Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Mercedes, Toto Wolff & Niki Lauda: Gipfel sinnlos?

Von Mathias Brunner
Paddy Lowe, Niki Lauda, Lewis Hamilton und Toto Wolff

Paddy Lowe, Niki Lauda, Lewis Hamilton und Toto Wolff

Am Freitag setzen sich die zerstrittenen Silberpfeil-Fahrer Lewis Hamilton und Nico Rosberg mit den Mercedes-Strategen Toto Wolff, Niki Lauda und Paddy Lowe an den gleichen Tisch.

Da wären wir gerne die Fliege an der Wand: Am Freitag findet im Firmensitz des Formel-1-Rennstalls Mercedes in Brackley eine für den weiteren Verlauf der WM wegweisende Sitzung statt. Dort werden Niki Lauda (Aufsichtsrats-Chef des Mercedes-F1-Teams), Toto Wolff (Teamchef und Geschäftsleiter) sowie Technikdirektor Paddy Lowe den richtigen Ton finden müssen, um die beiden Alpha-Tiere Lewis Hamilton und Nico Rosberg zurück auf Kurs zu bringen.

Der frühere Formel-1-Rennstallbesitzer Eddie Jordan hat Mercedes eine krasse Führungsschwäche unterstellt (mehr dazu finden Sie HIER). Vielleicht wirkt jetzt der Techniker Paddy Lowe tatsächlich nicht wie die grosse Respektsperson (womit der Brite übrigens arg unterschätzt wird), aber mindestens Rennlegende Niki Lauda weiss genau, wie man Missstände deutsch und deutlich anspricht. Der dreifache Formel-1-Champion scheut sich nie, seine Meinung kund zu tun, auch wenn es für die Beteiligten schmerzhaft ist. Wir würden den Wiener nicht unbedingt als den geborenen Diplomaten bezeichnen, aber klare Worte sind nun gefragt, und da ist Lauda exakt der richtige.

Es war auch Lauda, der vorgeschlagen hatte, nicht am Montag oder Dienstag nach dem aufregenden Belgien-GP zusammen zu sitzen, wenn die Gemüter noch arg erhitzt sind, sondern einige Tage verstreichen zu lassen, um weniger emotional ins Meeting zu gehen.
Teamchef Toto Wolff wird den Fahrern die Verantwortung gegenüber dem Konzern einbläuen, und auch er wird den Piloten klar machen: Jetzt ist Schluss mit lustig. Toto Wolff: «Wir müssen das Thema offenbar etwas intensiver behandeln, damit die Fahrer im Rahmen dessen bleiben, was wir uns vorstellen.»

Während in Fanforen viele Formel-1-Anhänger noch immer Nico Rosberg den Schwarzen Peter zuschieben und sogar eine Bestrafung fordern (mehr dazu finden Sie HIER), gilt eine Direktive der Mercedes-Chefetage bereits als beschlossene Sache: Die Fahrer sollen sich künftig in der Öffentlichkeit nicht mehr so spontan, teilweise unüberlegt äussern.

Denn wer Rosberg die Schuld an der Kollision gibt, müsste im gleichen Atemzug anprangern, dass Hamilton Interna aus einer Mercedes-Teamsitzung preisgibt.

So wie sich das WM-Duell zuspitzt, kann jeder neue verbale Nadelstich zu einer weiteren Eskalation des heiklen Lage führen.

Aber ist der ganze Krisengipfel zum Vornherein sinnlos?

Der frühere Formel-1-Fahrer Johnny Herbert ist der Überzeugung: «Zwei Fahrer im Kampf um den Titel sind unkontrollierbar. Wenn die Piloten auf dem Startplatz stehen und das Visier herunterklappen, dann zählt nur noch eines – der eigene Erfolg.»

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