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Philippe Bianchi wütend: «Jemand muss bezahlen»

Von Mathias Brunner
Christine und Philippe Bianchi mit ihrem Jules

Christine und Philippe Bianchi mit ihrem Jules

​Philippe Bianchi, Vater des am 17. Juli verstorbenen französischen Rennfahrers Jules Bianchi, hat seinen Groll gegen den Automobi-Weltverband FIA noch nicht beigelegt.

Jules Bianchis Vater Philippe hat unseren Kollegen von AutoHebdo in Frankreich ein Interview erlaubt. Noch immer ist unklar, wie die Familie Bianchi nach dem schweren Unfall ihres Sohnes im Japan-GP 2014 und dem Tod ihres geliebten Jules am 17. Juli 2015 weiter vorgehen will. Philippe Bianchi und seine Gattin Christine haben sich rechtliche Schritte immer vorbehalten, und ganz offenbar hat der vom Schmerz gezeichnete Vater seinen Groll gegen den Autoverband FIA und die Unfalluntersuchungskommission nicht beigelegt (zu welchen Schlüssen die gekommen sind, lesen Sie weiter unten, «Unfall von Jules Bianchi: Der Bericht der FIA»).

«Die Schlüsse in dieser Untersuchung haben mich schockiert», sagt Philippe Bianchi. «Denn jene Leute, welche die Untersuchung durchgeführt haben, waren die gleichen Leute, welche untersucht wurden. Gibt es da nicht einen Interessenskonflikt?»

«Die Untersuchung ist das eine, sie ist zu gewissen Schlüssen gekommen. Aber es sind zwei verschiedene Paar Schuhe, Fragen zu stellen und die richtigen Antworten zu geben. Ich habe das zuvor gesagt und ich sage es noch einmal, in aller Deutlichkeit: Wenn es Verantwortliche gibt, dann müssen sie bezahlen. Auf die eine oder andere Weise.»

«Wir haben Jules verloren, und nichts bringt ihn zurück. Ich habe also nichts zu verlieren. Wir haben nur noch die Erinnerungen an ihn und den Respekt, den wir ihm alle zeigen sollten. Also werde ich mit all meiner Kraft für ihn weiterkämpfen.»

Auf die Frage, ob es einen rechtlichen Ansatzpunkt für die Familie gebe, antwortet Bianchi: «Ja. Meine Anwälte kümmern sich darum.»

Unfall von Jules Bianchi: Der Bericht der FIA

Pünktlich zur Sitzung des Motorsport-Weltrats des Automobilweltverbands FIA in Doha anfangs Dezember 2014 übergab die zehnköpfige Untersuchungskommission, die sich mit dem schweren Unfall von Jules Bianchi befasst hatte, ihren mehr als 400 Seiten langen Bericht. Die Expertengruppe, der auch der ehemalige Mercedes-Teamchef Ross Brawn, der frühere Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali, der zweifache Formel-1-Weltmeister Emerson Fittipaldi und Ex-GP-Pilot Alex Wurz angehören, kam zum Schluss, dass der Franzose zu schnell unterwegs war, als wegen Adrian Sutils Abflug im Japan-GP 2014 die doppelten gelben Flaggen geschwenkt wurden. Auch habe der 25-Jährige aus Nizza das Übersteuern seines Marussia-Renners überkorrigiert.

Deshalb sei es zum Abflug und zur Kollision mit dem Bergungsfahrzeug gekommen, dass Sutils defekten Sauber-Renner von der Strecke schaffen wollte. Die Untersuchungskommission kam dabei zum Schluss: Bei der Bergung sei kein Fehler gemacht worden. Sutil selbst hatte – nachdem er den Unfall aus nächster Nähe hatte mitansehen müssen – laut die Frage aufgeworfen, warum nach seinem Abflug nicht das Safety-Car auf die Strecke geschickt worden war.

Der Bericht sorgte wie erwartet für viele Diskussionen – vor allem in Bianichis Heimat Frankreich. Der frühere GP-Fahrer Patrick Tambay bezeichnete den Bericht als Versuch der FIA, ihre Hände in Unschuld zu waschen. «Ich denke es ist eine Schande, dass dem Fahrer alleine die Schuld gegeben wird», erklärte der Landsmann von Bianchi den Kollegen von RMC Sport. «Es ist ein Urteil, das die Verantwortung weiterdelegiert, aber ich denke, es ist etwas zu hart, die ganze Schuld dem Fahrer zuzuschieben.»

Wurz, der als Präsident der Formel-1-Fahrervereinigung Grand Prix Drivers' Association (GPDA) Teil der Untersuchungsgruppe war, erklärte hingegen: «Das war eine schwierige Zeit für unseren Sport. Aber wir sind dankbar für die sorgfältige und umfassende Art, in der die FIA-Untersuchung durchgeführt wurde, und für die hochkarätige Expertise die aussergewöhnliche Professionalität und die Erfahrung, die alle beteiligten Experten in die Untersuchung eingebracht haben.»

Der Untersuchungsbericht schlug damals einen Massnahmenkatalog vor, um die Sicherheit in den Formel-1-Rennen zu erhöhen. Dazu gehört auch die Einführung von Tempolimits in den Gelbzonen, das so genannte virtuelle Safety-Car, die Vorlage, dass ein Grand Prix nicht später als vier Stunden vor der Dämmerung gestartet werden darf oder strengere Richtlinien für doppelte gelbe Flaggen.

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