Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Pistensünder: Wie lange schaut die FIA noch zu?

Von Rob La Salle
Nico Rosberg etwas neben der Ideallinie

Nico Rosberg etwas neben der Ideallinie

Formel-1-Fahrer legen die Ideallinie auf einer Rennstrecke sehr liberal aus. Ex-GP-Piloten wie Marc Surer monieren das seit langem. Wieso handelt der Autoverband nicht?

Marc Surer ist nicht der einzige Fahrer, dem das ein Dorn im Auge ist: Die modernen GP-Piloten fahren oft neben der Strecke, um eine schnellere Linie zu finden. Auch Surers TV-Kollege Martin Brundle hat das schon mehrfach angekreidet. Ihr Tenor: «In Monaco können die Fahrer schliesslich auch nicht hinter der Leitschiene fahren, wieso halten sie sich auf anderen Pisten nicht daran?»

Brundle und Surer sind auch der Ansicht, die Regel würde nicht gleichmässig angewendet. Romain Grosjean erhielt beispielsweise in Ungarn eine Strafe für das Überholmanöver gegen Felipe Massa, weil er mit allen vier Rädern neben der Bahn war. Andere Fahrer kommen unbehelligt davon. In Indien und Abu Dhabi wurde munter neben der Bahn gefahren. Wieso?

Der entsprechende Artikel im Formel-1-Regelbuch ist 20.2 und besagt, dass Fahrer nur dann von einem Bereich neben der Bahn auf die eigentliche Strecke zurückkehren dürfen, wenn dies andere Piloten nicht gefährdet und wenn sie keinen Vorteil gewonnen haben.

Der Knackpunkt: Ein Überholmanöver beispielsweise ist ein klarer Fall von Vorteilgewinnen, aber wie lässt sich ein Vorteil während einer Quali-Runde messen?

Die FIA ist der Meinung: vier Räder neben der Bahn bieten nicht zwangsläufig einen Vorteil, weil dort der Untergrund uneben sei oder wenig Haftung biete. Die FIA ist auch der Meinung: Wenn es wirklich drauf ankomme, also im Abschlusstraining, dann seien weniger oder gar keine Fahrer neben der Bahn.

Das Regelwerk besagt klipp und klar: es ist nicht verboten, die Bahn zu verlassen, es ist nur verboten, einen Vorteil daraus zu ziehen. Die FIA will daher mit Augenmass vorgehen – in Abu Dhabi beispielsweise wurden die Piloten vor dem Abschlusstraining davor gewarnt, beim Anlauf einer schnellen Runde die letzte Kurve von zu weit aussen anzufahren und damit mehr Schwung zu holen.

Fazit: Derzeit sieht die FIA keinen Handlungsbedarf. Die Kontrolle aller Kurven sei nicht machbar, es würden zu viele Fälle zur Untersuchung auf die Rennkommissare zukommen. Eine generelle neue Regel wird es nicht geben, weil die FIA-Experten der Meinung sind, die bisherige reiche. Krasse Fälle von Misshandlungen werden auch weiterhin geahndet. Allerdings bleibt viel Spielraum für Auslegungen. Und damit auch Nährboden für weitere Diskussionen.

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