Formel 1: Stallorder-Debakel bei Ferrari

Stallorder-Debakel: Das sagt Ferrari-Teamchef Vasseur

Von Vanessa Georgoulas
Ferrari-Teamchef Fred Vasseur

Ferrari-Teamchef Fred Vasseur

Das Rennen in Baku endete mit einem Stallorder-Befehl für Lewis Hamilton, dem er nicht Folge leistete. Beide Ferrari-Piloten äusserten sich zum verpatzten Platztausch – genauso wie Teamchef Fred Vasseur.

Weil Lewis Hamilton im Aserbaidschan-GP auf dem schnellen Strassenkurs von Baku einen Reifen-Vorteil gegenüber seinem Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc hatte, wurde der Monegasse angewiesen, den siebenfachen Weltmeister vorbeizulassen. Der Hintergedanke: Vielleicht würde es Hamilton gelingen, einen erfolgreichen Angriff auf die Vordermänner zu starten.

Doch der 40-jährige Brite schaffte es nicht weiter nach vorne, sodass in der letzten Runde die Anweisung von seinem Renningenieur Ricciardo Adami kam, den 27-Jährigen aus Monte Carlo wieder vorbeizulassen. Hamilton ging zum Schluss vom Gas, kreuzte die Ziellinie aber 0,464 sec vor seinem Stallgefährten, der sich damit mit dem neunten Platz begnügen musste.

Hinterher spielten sowohl Leclerc als auch Hamilton die Bedeutung des verpatzten Platztauschs grösstenteils runter. Der Rekord-GP-Sieger sprach von einer Fehleinschätzung und betonte, dass er sich bei seinem Teamkollegen entschuldigen müsse. Leclerc stellte am Funk klar, dass er das Ganze «dumm, weil es nicht fair ist» findet, machte aber auch deutlich, dass es ihm egal sei, da es nur um den achten Platz ging. Später wiederholte er Letzteres auch vor laufender Kamera.

Teamchef Fred Vasseur erklärte: «Lewis hatte einen Reifenvorteil, deshalb war die Situation klar für uns. Wir haben Charles gebeten, ihn vorbeizulassen, damit er versucht, Lawson, Tsunoda oder Norris zu überholen.» Ausserdem habe Leclerc mit der Energierückgewinnung seiner Antriebseinheit zu kämpfen gehabt. «Deshalb denke ich, dass dies die beste Option für uns war.»

«Wir haben dann in der letzten Runde verlangt, dass die Positionen wieder zurückgetauscht werden. Und es sieht so aus, als hätte Lewis die Position der Ziellinie falsch eingeschätzt», fügte der Ingenieur an. Und er betonte: «Wir können mit den Plätzen 8 und 9 nicht zufrieden sein. Wir haben das Rennen hinter Norris in Angriff genommen, und sind auch hinter ihm ins Ziel gekommen.»

«Wir hatten ein Problem mit der Antriebseinheit in Charles Auto, das wir nun untersuchen werden. Und auch wenn es keine grosse Sache war, sorgte dies dafür, dass er auf den Geraden nicht überholen konnte. Deshalb steckte er hinter Liam Lawson fest», schilderte Vasseur.

«Das grösste Bedauern gilt dem gestrigen Tag, denn wir hatten das Tempo, um im Qualifying viel besser abzuschneiden, und genau dort haben wir das Wochenende verspielt. Es ist ermutigend, dass das Tempo da war, aber frustrierend, dass wir es nicht nutzen konnten, denn es gibt zwei Aspekte: zum einen die reine Leistung und zum anderen die Umsetzung», übte sich der Franzose in Selbstkritik.

«Was die Leistung angeht, haben wir nach Spa einen Fortschritt erzielt, aber die Plätze 10 und 12 im Qualifying waren nicht das, was wir erwartet hatten. Jetzt müssen wir verstehen, was wir besser hätten machen können, denn wir haben einige Fehler gemacht und einige schlechte Entscheidungen getroffen. Ich weiss, dass Charles die Verantwortung für das Qualifying übernimmt, aber wir müssen an unserer Umsetzung arbeiten, um stärker zurückzuschlagen», ergänzte Vasseur.

Aserbaidschan-GP, Baku City Circuit

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:33:26,408 h
02. George Russell (GB), Mercedes, +14,609 sec
03. Carlos Sainz (E), Williams, +19,199
04. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +21,760
05. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +33,290
06. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +33,808
07. Lando Norris (GB), McLaren, +34,227
08. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +36,310
09. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +36,774
10. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +38,982
11. Gabriel Bortoleto (BR), Sauber, +67,606
12. Oliver Bearman (GB), Haas, +68,262
13. Alex Albon (T), Williams, +72,870
14. Esteban Ocon (F), Haas, +77,580
15. Fernando Alonso (E), Aston Martin, +78,707
16. Nico Hülkenberg (D), Sauber, +80,237
17. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, +96,392
18. Franco Colapinto (RA), Alpine, +1 Runde
19. Pierre Gasly (F), Alpine, +1 Runde
Out
Oscar Piastri (AUS), McLaren, Unfall

WM-Stand (nach 17 von 24 Grands Prix und 3 von 6 Sprints)

Fahrer
01. Piastri 324 Punkte
02. Norris 299
03. Verstappen 255
04. Russell 212
05. Leclerc 165
06. Hamilton 121
07. Antonelli 78
08. Albon 70
09. Hadjar 39
10. Hülkenberg 37
11. Stroll 32
12. Sainz 31
13. Lawson 30
14. Alonso 30
15. Ocon 28
16. Gasly 20
17. Tsunoda 20
18. Bortoleto 18
19. Bearman 16
20. Colapinto 0
21. Doohan 0

Konstrukteurspokal
01. McLaren 623 Punkte
02. Mercedes 290
03. Ferrari 286
04. Red Bull Racing 272
05. Williams 101
06. Racing Bulls 72
07. Aston Martin 62
08. Sauber 55
09. Haas 44
10. Alpine 20

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Marquez-Brüder: Barcelona-Sieg als Wendepunkt?

Von Michael Scott
Im MotoGP-Grand-Prix in Barcelona konnte Alex Marquez Bruder Marc überflügeln und einen Meilenstein erreichen. SPEEDWEEK.com-Kolumnist Michael Scott fragt sich, ob das ein Wendepunkt sein könnte.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Mo. 22.09., 20:15, ORF Sport+
    Formel 1: Großer Preis von Aserbaidschan
  • Mo. 22.09., 20:55, Motorvision TV
    Motorradsport: FIM Enduro World Championship
  • Mo. 22.09., 21:25, Motorvision TV
    Isle of Man Tourist Trophy
  • Mo. 22.09., 22:15, Motorvision TV
    FIM X-Trial World Championship
  • Mo. 22.09., 22:15, ORF Sport+
    Formel 1 Motorhome
  • Mo. 22.09., 23:15, Motorvision TV
    FIM Sidecarcross World Championship
  • Di. 23.09., 00:45, Motorvision TV
    King of the Roads
  • Di. 23.09., 01:00, ORF Sport+
    Formel 1 Motorhome
  • Di. 23.09., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 23.09., 02:00, Eurosport 2
    Motorradsport: 24-Stunden-Rennen Bol d'Or
» zum TV-Programm
6.96 13091925 C2209054513 | 5