Senna, Ratzenberger und Österreichs Flagge
Als das Wrack von Ayrton Senna zurück an der Box war, wurde im Cockpit eine österreichische Flagge gefunden. Der Brasilianer wollte nach dem Imola-GP seinen toten Rennfahrerkollegen Roland Ratzenberger ehren. Es war nicht unüblich, dass Senna eine Flagge mit an Bord hatte, üblicherweise zeigte er zum Stolz seiner Landsleute die brasilianische. Modellbauer haben später nachgestellt, wie Senna die Flagge zu Ehren Ratzenbergers zeigt. Leider kam es im richtigen Leben nie dazu.
Für viele im Formel-1-Tross ist der Tod von Senna unzertrennlich mit dem Verlust von Roland Ratzenberger verbunden. Auch für den Briten Johnny Herbert, Ex-Formel-1-Fahrer und damals mit dem Österreicher gut befreundet.
«Es ist klar, dass sich in diesen Tagen fast alles um Ayrton dreht», sagt der Engländer. «Aber ich bin nicht der Einzige, der seine eigene Formulierung hat, wenn es ums Imola-Wochenende geht. Ich sage nie: Das Wochenende, an dem Ayrton starb. Ich sage immer: Das Wochenende, an dem Roland und Ayrton ums Leben kamen. Ich werde nie vergessen, was 1994 geschehen ist, und ich will nicht, dass die Menschen Roland und Ayrton vergessen.»
Herbert fügt hinzu, was viele über Roland Ratzenberger sagen, wenn sie auf den Österreicher angesprochen werden, vielleicht mit geringfügig anderen Worten: «Ein Kerl zum Pferdestehlen, ein harter Arbeiter, aber immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Einer, der sich von ganz unten bis ganz nach oben gearbeitet hat. Es wurde ihm nichts geschenkt. In England wurden wir erstmals auf ihn aufmerksam, als er scheinbar aus dem Nichts das prestigeträchtige Formel-Ford-Festival gewonnen hat.»
«Später verlief seine Karriere etwas auf Umwegen Richtung Formel 1, beispielsweise in Form seiner Jahre in Japan. Seine Leistungen und seine Arbeitseinstellung waren immer ohne Fehl und Tadel. Ein Mann von goldenem Charakter, mit entwaffnendem Humor. Mit ihm gab es immer etwas zu kichern. Er hatte so viel Talent, leider haben wir das Beste von ihm in der Formel 1 nie sehen dürfen. Die Erinnerungen von damals sind bis heute intensiv und schmerzhaft.»