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Lewis Hamilton und seine Wurzeln: Stadtrat enttäuscht

Von Mathias Brunner
Die Plakette am früheren Haus der Hamiltons

Die Plakette am früheren Haus der Hamiltons

Nach den wenig schmeichelhaften Worten von Lewis Hamilton über den kleinen Ort Stevenage im Norden von London ist der Stadtrat vom Rennfahrer tief enttäuscht.

Die BBC-Kolumne von Lewis Hamilton führt zu einem Nachbeben. Vor dem Monaco-GP hatte der Mercedes-Star festgehalten: «Ich komme aus dem nicht so tollen Ort Stevenage und lebte auf der Couch von Papas Wohnung. Nico ist in Monaco aufgewachsen mit Jets und Hotels und Booten und all dem Zeugs, da ist der Hunger einfach anders.»

Darüber regte sich Nico Rosberg auf, spielte den Nadelstich aber herunter: «Also erstens weiss ich nicht, was da genau stand. Ich lese keine Zeitungen oder Internetseiten. Und selbst wenn ich es gelesen hätte, dann würde ich es nicht für bare Münze nehmen. Da wird so viel erfunden! Für mich zählt nur, was Hamilton selber sagt.»

Leider wiederholte Hamilton dann, was er gesagt hatte. Zudem gilt die BBC in der Branche nicht gerade als Verfechter des Mottos: Wenn es nicht wahr ist, so ist es wenigstens gut erfunden. Aber auch Hamilton versuchte, die Wogen zu glätten: «Da wurden einzelne Passagen aufgebauscht.»

Stevenage ist eine Stadt und ein District in Hertfordshire, England, rund 40 km nördlich von London. Stevenage liegt östlich der Anschlussstellen 7 und 8 der A1(M) zwischen Letchworth im Norden und Welwyn Garden City im Süden, gut 80.000 Menschen leben dort. Stadtrat Phillip Bibby ist enttäuscht: «Ich verstehe nicht, wieso man sich auf diese Weise über den Ort äussert, wo man aufgewachsen ist. Man muss sich doch seiner Wurzeln erinnern.» Und Stadtratsvorsteherin Sharon Taylor meint: «Wir sind sehr stolz auf Lewis Hamilton. Aber natürlich wäre es uns lieber gewesen, er hätte sich für den Ort stark gemacht, aus dem er herkommt.»

Lewis Hamilton hat seine Wurzeln gewiss nicht vergessen: Sonst hätte er in seiner Kolumne nicht darüber gesprochen. Und er trug 2012 vor den Sommerspielen von London die olympische Fackel – durch Luton, ganz einfach deshalb, weil das der nächste Ort bei Stevenage war, wo die Route der Fackel durchführte.

Am Haus an der Woodfield Road, wo der Weltmeister von 2008 zwischen 1997 und 2001 lebte, wurde vor wenigen Jahren eine violette Plakette angebracht. Blaue Plaketten erinnern in Grossbritannien an Häuser, wo Menschen von historischer Bedeutung lebten. Die Immobilienfirma Zoopla erhoffte sich damals durch den PR-Gag mehr Interesse beim Verkauf des Hauses. Nicholas Leeming: «Die heutigen Käufer sind auch daran interessiert, wo Menschen wie Sir Elton John, Katie Price oder Stephen Fry lebten. Prominente Vorbewohner beeinflussen den Immobilienmarkt durchaus.»

Zu Lewis Hamiltons Verteidigung gilt zu sagen: Auch die GP-Sieger Kimi Räikkönen und Robert Kubica haben im Laufe der Jahre über die bescheidenen Verhältnisse gesprochen, in welchen sie aufgewachsen sind, und darüber, wie das den Willen gestählt hat, sich hochzuarbeiten.

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