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Sebastian Vettel: Kritik an Kimi Räikkönen ist normal

Von Mathias Brunner
Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel

Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel

Ferrari-Star Sebastian Vettel spricht vor dem britischen Grand Prix in Silverstone über die Lücke zu Mercedes, den Mythos Ferrari und die Schwierigkeiten seines Stallgefährten Kimi Räikkönen.

Sebastian Vettel und Ferrari, das passt einfach. Aber hin und wieder muss sich der vierfache Formel-1-Weltmeister selber in den Arm kneifen, wie das alles so gekommen ist. «Meinen ersten Appetithappen Maranello habe ich damals erhalten, als wir im Winter nach Italien gefahren sind. Ich erhoffte mir, an diesem Zaun einen Blick auf mein Idol Michael Schumacher zu erhaschen. Und nun fahre ich selber hier, es ist schon wahnsinnig.»

Vettel ist ein bekennender Historien-Fan, in der Rennsportgeschichte sehr belesen. Michael Schumacher konnte mit dem Mythos Ferrari anfangs wenig anfangen. «Ferrari ist Legende, und ich empfinde es als ein Privileg, für Ferrari fahren zu können», sagt der 40fache GP-Sieger Vettel. «Den Moment, als ich das Werksgelände betrat, werde ich nie vergessen, seither ist die Zeit wie im Fluge vergangen, aber ich geniesse jede Sekunde davon.»

Auf die Frage, welchen früheren Ferrari er gerne mal bewegen würde, wird Vettel fast ein wenig verlegen: «Oh, da gibt es so viele zur Auswahl! Vielleicht am liebsten den 2004er Ferrari, ein unglaubliches Auto. Und dann gibt es, weiter zurück jetzt, natürlich jede Menge Ferrari, die irren Spass machen würden.»

Anlässlich der Racing Days von Ferrari auf dem Hungaroring wird Vettel natürlich auch auf Kimi Räikkönen angesprochen. Dazu ist in den letzten Wochen viel gesagt worden. Für den 246fachen GP-Teilnehmer David Coulthard ist klar: Kimi Räikkönen sollte Ferrari verlassen. Der 44-jährige Schotte ist überzeugt, dass «Iceman» seine Glanzzeiten hinter sich hat: «Ich bin alles andere als Anti-Kimi, aber ich kenne das aus eigener Erfahrung. Es ist sehr frustrierend, wenn man merkt, dass man nicht mehr weiterkommt. Man ist enttäuscht, weil man einfach nicht mehr besser wird. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Sebastian Vettel das Team gleich bei seiner Ankunft übernommen hat. Und vor Vettel hat Fernando Alonso das Zepter geschwungen, er war auch klar schneller. Kimi ist bei den Fans sehr beliebt, so dass jeder, der ihn kritisiert, Gefahr läuft von ihnen gehasst zu werden. Aber man muss schon sagen: Auf der Strecke hat er in den letzten Jahren nicht die erwartete Leistung gezeigt – ob es nun am Pech lag oder an etwas anderem.»

Sebastian Vettel sagt am Hungaroring zum Thema Räikkönen: «Grundsätzlich bin ich mit Kimi Räikkönen als Stallgefährten happy, denn uns verbindet einen tiefen gegenseitigen Respekt. Ich könnte auch nicht behaupten, dass sich unsere Freundschaft verändert hat, jetzt, wo wir im gleichen Team fahren. Er ist offen und ehrlich, es gibt nicht die geringsten Komplikationen bei der Zusammenarbeit.»

«Ich habe natürlich auch gesehen, dass die letzten paar Rennen ein stetiges Auf und Ab gewesen sind, und es gehört zur Natur der Formel 1, dass man dann sofort heftiger Kritik ausgesetzt ist. Ich selber hatte vier tolle Jahre, dann kam eine Saison, in der vieles schief gelaufen ist, es gab viele Defekte, aber ich selber habe auch Fehler gemacht. Und natürlich waren sofort die Kritiker da. Aber die Dinge ändern sich in diesem Sport schnell, und vielleicht sollte man daher nicht zu viel Gewicht auf Kritik legen. Kimi weiss, er er ist, was er kann und was er will.»

Was können Vettel und Räikkönen 2015 mit Ferrari noch alles erreichen? Sebastian meint: «Wir haben ein Auto, das auf jeder Art Strecke gut ist. Kimi und ich sind mit dem grundsätzlichen Handling des Wagens zufrieden. Was die weitere Saison betrifft – die Lücke zu Mercedes ist noch immer beträchtlich. Wir arbeiten hart daran, diese Lücke zu schliessen. Ich glaube, Ferrari hat einen exzellenten Job gemacht. Wenn wir uns anschauen, wo wir vor einem Jahr waren und wo wir heute sind, dann dürfen wir damit wirklich zufrieden sein. Aber Mercedes zu knacken, ist nicht einfach. Es hat schon seinen Grund, wieso sie Weltmeister geworden sind. Wenn wir näher rücken, dann bedeutet dass, wir arbeiten besser. Auf diesem Kurs müssen wir weitermachen.»

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