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Ameisenbären, Renault-Blamage: Wer redet von Pirelli?

Von Mathias Brunner
Die Kontroverse um die gewöhnungsbedürftigen Fahrzeugnasen und die blamablen Schwierigkeiten von Renault kaschieren einen anderen Problemherd: die Reifen.

Alles redet seit den ersten Jerez-Wintertests von den Ameisenbären und anderen Tiervergleichen in Sachen Fahrzeugnasen. Ein grosses Thema sind auch die Schwierigkeiten von Renault, samt vorzeitiger Abreise von Weltmeister Red Bull Racing. Natürlich wird auch intensiv über den Sound der neuen Formel 1 gesprochen. Nur ein Aufreger scheint im Moment an Pfeffer verloren zu haben: die Reifen. Und das ist ein Trugschluss.

Sauber-Fahrer Adrian Sutil weiss: «Natürlich hast du bei einem ersten Test Wichtigeres auszusortieren als die Reifen. Aber ich habe mich schon ein wenig darüber gewundert, wie hart die Pirelli-Reifen gewesen sind. Da lernst zu gar nichts.»

Pirelli-Rennchef Paul Hembery wollte am letzten Testtag eigentlich eine Medienrunde durchführen. Der Termin wurde gestrichen: die Mailänder Reifenexperten fanden selber, man habe zu wenig gelernt, um die Fragen der Journalisten vernünftig beantworten zu können.
Generell wurde zu wenig gefahren, und die Temperaturen waren zu wenig hoch, um viel lernen zu können. Dabei hatte Pirelli sogar eine besondere Winterversion der neuen Reifen entwickelt, die generell härter geworden sind, um den Belastungen der neuen Formel-1-Fahrzeuggeneration standzuhalten.

Für die drei Wintertests in Jerez und Bahrain bekommen die Teams insgesamt 85 Reifensätze – 25 in Jerez und je 30 für die zwei Tests in Bahrain zur Verfügung gestellt. Nach Jerez hat Pirelli pro Team zwei Sätze der mittleren und vier der harten Reifen mitgebracht.

Dazu kommen je sechs Sätze Winterreifen, drei Sätze Intermediates und drei Sätze Regenreifen. Darüber hinaus konnte jedes Team im Vorfeld sieben Sätze frei wählen, die es in Jerez einsetzen will und hat somit in den vier Tagen insgesamt 25 Reifensätze zur Verfügung.

Adrian Sutils Feststellung war absehbar: Natürlich geht Pirelli an seine 2014er Aufgabe eher zurückhaltend heran. Ein PR-Desaster wie die Reifenschäden in der ersten Saisonhälfte 2014 kann sich das Traditionsunternehmen nicht jedes Jahr leisten.

Erst in Bahrain (zweiter Wintertest: ab 19. Februar) wird auch Pirelli erfahren, was ihre neuen Reifen taugen: wenn die Temperaturen höher sind und die Autos länger fahren.

Die Mercedes-Fahrer haben dennoch in Andalusien gleich zwei Vorteile gewonnen: Erstens sind die Renner von Mercedes, McLaren und Williams überdurchschnittlich oft gefahren, damit haben sie zweitens auch besser gespürt, was in Sachen Gummi auf sie zukommt. Die Erkenntnisse von Massa, Button, Hamilton und Rosberg: das frühere Körnen (wenn sich auf der Lauffläche kleine Gummikügelchen bilden) tritt bislang nicht auf. Wie sich die Reifen jedoch in der Wärme Arabiens verhalten werden, weiss noch keiner. Was die Fahrer auch generell spüren: ein Untersteuern in die Kurven hinein, ein Übersteuern aus den Kurven heraus. Gemäss Reglement dürfte Pirelli gegen diese Tendenzen mit einem Schritt dagegenhalten, der ihnen 2013 verwehrt war: nämlich vorne und hinten unterschiedliche Reifenmischungen vorzubereiten.

Die Reifenerkenntnisse aus Bahrain werden wichtig sein für die beiden ersten Rennen der Saison in Australien und Malaysia: bei beiden Rennen sind Temperaturen über dreissig Grad keine Seltenheit. Allerdings führt der WM-Auftakt von Melbourne in die Dämmerung hinein. Der Bahrain-Test wird fürs Bahrain-Rennen wenig aussagekräftig: erstmals wird der Grand Prix im kleinen Golfstaat nämlich als Nachtrennen ausgetragen. Auch darauf ist Pirelli vorbereitet: einer der acht Tage des zweiten und dritten Wintertests wird in die Nacht führen.

Die komplette Pirelli-Statistik des Jerez-Tests finden Sie  HIER

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