Jean Alesi zu Monza: Ferrari für Tifosi eine Religion
Als der langjährige Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo bei Ferrari gehen musste, hat er sinngemäss gesagt: Ihr könnt mich bei Ferrari entfernen, aber ihr könnt nie Ferrari aus mir entfernen.
Wer einmal in Maranello gearbeitet hat, der behält in der Regel für Ferrari einen besonderen Platz im Herzen. Das gilt auch für den langjährigen Grand-Prix-Fahrer Jean Alesi.
Als der Südfranzose Jean Alesi für Ferrari unterzeichnete, wurde er von den Italienern im Handumdrehen adoptiert: Erstens wegen seines spektakulären Fahrstils, zweitens wegen seines grossen Kämpferherzens und drittens wegen seiner Herkunft, denn die Familie Alesi war einst von Sizilien nach Avignon in Frankreich umgezogen.
Unvergessen, wie Alesi hier 1994 in Monza mit Ferrari von der Pole-Position aus führte, dann aufgeben musste, und – wütend über den Tiefschlag – noch im Rennoverall ins Privatauto sprang, nur sein Bruder konnte knapp mithalten, und mit rauchenden Rädern aus dem Parco verschwand, Richtung Avignon.
Es passt zur Formel-1-Karriere von Jean, dass Alesi seine beiden Pole-Positions hier in Monza erringen konnte, 1994 mit Ferrari, zum Delirium der Fans, 1997 mit Benetton, da war der Applaus höflich, aber verhalten.
Als Ferrari-Fahrer in Monza an den Start zu gehen, mehr Druck geht nicht, wie Jean aus eigener Erfahrung weiss: «Das war immer eine gewaltige Verantwortung. Die Tifosi erwarten, dass Ferrari-Fahrer vorne mitmischen, ungeachtet aller Schwierigkeiten. Charles Leclerc hat hier 2019 mit Ferrari gewonnen, der Monegasse weiss also, wie er mit diesem Druck umgehen kann.»
«Ich bin in der Formel 1 für sechs Teams gefahren, aber Ferrari ist unvergleichlich. Ferrari ist nicht einfach ein Rennstall, er ist hier die Nationalmannschaft, und für viele Tifosi ist Ferrari Religion. Ich empfand die Unterstützung der Fans bei aller Verantwortung immer als überaus beflügelnd.»
Alesi war ein Instinktfahrer. Ist ihm die moderne Formel 1 zu sehr datengetrieben, bestimmt von Ingenieuren und abhängig vom Rennwagen?
Jean meint: «Was die Ingenieure angeht, so erkenne ich keinen Unterschied zu früher – es waren früher die klügsten Köpfe der Branche, und das sind sie heute auch. Und früher war es ebenso wichtig, in einem konkurrenzfähigen Wagen zu sitzen, wie heute. Aber wir hatten viel weniger Daten zum Wälzen, und das Reglement liess es zu, dass die Autos zu meiner Zeit markant unterschiedlich aussehen konnten.»
«Aber egal wie hochspezialisiert der Sport geworden ist, der Mensch macht noch immer den Unterschied. Schau dir an, welch tolle Rennautos Adrian Newey vor dem Hintergrund eines engmaschigen Reglements gebaut hat. Schau dir an, welche Leistungen Max Verstappen zeigt, gemessen an seinen Stallgefährten. Letztlich ist die Formel 1 nicht zu technisch geworden, einfach anders.»
Eine der schönsten Erinnerungen von Jean Alesi: «Als ich beim Grossen Preis der USA in Phoenix 1990 ein rundenlanges Duell mit Ayrton Senna hatte, er im McLaren, ich im Tyrrell. Die Führung wechselte ein paar Mal hin und her. Ich konnte Ayrton komplett vertrauen bei diesem Rad an Rad-Duell. Das war pure Magie.»
Was der 201-fache GP-Sieger bedauert: «Ich habe immer davon geträumt, mit Ferrari in Monza zu siegen. Leider hat das nie geklappt. Das bereue ich sehr.»
Was Jean Alesi berührt: «Wenn ich durch die Tore in den königlichen Park komme, liegt so viel Liebe und Leidenschaft in der Luft, das ist ein berauschendes Gefühl. Die Fans haben mich bis heute im Herzen behalten, und ich merke, dass ich auf Lebzeiten zur Familie gehöre. So etwas gibt es nur bei Ferrari.»
Niederlande-GP, Zandvoort Circuit
01. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:38:29,849 h
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +1,271
03. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +3,233
04. George Russell (GB), Mercedes, +5,654
05. Alex Albon (T), Williams, +6,327
06. Oliver Bearman (GB), Haas, +9,044
07. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +9,497
08. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +11,709
09. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +13,597
10. Esteban Ocon (F), Haas, +14,063
11. Franco Colapinto (RA), Alpine, +14,511
12. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +17,063
13. Carlos Sainz (E), Williams, +17,376
14. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +19,725
15. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +21,565
16. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +22,029
17. Pierre Gasly (F), Alpine, +23,629
18. Lando Norris (GB), McLaren +8 Runden *
Out
* wegen Motorschadens ausgeschieden, aber aufgrund der zurückgelegten Distanz gewertet
Charles Leclerc (MC), Ferrari, Kollision mit Antonelli
Lewis Hamilton (GB), Ferrari, Unfall
WM-Stand (nach 15 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)
Fahrer
01. Piastri 309 Punkte
02. Norris 275
03. Verstappen 205
04. Russell 184
05. Leclerc 151
06. Hamilton 109
07. Antonelli 64
08. Albon 64
09. Hülkenberg 37
10. Hadjar 37
11. Stroll 32
12. Alonso 30
13. Ocon 28
14. Gasly 20
15. Lawson 20
16. Bearman 16
17. Sainz 16
18. Bortoleto 14
19. Tsunoda 12
20. Colapinto 0
21. Doohan 0
Konstrukteurspokal
01. McLaren 584 Punkte
02. Ferrari 260
03. Mercedes 248
04. Red Bull Racing 214
05. Williams 80
06. Aston Martin 62
07. Racing Bulls 60
08. Sauber 51
09. Haas 44
10. Alpine 20