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Massa über Ferrari: Mit Alonso änderte sich alles

Von Mathias Brunner
Bei Williams glücklich: Felipe Massa

Bei Williams glücklich: Felipe Massa

Felipe Massa (34) erlebt bei Williams seinen zweiten Frühling – Rang 3 in Monza, damit derzeit WM-Vierter. Bei Ferrari fühlte sich der Brasilianer nicht mehr wohl.

Felipe Massa liegt derzeit auf dem vierten WM-Zwischenrang, so weit vorne war der allseits beliebte Brasilianer nicht mehr zu finden seit der denkwürdigen Saison 2008, als er als Interlagos-Sieger schon Weltmeister zu sein glaubte, doch Lewis Hamilton gewann in der letzten Runde genau jenen Platz, der dem Briten zum Titel reichte.

Ende 2013 wurde Massa bei Ferrari aussortiert, seither erlebt er bei Williams seinen zweiten Frühling: Er liegt in der WM vor dem hochgelobten Valtteri Bottas, und genau diese Leistungen von Massa waren einer der Gründe, wieso Maranello auf Bottas verzichtet hat.

Ferrari-Präsident Sergio Marchionne und Teamchef Maurizio Arrivabene werden sich gesagt haben – wir kennen Massa von hinten bis vorne, und wenn Bottas unseren früheren Fahrer nicht bügeln kann, wieso sollen wir dann Williams eine zweistellige Millionensumme bezahlen, um Valtteri zu holen?

Massa hat fünf der vergangenen sechs WM-Rennen unter den besten Sechs abgeschlossen, in Österreich und in Monza ist er Dritter geworden, gefeiert von den Tifosi. Schliesslich ist er nicht nur als ehemaliger Ferrari-Fahrer einer der Ihren – Familie Massa wanderte einst aus Italien nach Brasilien aus.

2016 wird er seine dritte Saison im drittältesten Formel-1-Rennstall (nach Ferrari und McLaren) bestreiten, er selber bezeichnet im Gespräch mit den Kollegen der «Repubblica» die Ära nach Ferrari nicht als Wiedergeburt, «sondern als Neuanfang. Ich habe einfach zur richtigen Zeit das Richtige getan. Vor zwei Jahren war einfach der Zeitpunkt gekommen, etwas anderes zu machen. Meine Geschichte mit Ferrari war sehr schön, intensiv, ehrlich, wie das vom Applaus in Monza unterstrichen worden ist. Aber ich wollte mich wieder wichtig fühlen.»

Es ist kein Geheimnis, dass gewisse Fahrer ein Mindestmass an Nestwärme spüren müssen, um sich entfalten zu können. Felipe präzisiert: «Zu Beginn hatte ich dieses Gefühl. Aber dann haben sich die Dinge geändert, als Alonso gekommen ist. Ich habe mich umgeschaut und gemerkt, dass ich keine Macht mehr hatte über Details. Und unser Sport besteht aus Details. Und die kannst du nur ändern, wenn du eben Macht hast. Macht ist alles. Diese Macht war mir abhanden gekommen. Und das kraftvollste Symptom war eben – ich fühlte mich nicht mehr wichtig. Um das zu merken, reichten die Blicke der Menschen um mich herum. Es war nicht mehr möglich, glücklich zu sein.»

«Unterm Strich bin ich immer dort gefahren, wo es mir gefallen hat. Geld ist nur bis zu einem bestimmten Punkt wichtig. Ich fahre Rennen, weil mich das glücklich macht. Wenn du nicht mehr respektiert wirst, dann kannst du nicht mehr glücklich sein. In Maranello haben sie mich immer gesehen als den kleinen Bruder von irgendwem. Was mich angeht, so hat das Team einen Fehler gemacht, nur auf einen Fahrer zu setzen. Ein Rennstall lebt von WM-Punkten, und Punkte machen beide Fahrer.»

«Manchmal habe ich gedacht, ich sollte vielleicht weniger lieb sein, dafür härter und egoistischer. Aber deine Lebensbilanz musst du dir selber machen. Mir ist viel passiert. Ich hätte in Budapest fast mein Leben verloren, ich bin neben einer Legende wie Schumacher gefahren und neben einem Goldjungen wie Bianchi, ich habe verschiedene Epochen dieses Sports erleben dürfen, ich habe Ungerechtigkeiten und Schweinereien jeder Art erlebt, ich musste meinen Stallgefährten vorbeilassen, der dunkelste Moment meines Lebens, aber ich habe auch viele Rennen gewonnen, fabelhafte Glücksmomente erlebt, mich prima amüsiert. Ich bin ein paar Mal gestrauchelt, aber immer wieder aufgestanden. Also würde ich gar nichts ändern. Ich bin immer ich selber geblieben.»

«Ich hatte dann das Glück, dass ich zum richtigen Team wechseln konnte und der Zeitpunkt ideal war. Williams hatte eben einen Vertrag mit Mercedes für deren Motoren abgeschlossen, dann ein Abkommen mit Martini. Das Team hat sich wie ich selber aufgerappelt.»

Schlusswort zu Fernando Alonso: «Ich bin sicher, dass er nicht glücklich ist. Und ich rede nicht vom Gehalt. Sondern darüber, was passiert, wenn der Helm aufgesetzt ist. Wenn ich daran denke, was er in seiner Karriere alles erreicht hat, dann lässt es einen nicht kalt, ihn so zu sehen. Aber Gott weiss immer, was er tut. Wenn er dir etwas Gutes oder Schlechtes beschert, dann hat es dafür immer einen Grund.»

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