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Sauber gegen Giedo van der Garde: Spiel auf Zeit?

Von Mathias Brunner
Giedo van der Garde und Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn 2014

Giedo van der Garde und Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn 2014

Ein Gericht in Melbourne gibt Giedo van der Garde Recht. Sauber geht in die Berufung. Die Verhandlung wird auf Donnerstag vertagt – spielen die Schweizer hier nur auf Zeit?

Für Richter Clyde Croft ist die Sache glasklar: Sauber hat zu Unrecht Giedo van der Garde aussen vor gelassen, die Schweizer müssen den Holländer in Australien in den Formel-1-Renner setzen und auch bei den folgenden Rennen. So lautete heute Mittwoch hier in Melbourne sein Urteil.

Damit gibt sich die Sauber-Truppe um Teamchefin und –mitbesitzerin Monisha Kaltenborn nicht zufrieden: sie gingen in Berufung.

Man kann den Australiern keine Trödelei vorwerfen: am Mittwochnachmittag (nicht vergessen: zehn Stunden vor mitteleuropäischer Winterzeit) hörten die Richter Simon Whelan, David Beach und Anne Ferguson die Parteien erneut an.

Schnell wurde klar: die Berufungsrichter haben von der Formel 1 wenig Ahnung. Also haben sie von den Rechtsvertretern der Parteien Erklärungen verlangt und die Verhandlung auf Donnerstag vertagt.

Das Sicherheitsargument von Sauber-Anwalt Rodney Garrett wurde erneut zerpflückt. Die Berufungsrichter finden: wenn der Autoverband FIA in Sachen Sicherheit keine Bedenken hat, dann haben wir es auch nicht. Allerdings würden die Richter das gerne von einem FIA-Vertreter selber hören.

Der Anwalt der Sauber-Stammfahrer Marcus Ericsson und Felipe Nasr betonte, seine Fahrer würden erwarten, dass sie hier ihre Arbeit machen können.

Am Donnerstag sollen die Anwälte von Giedo van der Garde zwei Stunden erhalten, ihren Fall darlegen zu können, die Rechtsvertreter von Ericsson und Nasr erhalten eine halbe Stunden, jene von Sauber eineinhalb Stunden.

Inzwischen stellt sich die Frage: Spielt Sauber auf Zeit? Immerhin muss das Team bis Donnerstag, 16.00 Uhr, beim Autoverband FIA die Fahrer für dieses Wochenende melden.

Melden Sie einfach Nasr und Ericsson und ignorieren ein Urteil des Gerichts? Wie will die Justiz dann reagieren? Holen Polizisten einen Sauber-Fahrer aus dem Auto? Und falls ja – welchen? Müssen die Richter erneut ran? Wird eine Busse verhängt?

Setzt Sauber den Holländer ein, wie reagiert dann jener Sauber-Pilot, der zugucken muss? Trifft man sich dann auch wieder vor Gericht?

Giedo van der Garde betont ständig, er habe ein gutes Verhältnis zu Sauber. Da gehen einige Augenbrauen hoch. Denn er hat von Sauber nie offiziell eine Antwort auf seine Fragen erhalten. Und es ist klar, dass die Schweizer kein Interesse daran haben, ihn ins Auto zu setzen. Also ein gutes Verhältnis ist das nicht.

Würde van der Garde wirklich fahren, ist abzusehen: Stricke wird er mit dem für ihn ungewohnten Renner keine zerreissen. Das hat er vorher auch nicht, als der bei Caterham das Auto in- und auswendig kannte.

Falls Sauber sich weigert, mit dem Holländer zu fahren, könnte er auf Schadenersatz klagen. Er könnte auch monieren, dass er seine Arbeit nicht machen kann und sein Ruf geschädigt werde. In Wahrheit ist sein Ruf jetzt bereits beschädigt. So macher Rennstall wird vom Holländer nach dieser Aktion tunlichst die Finger lassen.
Sauber muss sich den Vorwurf gefallen lassen, den Schlamassel selber angerichtet zu haben: Abkommen mit vier Piloten, aber nur zwei Autos – da waren Schwierigkeiten programmiert.

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