Formel 1: «Hamilton auf Niveau Volksschule»

Marc Surer: Vom F2-Champion zum F1-Experten

Von Uwe Mahla
Marc Surer 1979 im March-BMW

Marc Surer 1979 im March-BMW

​Der Schweizer Marc Surer hat den Grossen Preis der Niederlande vor Ort in Zandvoort erlebt. Seine Karriere führte den Basler über den Gewinn der Formel-2-EM 1979 in die Königsklasse.

Das Schweizer TV-Publikum hat es am Wochenende beim Grand Prix der Niedlerlande in Zandvoort wieder erlebt: Marc Surer ist aus der Riege der besonders kompetenten Formel-1-Experten und –Kommentatoren nicht wegzudenken. Seine ruhige, besonnene Art, das Geschehen auf der Piste und hinter den Kulissen des Grand-Prix-Geschäfts allgemeinverständlich zu vermitteln, ist sein Markenzeichen.

Vor 46 Jahren errang der am 18. September 1951 geborene Eidgenosse den wichtigsten Meisterschaftstitel seiner Karriere – damals wurde er Formel-2-Europameister. Es war ein denkbar knapper Gewinn, der erst vier Runden vor dem Ende des letzten Meisterschaftslaufs in Donington perfekt war.

Die Geschichte lief so: Die Ausgangslage 1979 als Werksfahrer im March-Team war für Marc einerseits wegen des erstklassigen Materials mit BMW-Werksmotoren recht komfortabel, andererseits aber auch recht ungemütlich.

Surer erinnert sich: «Hinter den Kulissen flogen bei March viele Späne. March-Boss Robin Hood waren durch die vielen Verträge mit privaten Kunden für mich als Werkspiloten die Hände gebunden. Eine Stallorder haben sie mir nur fürs letzte Rennen versprochen.»

Beim Rennen zuvor nämlich noch, in Misano, stand ausgerechnet Markenkollege Beppe Gabbiani Surers üppigerer Punkteausbeute im Weg, während Titelrivale Brian Henton (Ralt-Hart) mit seinem Sieg mit einem einzigen Punkt Vorsprung vor dem Finale die Meisterschaftsführung übernahm.

Spannung pur also, als man sich am 19. August zum Showdown in Donington traf. Und auch hier lief es zunächst gar nicht günstig für den ehemaligen BMW-Junior: Es sah keineswegs danach aus, dass Surer den vorausfahrenden Henton abfangen könnte.

Aber Surer blieb hartnäckig, Henton patzte sieben Runden vom Titel entfernt, drehte sich, fiel auf Platz 4 zurück und Surer überquerte auf Rang 2 die Ziellinie – als Europameister!

Im täglichen Leben war und ist Marc Surer, wie das so Schweizer Art ist, schon immer eher ein ruhiger Vertreter. Aber wehe, er war – ein Lenkrad zwischen den Fingern und mit einem Rennmotor unter dem Gaspedal – losgelassen. Da wurde er zum knallharten Kämpfer, zum Vollgastier und zum Erfolgsjäger.

In die Schlagzeilen war der sonst so zurückhaltende junge Mann erstmals 1977 gekommen. Surer war aufgrund seiner Erfolge in der Deutschen und in der europäischen Formel 3-Meisterschaft von Jochen Neerpasch als einer der später legendären BMW Junioren ausgewählt worden.

Kampfbetont und kampfbereit blieb er immer, dabei entwickelte er sich jedoch zu einem fairen und allseits geachteten Widersacher weiter, ob im Formel- oder Produktionswagen.

Folgerichtig kämpfte Surer nach dem Gewinn der Formel 2-Europameisterschaft (1979) verbissen um seine Chance in der Formel 1.

Aber nach einem verheißungsvollen Start in die Saison 1980 mit Platz 7 in Brasilien warf ihn ein schwerer Trainingsunfall in Kyalami weit zurück.

Es ist bezeichnend für Surers Härte gegen sich selbst, wenn er sich schon bald nach der Entlassung aus ärztlicher Behandlung im BMW M1 ins Fegefeuer der Procar-Serie begab, um dort so manchen verwegenen Ritt hinzulegen. Ihm als Mitglied des Entwicklungsteams lag der M1 besonders am Herzen.

Ein fürchterlicher Unfall im Ford RS 200 Gruppe B bei der Hessen-Rallye 1986 bedeutete das jähe Ende der Laufbahn als aktiver Motorsportler. Während sein Copilot Michel Wyder bei dem Unglück ums Leben kam, konnte Marc mit schwersten Verletzungen geborgen und gerettet werden.

Und es bedurfte einmal mehr seiner Zähigkeit, einen neuen Lebensweg zu definieren: Von 1988 an brachte er sich bei seinem frühen Arbeitgeber BMW der Aufstiegsjahre zunächst als Instruktor des Fahrertrainings, später als Rennleiter ein.

Für beides prädestinierte ihn seine ruhige, verbindliche Wesensart ebenso wie seine gereifte Autorität als Könner hinter dem Rennvolant und die Gabe, theoretisches Wissen über die Fahrphysik verständlich zu vermitteln.

In seine Rennleiter-Jahre und Verantwortung fiel der Gewinn zweier STW-Meistertitel für seine Fahrer: 1994 für Johnny Cecotto und 1995 für Jockel Winkelhock im BMW 320i.

Inzwischen ist der Basler längst in der jüngsten Karriere angekommen, als Formel-1-Experte fürs Fernsehen. Sachlich, kompetent, aber immer auch offen und ehrlich ordnet er heute im Schweizer Fernsehen das Geschehen in der Königsklasse ein.


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