Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Ränge Alonso–Räikkönen für Ferrari-Chef inakzeptabel

Von Mathias Brunner
Ferrari-Cheftechniker James Allison hat nach dem Saisonbeginn in Australien gemischte Gefühle: «Wir sind ins Ziel gekommen, das ist gut. Mit den Platzierungen bin ich weniger zufrieden.»

Während des Testwinters schien klar zu sein: Mercedes ist erste Kraft in der neuen Formel 1, gefolgt von Williams und Ferrari auf Augenhöhe, mit McLaren in der Nähe. Aber in Australien betrat kein Ferrari-Fahrer das Siegertreppchen: Fernando Alonso Vierter, Kimi Räikkönen Siebter, und das Ergebnis ist noch geschönt – weil Daniel Ricciardo disqualifiziert werden musste. Wo also steht Ferrari wirklich?

Technik-Direktor James Allison stellt fest: «Die Standfestigkeit des F14 T gibt Anlass zur Zufriedenheit, aber wenn wir gegen Mercedes kämpfen wollen, müssen wir tüchtig zulegen.»

Und das mit der Standfestigkeit ist relativ: Im ersten Rennfünftel konnte Alonso nicht die volle elektrische Energie abrufen, damit sass er hinter Nico Hülkenberg im Force India fest. Dessen Mercedes-Motor war so kraftvoll, dass an einen Angriff am Ende der Geraden nicht zu denken war.

Am Wagen von Räikkönen streikte zeitweise der verstellbare Heckflügel. Erst als Toro-Rosso-Fahrer Jean-Eric Vergne einen Fehler beging, konnte der Finne vorbeischlüpfen.

Zudem hält sich hartnäckig das Gerücht, wonach der Ferrari gemessen an den Autos von Mercedes, McLaren und Williams Winterspeck mit sich herumträgt. Allein ein dutzend Kilo gehen dabei offenbar aufs Konto der Antriebseinheit. Bei der FIA ist ein Antrag zum Nachbessern eingereicht.

Um die genaue derzeitige Stärke von Ferrari einzuschätzen, müssen wir auch daran denken, dass drei Fahrer ausschieden, die mindestens im Bereich ihrer Stallgefährten Rosberg, Ricciardo und Bottas hätten liegen können. Und dass Bottas einen Platz vor Alonso verschenkt hat, als er rechts hinten an der Mauer anschlug. Wären all diese Fahrer ohne Zwischenfälle ins Ziel gekommen, sähe es für Ferrari düster aus.

Gut für Ferrari: Als einziger Motorenhersteller haben die Italiener alle Fahrzeuge ins Ziel gebracht. Aber das stellt James Allison nur bedingt zufrieden.

Der Engländer resümiert: «Zahlreiche Aspekte am neuen Wagen funktionieren gut – Alonso und Räikkönen sind ordentlich vom Start weggekommen, unsere Messungen in schnellen Kurven weisen auf ein gutes Handling hin. Was mir nicht gefällt, sind Bremsstabilität und Topspeed. Für die 2014er Autos gilt: der Entwicklungsrhythmus wird noch extremer als früher – einfach deshalb, weil wir alle ganz am Anfang dieser Modellgeneration stehen. Als Fazit ist für mich die Leistung in Melbourne inakzeptabel.»

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