werden.
Und Lewis Hamilton 2025 im Ferrari, das elektrisiert nicht nur die treuen Tifosi.
Überhaupt 2025, Sie dürfen sich darauf freuen: Vor dem Hintergrund eines stabilen Reglements ist davon auszugehen – die WM-Läufe werden so spannend wie in den letzten zwei Dritteln der Saison 2024. Vor vielen Rennwochenenden war im vergangenen Jahr nicht klar, wer dieses Mal die Nase vorn haben würde: McLaren? Red Bull Racing? Ferrari? Oder vielleicht Mercedes? Herrlich, diese Ungewissheit, so sollte es immer sein.
Aber nicht alles ist Friede, Freude, Eierkuchen, denn am Formel-1-Horizont tauchen Wolken auf. Und dies hat verschiedene Gründe.
Viele Fans sprechen längst von Übersättigung. Serien-Besitzer Liberty Media will die Formel-1-Kuh melken, so gut es geht. Das hat zu einem Rennkalender von 24 Grands Prix und 6 Sprints geführt. Mit 30 Rennen pro Jahr haben wir eine Grenze überschritten. Wenn wir zu oft F1-Sport sehen, wird er beliebig. Ein Grand Prix muss etwas Besonderes bleiben. Doch diese Einsicht muss hinter Gewinnoptimierung anstehen.
Die Abkehr von Traditionsstrecken ist bedenklich: Zandvoort hat bereits aufgegeben, das niederländische Tollhaus in den Dünen an der Nordsee wird die Formel 1 2026 zum letzten Mal zu Gast haben. Mit den Betreibern des wunderbaren Ardennenkurses von Spa-Francorchamps stellt die Formel 1 auf ein Rotationssystem um – 2028 und 2030 wird es keinen Belgien-GP geben. Das Ende von Imola ist absehbar (keine zwei Rennen mehr in Italien, und Monza zu schlachten, wäre hirnrissig), der Spanien-GP auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya, wo seit 1991 gefahren wird, muss mittelfristig ganz dem Stadt-GP von Madrid weichen.
Aber der GP-Kalender ist nicht das einzige Sorgenkind.
Mittelfristig tun sich Autosport-Weltverband FIA und die Formel 1 mit der Einführung eines neuen Reglements 2026 keinen Gefallen. Denn die Beispiele 2014 und 2022 haben gezeigt – das Feld zieht sich bei frischen Vorschriften auseinander.
Beim Schritt in die Turbohybrid-Ära der Königsklasse auf Anfang 2014 hatte Mercedes-Benz die motorischen Hausaufgaben mit Abstand am besten gemacht. Ergebnis – Lewis Hamilton und Nico Rosberg fuhren die Konkurrenz jahrelang in Grund und Boden.
Die Fans, ohnehin angewidert durch den vom Turbo abgewürgten Motoren-Sound, bezeichneten den Sport als «Formel Gähn», weil schon vor dem Rennen feststand, wer wohl erneut gewinnen würde; so wie in Anfang der 2000er, als Michael Schumacher und Ferrari dominierten.
Ein vergleichbares Bild 2022: Einführung der neuen Flügelautos, und nun hatte Red Bull Racing vor allem dank des genialen Adrian Newey die Aufgabe am cleversten gelöst. Inzwischen steht Max Verstappen bei vier WM-Titeln in Serie.
Neue Regeln 2026, die gibt es aus den gleichen Gründen wie damals 2014: FIA und Formel 1 wollen neue Motorhersteller anziehen. Diese Rechnung scheint aufzugehen – Audi kommt 2026, General Motors wird einen Motor bauen, der wohl so um 2028 einsatzbereit ist, Ford kooperiert mit Red Bull Racing, Toyota stellt die Weichen zur Rückkehr und paktiert mit Haas.
Durchaus denkbar, dass für 2026 erneut ein Rennwagen- und Motorenhersteller die Nase vorn hat und zwar markant. Dann werden die Fans zwei oder drei Jahre lang Langeweile erdulden müssen. Die hartgesottenen GP-Fans der alten Garde werden bleiben und das einfach aussitzen. Viele der nachgerückten Zuschauer jedoch werden gehen. Die Generation Netflix ist nicht für Geduld bekannt.
Ob aus den Wolken am Horizont ein ausgewachsenes Gewitter entsteht, wird sich zeigen.