Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Räikkönen, Grosjean und Lotus: Für Angst bestraft

Von Mathias Brunner
Gary Anderson, Formel-1-Technikexperte der BBC, sieht Lotus in Abu Dhabi auf dem Holzweg – und dies nicht nur wegen des ausstehenden Gehalts von Kimi Räikkönen.

Lotus machte sich vor dem Abu Dhabi-GP berechtigte Hoffnungen auf den zweiten WM-Rang, immerhin hatte Kimi Räikkönen am Golf vor einem Jahr gewonnen, und Romain Grosjean hat in den letzten Wochen ganz starke Leistungen gezeigt. Und dann? Kein Lotus auf dem Podest, Grosjean Vierter, Kimi ausgeschieden. BBC-Technikexperte Gary Anderson sieht Schwarz.

«Ich verstehe nicht, was man sich bei Lotus gedacht hatte. Ich ich spreche jetzt nicht vom Unterboden, den die FIA monierte und der zum letzten Startplatz von Kimi Räikkönen führte. Ich spreche auch nicht von ausstehenden Gehaltszahlungen, die am vergangenen Wochenende ein Riesenthema waren. Nein, was ich nicht verstehe – in Indien war Grosjean mit einer Einstopp-Strategie von Startplatz 17 aufs Siegerpodest vorgedrungen. Und der mässige Reifenverschleiss in Abu Dhabi drängte eine solche Strategie geradezu auf, ganz besonders für Lotus.»

«So aber kam Romain schon in Runde 8 an die Box, nicht in Runde 15 und 16, wie die Ferrari. Und doch wäre ein Einstopper noch denkbar gewesen. Unmöglich, sagen Sie? Von wegen: In Indien hat der Genfer mit dem Medium-Reifen 46 Runden gefahren, hier wären es noch 47 gewesen, und Indien geht wesentlich härter auf die Reifen als Abu Dhabi. Aber Lotus entschied sich für einen Zweistopper. Damit wurde eine Chance vertan.»

«Lotus war immer dann am besten, wenn sie etwas anderes als die Gegner gemacht haben. In Arabien jedoch folgte man einfach der Konkurrenz, das ist zu ängstlich, das ist zu wenig Risiko, um aufs Siederpodest zu gelangen.»

Kimi Räikkönen: Wieso nicht aus der Boxengasse?

Gary Anderson weiter: «Ich verstehe auch nicht, wieso man Kimi Räikkönen vom Ende des Startfeldes losfahren liess, statt – wie vor einem Jahr Sebastian Vettel – aus der Boxengasse loszupreschen. Das hätte den Vorteil gehabt, dass der Rennstall das ganze Auto hätte umbauen können. Ich höre, Lotus-Ingenieur Alan Permane habe vorgerechnet, dies hätte 20 Sekunden gekostet, aber daran glaube ich nicht.»

«Der Lotus an sich ist nicht schnell genug, um gut überholen zu können. Er ist schnell auf eine Runde aber kein Star in Sachen Topspeed. Lotus hätte das korrigieren können. In der ersten Runde ist immer mit einem Scharmützel in der ersten Kurve zu rechnen, ich war nicht erstaunt, dass Räikkönen da hängengeblieben ist. Aus der Box wäre Kimi das Gedränge in Kurve 1 erspart geblieben, innerhalb einer Runde hätte der Finne die Nachzügler überholt gehabt.»

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