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Lenkrad Nico Rosberg gestohlen: Banker freigesprochen

Von Mathias Brunner
Kurioser Fall in England: Ein Bankangestellter war angeklagt, die Replica eines Rennlenkrads gestohlen zu haben. Der Mann glaubte, er handle im Einvernehmen mit Mercedes-Benz.

Ein Gericht in England hat Colin Butcher vom Vorwurf des Diebstahls freigesprochen. Dem 48-Jährigen war vorgeworfen worden, eine 2700 teure Replica eines Rennlenkrads von Nico Rosberg aus dem Mercedes W02 von 2012 aus der Mercedes-Benz-Welt von Weybridge entwendet zu haben. Doch das Gericht ist nun zum Schluss gekommen, dass der Tatverdächtige in Wahrheit das Opfer ist.

Videobilder hatten gezeigt: Butcher, ein Geschäftsleiter der Abteilung Öl und Gas in Diensten der Lloyds-Bank, betrat einen Ausstellungsraum der Mercedes-Welt (bei der legendären Brooklands-Rennstrecke), packte kurzerhand das Lenkrad in eine Tasche und ging dann in aller Ruhe hinaus.

Butchers Anwalt sagte: «Butcher arbeitet bei einer Bank. Jeder weiss, dass ein solcher Diebstahl seine Karriere ruinieren würde. Wieso also sollte er so etwas tun? Mein Mandant gibt vielmehr an, dass er von jemandem kontaktiert worden war, der vorgab, für Mercedes-Benz zu arbeiten. Und der hatte ihm aufgetragen, das Lenkrad an sich zu nehmen.»

Genau gesagt wurde Butcher im Rahmen einer Rennveranstaltung in Snetterton angesprochen, das war im August 2014. Ein Mann in einer Uniform der Mercedes-Benz-Welt gab sich als Charlie Poole aus (und es ist bestimmt kein Zufall, dass es in der Welt eine Angestellte gibt, die Charlotte Poole heisst). Poole fragte Butcher, ob er jemanden kenne, der Lenkräder reparieren könne. Butcher ist in der englischen Rennszene als Fan, Zuschauer, aber auch als Sammler bekannt, und er kennt tatsächlich Firmen, welche solche Arbeiten ausführen können.

Poole erzählte Butcher sodann, er habe ihn schon mehrfach in der Mercedes-Welt gesehen, und vielleicht könnte er, Butcher, ihm weiterhelfen. Butcher ist seit der Eröffnung der Mercedes-Anlage im Schnitt alle sechs bis acht Wochen dort. Butcher gab dem Mann seine Visitenkarte und erhielt kurz darauf prompt einen Anruf. Man vereinbarte, sich am 19. August vor der Mercedes-Welt zu treffen, wo Butcher das Lenkrad an sich nehmen solle, um es zur vereinbarten Reparatur in der Spezialfirma von Timothy Scott zu bringen.

Butcher wartete dann vergeblich auf den angeblichen Mercedes-Mitarbeiter. Der meldete sich schliesslich per Telefon, er sei spät dran, Butcher solle das Lenkrad nur an sich nehmen, man treffe sich dann später. Was Butcher auch tat.

Während Butcher vergeblich auf den Anruf von Herrn Poole wartete, wurde in der Mercedes-Welt der Verlust des Lenkrads bemerkt und die Polizei gerufen. Aufgrund der Videoaufnahmen war es nicht schwierig, die Adresse des vermeintlichen Diebs zu finden.

Gegen die Diebstahltheorie sprach gemäss der Verteidigung die Tatsache, mit welcher Ruhe Butcher in den Ausstellungsraum trat, das Lenkrad holte, die Rezeptionistin – welche er mit Namen kennt – grüsste und dann ging.

Butcher sagt: «Wenn ich das Teil wirklich klauen wollte, dann würde ich gewiss nicht noch bei der Rezeptionistin vorbeigehen, die mich mit Namen kennt.»

Obschon Butcher eine Sammlung von Memorabilia besitzt, darunter auch ein anderes Rennlenkrad von Nico Rosberg, glaubt das Gericht der Darstellung des Rennfans und konnte bei Butcher keine böse Absicht erkennen.

Später schrieb Butcher einen Brief an die Leitung der Mercedes-Welt, um sich für die Vorkommnisse zu entschuldigen. «Ich bin der festen Überzeugung, dass ich in gutem Glauben handelte. Aber ich war wohl viel zu gutgläubig und naiv.»

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