MotoGP: Wie sich Jorge Martins Leben veränderte

Streckenposten: Mittendrin statt nur dabei

Von Petra Wiesmayer
Ohne Streckenposten geht in der Formel 1 gar nichts. Die Männer, die während der Rennen für die Sicherheit rund um die Strecke verantwortlich sind, riskieren mitunter auch ihr eigenes Leben.

Sie sind schon Stunden vor den Fahrern an der Strecke, doch sobald die Motoren angelassen werden, steigt auch bei ihnen der Adrenalinspiegel. Hoffentlich passiert nichts schlimmes, keine bösen Unfälle oder Zwischenfälle, denn auch für die Streckenposten kann ein Grand Prix Wochenende zum gefährlichen Einsatz werden. Einer von ihnen kam in Montreal 2013 bei einem Einsatz nach dem Rennen ums Leben, glücklicherweise verlaufen die meisten Rennwochenenden ohne größere Zwischenfälle.

Man sieht sie, wie sie am Streckenrand ihre Flaggen schwenken, nach Unfällen Teile einsammeln oder auch Fahrer aus ihren Autos in Sicherheit bringen, doch im Rampenlicht stehen sie selber nie. Sie stehen nur bei Wind und Wetter draußen, werden völlig durchnässt oder auch brütender Hitze gebraten. Je nach Wetter kann es vorkommen, dass sie bis über die Knöchel im Schlamm stehen. Dank ernten sie selten, Kritik dafür umso öfter. Mitunter riskieren sie sogar ihr eigenes Leben um einem Fahrer sein Leben zu retten.

Eine Stunde bevor das erste Auto auf die Strecke fährt müssen die Streckenposten laut FIA-Reglement bereits auf ihrem Posten sein. So haben sie genügend Zeit, ihre Feuerlöcher aufzustellen, die Flaggen bereit zu legen, und vielleicht auch ihre Gaskocher fürs Mittagessen aufzubauen. Die Streckenposten sind in der Formel 1 ein wichtiger Sicherheitsfaktor und ohne sie wird kein Rennen gestartet.

Schulungen unerlässlich

«Ich bin so fünf bis sechs Mal im Jahr in Hockenheim im Einsatz. Bei DTM, Superbike, Formel1 und so weiter», erzählt Bernhard, ein Streckenposten beim Grand Prix von Deutschland in Hockenheim. Er ist mit Leib und Seele dabei, selbst begeisterter Motorradfahrer, «aber nur so zum Spaß, keine Rennen oder so etwas. Aber ich verbinde diese Dinge da eben.»

Wer nun aber denkt, jeder, der gerne möchte, könnte Streckenposten sein, der irrt. Ohne eine erfolgreich bestandene Prüfung geht gar nichts. Eine jährliche Schulung, ein Erste Hilfe Kurs und natürlich die genaue Kenntnis der Bedeutung der verschiedenen Flaggen sind absolute Voraussetzung um als Streckenposten zugelassen zu werden.

«Jedes Jahr im Januar, spätestens Februar ist eine Schulung, die über den ganzen Tag geht und die hier in Hockenheim absolviert wird. Man muss Erste Hilfe Kurse mitmachen, man wird geschult auf die Flaggenbedeutungen und überhaupt die Sicherheit hier. Die Brandbekämpfung steht natürlich im Vordergrund und das sind alles sicherheitstechnische Dinge, die man mitmachen muss, um überhaupt hier tätig zu sein. Ohne diese Schulung mitgemacht zu haben, kommt man bei den Rennen hier nicht an die Strecke.»

Im Abstand von etwa 100 Meter Luftlinie stehen die einzelnen Posten, immer in Sichtkontakt miteinander. Darüber hinaus gibt es Dutzende Abschnittsleiter, die für jeweils sechs bis sieben Posten verantwortlich sind. «Eigentlich müsste man als Streckenposten mindestens vier Augen haben. Selbstverständlich muss man die Autos ständig im Auge haben, mit seinen Kollegen Blickkontakt halten und auch auf die Zuschauer aufpassen, damit diese nicht plötzlich irgendwo auf der Strecke auftauchen.»

Kracht es dann irgendwo, ist schnelle Reaktion gefragt. «Das ist wie eine Kettenreaktion», sagt der Streckenposten. «Da muss man schon aufpassen und den ersten Posten immer genau beobachten. Wir sind übers Telefon mit der Rennleitung verbunden. Da gibt es diesen Bündelfunk, wo man alle Meldungen machen muss, sei es Unfall, Ausfall, Ölverlust der Autos oder wie auch immer.»

Dieses Telefon bewacht gleich nebenan im Holzturm der Telefonposten, der sogenannte «Radio Marshall». Er ist der Anlaufpunkt für alle Meldungen die von der Rennleitung an die Streckenposten weitergegeben werden müssen oder auch von der Strecke an die Rennleitung. Sollte beispielsweise ein Rennen abgebrochen werden, ist der Telefonposten derjenige, der es als erstes erfährt und auch für die rote Flagge verantwortlich ist.

«Die rote Fahne steht immer beim Telefonposten und nicht beim Flaggenposten. Der könnte mal aus Versehen die rote Flagge greifen und dann gibt es ein Chaos. Deshalb steht die immer beim Telefonposten und der zeigt sie im Fall der Fälle.»

Blaue Flagge nur nach Anweisung

Blaue Flaggen, die einem Fahrer anzeigen, dass er einen schnelleren vorbeilassen muss, werden von den sogenannte «Blue Flag Marshalls» geschwenkt. «Die blaue Flagge darf in der Formel 1 nur noch gezeigt werden, nachdem man von der Rennleitung darüber informiert wurde. Ein Mann hat eine Gegensprechanlage und erfährt direkt von der Rennleitung, wann die blaue Flagge gezeigt wird. Das kann im schlimmsten Fall sein, dass das Fahrzeug schon überholt hat und wir dann erst die blaue Flagge raustun. Das ist auch immer das, was in Fernsehübertragungen angekreidet wird, die Streckenposten zeigen keine blaue Flagge. Das dürfen wir aber von uns aus nicht entscheiden.»

Eine andere Kategorie Streckenposten sind die «Manpusher», jene Streckenposten, die im Falle eines Unfalls oder technischen Defekts auf die Strecke und die Fahrzeuge, bzw. erst mal die Fahrer in Sicherheit bringen müssen. Michael ist einer von ihnen. Respekt vor den berühmten Rennstars kennt er allerdings nicht. Sicherheit geht schließlich vor und da brüllt er auch schon mal einen Fernando Alonso, einen Sebastian Vettel oder auch Lewis Hamilton an, um den Herren zu zeigen, wo es langgeht, falls einer von ihnen die Orientierung verloren hat und in die falsche Richtung läuft. Vom Rennen bekommen die Streckenposten zwar nicht sehr viel mit, aber eines haben sie den Zuschauern auf alle Fälle voraus: Sie sind mittendrin statt nur dabei.

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