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Marc Surer: «Alonso hat Glauben an Ferrari verloren»

Von Rob La Salle
Zum Siegen fehlen Fernando Alonso derzeit zu viele Puzzle-Teilchen

Zum Siegen fehlen Fernando Alonso derzeit zu viele Puzzle-Teilchen

Der Formel-1-Experte von Sky spricht über die Ausgangslage für den baldigen vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel und die anhaltende Titellosigkeit von Ferrari.

Der Grosse Preis von Indien steht an – bei den bisherigen beiden Rennen in Greater Noida holte Sebastian Vettel jeweils die Pole-Position und anschliessend auch den Sieg. Auch für den Sky-Formel-1-Experten Marc Surer gilt: Wer in Indien gewinnen oder die Serie von Vettel brechen will, der muss zuerst am Champion vorbei.

Marc, spricht irgendetwas gegen Vettels sechsten Saisonsieg in Folge?

Es sieht nicht danach aus, aber das Schöne im Motorsport ist, dass eben nichts sicher ist, weil immer irgend etwas passieren kann. Es können sehr viele Dinge sowohl im Training als auch im Rennen schiefgehen, aber unter normalen Voraussetzungen ist Vettel erneut nicht zu schlagen und hätte damit seinen vierten WM-Titel in der Tasche.

Was für eine Strecke erwartet die Fahrer in Indien?

Der Kurs ist vergleichbar mit der Strecke in Südkorea. Da ist alles dabei, und es gibt vor allem tolle Kurvenkombinationen. Die langgezogene 180-Grad-Kehre der Kurven 10 und 11 ist das Sahnestück, das der Strecke einen speziellen Charakter gibt.

Wer sind Vettels Hauptkonkurrenten um den Sieg?

Mercedes wird stark sein. Im Rennen ist zudem immer mit Lotus zu rechnen, die ihr Zwischentief überwunden haben. Ferrari zähle ich allerdings nicht dazu – die Scuderia hat mit der Entwicklung nicht Schritt halten können und den Anschluss verpasst.

Woran liegt das?

Es war in den letzten Jahren schon immer so, dass sie etwas hinterherhinken. Eigentlich kann man es nur auf die Ingenieure schieben. Das hat auch Ferrari erkannt und sich für die kommende Saison in diesem Bereich verstärkt. Von Lotus holte man neben Technikdirektor James Allison auch einen weiteren Ingenieur, um dieses Manko auszugleichen.

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali schlägt in dieselbe Kerbe und meint in einem Interview, dass sie nicht in der Lage waren, Alonso ein siegfähiges Auto zu stellen. Die beiden zweiten WM-Schlussränge seien alleine Alonsos Verdienst.

Genau so sehe ich das auch. Felipe Massa hat in dieser Phase kein einziges Rennen gewonnen. Ohne Alonso wäre Ferrari in der Tat wohl sieglos geblieben.

Folgerichtig liebäugelt Alonso auch mit dem Abgang, so heisst es. Würde jedoch ausgerechnet ein Wechsel zu McLaren Sinn machen?

Ich denke, Alonso hat den Glauben an Ferrari verloren, aber es ist eine gefährliche Geschichte. Er verlässt ein Team, das alles daran setzt, sich in Zukunft zu verbessern, und geht zu McLaren, die derzeit hinterherfahren. Dazu bekommt McLaren mit Honda einen neuen Motor, da kann doch niemand sagen, wie das zusammenpasst. Es wäre logisch betrachtet ein grosses Risiko, aber manchmal muss man etwas riskieren, um nach vorne zu kommen. Das beste Beispiel ist Lewis Hamilton. Er hat vergangene Saison mit McLaren ein Siegerauto verlassen, um zu Mercedes zu gehen. Da haben auch viele den Kopf geschüttelt, aber letztlich hat er alles richtig gemacht.

Ein weiterer Fahrerwechsel, über den viel spekuliert wird – Nico Hülkenberg zu Lotus. Könnte «Hulk» in diesem Cockpit auch Siege einfahren?

Man sieht anhand von Romain Grosjean, dass der Lotus wirklich sehr schnell ist, und ich sehe Hülkenberg auf einer Stufe mit dem Franzosen. Daher kann ich mir durchaus vorstellen, dass auch Hülkenberg Rennen gewinnen wird.

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