Formel 1: Hamilton brach sich fast den Fuss

Australien-GP in Melbourne: Wo sind die toten Fische?

Von Mathias Brunner
Bald geht es los in Australien

Bald geht es los in Australien

​Jahrelang war der Grosse Preis von Australien im Albert-Park von Melbourne eine recht umstrittene Veranstaltung, die erhitzte Köpfe erzeugte. Heute ist das Rennen die Top-Sportveranstaltung von Australien.

2022 freute sich Andrew Westacott, langjähriger Geschäftsleiter der «Australian Grand Prix Corporation» (AGPC), über den gewaltigen Aufmarsch der Motorsportfans: 444.631 Eintrittskarten wurden verkauft, mehr als je zuvor. Mit Ausgabe 2023 trat Westacott ab, nach zwölf Jahren AGCP, sein Nachfolger wurde Travis Auld. 2024 knackten die Australier sogar die Grenze von 450.000 verkauften Karten.

Westacott hat wesentlich dazu beigetragen: Die grösste Sportveranstaltung von Australien ist etabliert. Das war nicht immer so. Vielmehr war das Rennen zunächst überaus umstritten.

Umweltschützer nahmen den Sportanlass ins Visier und sparten nicht mit einfallsreichen Aktionen. Vor Jahren heckten die Aktivisten von «Rettet den Albert Park» (Save Albert Park = SAP) jedes Jahr etwas Neues aus: Renngegner blockierten den Weg zur Rennstrecke und brüllten jeden erkennbaren Ausländer aus voller Kehle an, als würden wir Pest und Cholera in die Stadt bringen.

Die fleissigen SAP-Mitarbeiter verteilten Flugblätter, ketteten sich ans Geländer der Boxengasse, schütteten tote Fische auf die Start/Ziel-Gerade (nein, wirklich!), der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Ich habe immer gestaunt und bewundert, wie gelassen die australischen Polizisten vorgingen.

Später behaupteten die SAP-Aktivisten: Die Grand-Prix-Organisatoren fälschten Zuschauerzahlen und Bilanzen. Zudem begünstige der Anlass übermässigen Alkoholkonsum und zu schnelles Autofahren.

Die Polizei blieb gleichmütig und verwies auf die Statistik: An einem durchschnittlichen GP-Wochenende gibt es auf dem Gelände kein halbes Dutzend Festnahmen. Das ist jetzt kein besorgniserregender Prozentsatz und liegt auch nicht über dem Schnitt eines stinknormalen Wochenendes in Melbourne, ohne Formel 1.

Heute ist es um SAP ruhig geworden: Der Grand Prix gehört zum Leben der Melbournians wie das Tennis-Turnier «Australian Open» oder ein Ausflug an den Strand von St. Kilda. Und aus dem Albert-Park – vor der Formel 1 eine vergammelte Schande – ist ein echtes Schmuckstück geworden.

2025 findet der Grosse Preis von Australien zum 28. Mal in Melbourne statt, wieder als Saisonstark. Zum dritten Mal mit einem Sohn der Stadt am Start, mit dem 23-jährigen McLaren-Fahrer Oscar Piastri aus dem Stadtteil Brighton, im Süden der Strecke.

SAP gibt es immer noch: Zu den jüngsten Ausgaben des Formel-1-Rennens verbreitete die Organisation, das Rennen koste die Stadt Melbourne und den Bundesstaat Victoria, ergo den Steuerzahler pro Jahr 60 Millionen australischer Dollar (rund 36 Millionen Euro).

Was der Grand Prix an Einkommen durch Besucher aus dem In- und Ausland sowie als Tourismus-Motor für Stadt und Staat bringt, wird nur beiläufig erwähnt. Laut der Bundesbehörde für Arbeit schwemmt das Autorennen mehr als 250 Millionen Dollar in die Stadt, der F1-Lauf erzeugt zudem mehr als 1100 Jobs.


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