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Mercedes bleibt dabei: Keine Stallorder in Hockenheim

Von Mathias Brunner
WM-Leader Nico Rosberg mit Niki Lauda

WM-Leader Nico Rosberg mit Niki Lauda

Vor fast genau vier Jahren führte der umstrittene Rennverlauf beim Hockenheim-GP 2010 dazu, dass die unsinnige Stallorder-Vorschrift aus dem Formel-1-Reglement gekippt wurde.

Vor vier Jahren war in Hockenheim der Teufel los: Die Ferrari-Stars Fernando Alonso und Felipe Massa wurden von den Fans nach ihrem Doppelsieg gnadenlos ausgepfiffen, und auch aus den Reihen der Formel-1-Journalisten gab es – zur Verblüffung der Rennfahrer – Buhrufe, als sie ins Medienzelt des Hockenheimrings traten, um Rede und Antwort zu stehen. Grund: Ferrari hatte während des Rennens Massa zu Gunsten des Spaniers zurückgepfiffen.

Nach dem Rennen gab es nicht nur unter den Fans heftigste Diskussionen über den Platztausch der Ferrari-Piloten, der (gemäss damaligem Reglement) als verbotene Stallorder eingestuft werden musste. Die Rennkommissare sahen die Situation ähnlich und bestraften Ferrari mit einer Geldstrafe in Höhe von 100.000 US-Dollar. Das Rennen schob die Kontroverse um Stallorder erneut an, ab 2011 tauchte die in der Praxis kaum umzusetzende Regel nicht mehr im Sportreglement auf.

Das Problem für die Rennställe ist jedoch geblieben.
Wie lange schaut man einem Teamduell zu, bevor eingegriffen werden muss? Wie gross ist die Chance, dass sich zwei Stallgefährten gegenseitig von der Piste kugeln und ein Team damit leer ausgeht?

Solche Fragen stellt sich in diesem Jahr auch die Mercedes-Teamführung mit den beiden Wienern Niki Lauda (Chef des Rennstall-Aufsichtsrats) und Toto Wolff (Teamchef). Sie lassen – lobenswerterweise – ihren Fahrern Nico Rosberg und Lewis Hamilton eine recht lange Leine. Was mindestens in Bahrain ordentlich an den Nerven zerrte.

Toto Wolff bleibt jedoch dabei: «Wir sehen keinen Grund, wieso wir von unserer Einstellung abrücken sollten. Jeder will tollen Motorsport sehen, wir auch. Wir sagen den Piloten einfach, dass sie sich dabei nicht gegenseitig von der Bahn schubsen sollen.»

Niki Lauda hat deponiert, dass er ein solches Pistenverhalten nicht akzeptieren würde.

Wolff gibt zu, dass der Team-interne Zweikampf der Transparanz geschadet hat. Nico Rosberg dazu in Silverstone: «Primär wollen wir beide natürlich das Team vorwärts bringen, das liegt ja in unserem eigenen Interesse. Als Einzelsportler kannst du im Rennsport nicht dominieren, das geht nur, wenn man zusammenhält. Unsere Position ist ein Beweis dafür, wie gut wir zusammenarbeiten. Lewis und ich drängen das Team nach vorne. Aber natürlich gibt es Bereiche – und das wird vom Rennstall auch akzeptiert – wo man gewisse Details für sich behält, um einen Vorteil zu erarbeiten. Dann wirst du zum Einzelkämpfer. Es darf einfach keinen negativen Einfluss auf die Entwicklung des Teams haben.»

Niki Lauda würgt nun frische Gerüchte ab, wonach Mercedes mit dem Gedanken liebäugle, eben doch im Laufe der Saison eine Stallorder anzuwenden: «Die Frage ist mir inzwischen ungefähr 40.000 Mal gestellt worden, geändert hat sich aber gar nichts. Die beiden Fahrer hatten immer freie Fahrt, und das wird auch so bleiben. Das ist vielleicht nicht immer gut für mein Herz, aber es ist gut für den Sport.»

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