Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Jean-Michel Jalinier: «Renault-Sieg beim fünften GP»

Von Vanessa Georgoulas
Jean-Michel Jalinier: «Zu diesem Zeitpunkt haben wir begriffen, dass wir zurückliegen»

Jean-Michel Jalinier: «Zu diesem Zeitpunkt haben wir begriffen, dass wir zurückliegen»

Im 1. Teil des exklusiven SPEEDWEEK.com-Interviews erklärt Renault-Sport-Präsident Jean-Michel Jalinier, wie der Triebwerkshersteller den Rückstand auf die Konkurrenz aufholen will.
Die neue Renault-Antriebseinheit in der Formel 1 funktioniert nicht, wie sie soll. Wann haben Sie gemerkt, dass es sich um ein grösseres Problem handelt?

Schon am ersten Testtag in Jerez, als wir hinter den meisten unserer Gegner zurücklagen. Denn offensichtlich war es so, dass Mercedes schon die erste Runde drehen konnte, als Ferrari und wir unsere Wagen noch nicht einmal zum Laufen gebracht hatten. Zu diesem Zeitpunkt haben wir begriffen, dass wir zurückliegen. Jetzt sind wir dabei, diesen Rückstand aufzuholen, wie man in Bahrain sehen konnte. Uns bleiben noch immer einige Tage bis zum ersten Rennen. Wir liefern uns nun einen Wettlauf gegen die Zeit. Unser Problem ist die Optimierung der Software.

Das Problem ist also klar definiert?

Ja, bei der Hardware sind wir sehr zuversichtlich. Der Motor selber, die elektrischen Aggregate und die Batterie machen keine Probleme und sind sehr wettbewerbsfähig. Wir haben die Homologation vornehmen lassen, das lief absolut problemlos ab. Aber wir müssen es hinkriegen, dass alles optimal zusammenpasst und als Paket funktioniert.
Ein Beispiel: Der Fahrer fragt nach einem bestimmten Drehmoment in einer Kurve. Es gibt aber bei dieser komplexen Antriebseinheit sehr, sehr viele Möglichkeiten, dieses bereitzustellen. Wir haben noch immer Probleme, die Kraft zu dosieren, der Wagen lässt sich nicht sanft fahren. Wir arbeiten daran, diese Dosierung zu optimieren.

Es geht nur noch um das Feintuning?

Genau. Ausserdem müssen wir auch noch an verschiedenen Sicherheitsprozeduren arbeiten. Wenn im Antrieb etwas falsch läuft, muss sichergestellt werden, dass er abgestellt wird oder in einen Sicherheitsmodus umschaltet. In einigen Bereichen haben wir das aber noch nicht hinbekommen, deshalb gibt es da auch noch ein paar Probleme. Es sind keine riesigen Probleme, wir müssen einfach die Software verbessern.

Das Problem betrifft die Hardware also gar nicht?

Nein, in dieser Hinsicht sind wir sehr entspannt.

Denken Sie, dass Sie die Verbesserungen an der Software hinbekommen, ohne vor dem Saisonstart nochmals auf die Strecke zu dürfen?

Beim letzten Test in Bahrain haben wir Daten gesammelt, die jeden Aspekt eines Rennwochenendes wiedergeben. Wir haben also Quali-Simulationen gemacht, Simulationen von Starts, Simulationen von Safety-Car-Phasen, Simulationen von Long-runs, Simulationen von schnellen Runden in einem Long-run…
Nun analysieren wir diese Daten und korrigieren die Probleme. Danach spielen wir es am Prüfstand mit dem Motor durch und überprüfen, ob die Software wunschgemäss arbeitet.

Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass man trotzdem nicht ausschliessen kann, dass Sie am Freitag in Melbourne eine böse Überraschungen erleben.

Ganz ehrlich, wir werden in Melbourne nicht in der Lage sein, das Rennen zu gewinnen. Wir sollten aber in der Lage sein, eine akzeptable Position zu halten, vielleicht in den Top-Ten.
Aber es werden nicht wie im letzten Jahr die vordersten Plätze der Top-Ten sein.
Wir müssen uns einige Rennen Zeit nehmen, um wieder ganz vorne dabei zu sein, vielleicht drei oder fünf Grands Prix. Aber mehr nicht. Denn wie Sie sagen, kann es in einem Rennen oder allgemein auf der Strecke immer Überraschungen geben. Ich erwarte also nicht, dass wir von Beginn weg an der Spitze sein werden.

Mercedes ist einen Schritt voraus, auch Ferrari konnte ziemlich viele Kilometer abspulen. Erst dahinter kommt Renault. Wie hart ist das für einen grossen Hersteller?

Wir haben immerhin die vier letzten Meisterschaften gewonnen... Wir haben gutes Personal, wir müssen also einfach nur arbeiten und uns ganz auf unsere Aufgabe fokussieren.
Wichtig ist, dass wir sauber arbeiten und nicht in Panik verfallen. Wir sind davon überzeugt, dass die Basis des Antriebs gut ist. Wir müssen nun einfach das Potenzial ausschöpfen. Das wird ein wenig Zeit brauchen, aber grundsätzlich ist alles in Ordnung. Wir sind einfach ein bisschen spät dran.

Wieviele Personen sind am Bau der neuen Formel-1-Antriebseinheiten beteiligt?

Wir sind ungefähr 350 Personen. Davon haben nicht alle einen Renault-Vertrag, es sind auch einige Zulieferer und sonstige Spezialisten darunter. Der Bau des Rennmotors ist an Mecachrome ausgelagert. Dort sind etwa 70 Personen mit den Motoren beschäftigt.

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