MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

Nigel Mansell: «Ferrari hat tolle Arbeit geleistet»

Von Mathias Brunner
Nigel Mansell albert in Mexiko mit Nico Hülkenberg und Sergio Pérez herum

Nigel Mansell albert in Mexiko mit Nico Hülkenberg und Sergio Pérez herum

​Der Engländer Nigel Mansell – Formel-1-Weltmeister des Jahres 1992 – blickt auf das abgelaufene GP-Jahr zurück und sagt, was die Formel 1 der Zukunft dringend bräuchte.

Die Frage eines Fans war sehr clever: Was würde Nigel Mansell machen, hätte er in der Formel 1 das Sagen? Nigel Mansell, Weltmeister 1992 mit Williams, grinst anlässlich der Präsentation seines (sehr lesenswerten) Buchs «Staying on Track»: «Oh, wie ich das lieben würde! Ich würde bestimmt versuchen, wieder mehr Autos in der Formel 1 zu haben. Und ich würde Mittel und Wege suchen, damit es die weniger wohlhabenden Teams etwas besser haben. Aber ich bin nicht der Meinung, dass es Zeit ist, Bernie Ecclestone in Rente zu schicken. Wenn ich ihn sehe, dann kann ich nur staunen. Wer würde ihm 85 Jahre geben? Ich finde, er macht einen brillanten Job.»

Nigel Mansells Spitzname zu seiner Zeit als Ferrari-Pilot war nicht von ungefähr «Il Leone», der Löwe. An der modernen Formel 1 übt der Brite immer wieder Kritik, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die Fahrer hätten es viel zu leicht, die Technik habe die Oberhand.

«Wir müssten die Regeln ändern, das sage ich seit Jahren. Zu meiner Zeit hattest du Glück, wenn du drei Ingenieure hattest, jetzt sitzen in der Garage dreissig davon. Die Reifen waren breiter, aber wir sind trotzdem um die Kurven gerutscht, was es einem Fahrer ermöglicht hat, seinen Stil zu demonstrieren.»

Das gehöre nun leider alles der Vergangenheit an, bedauert der 62-Jährige im Herbst im Gespräch mit den Kollegen der Gazzetta dello Sport. «Heute sind die Autos so einfach zu fahren, unter anderem deshalb, weil einem von der Boxenmauer alles gesagt wird, und die Fahrer können ihre Fähigkeiten gar nicht mehr zeigen. Wenn du aggressiv vorgehst, ruinierst du die Reifen und du musst langsamer fahren. Und Krücken wie der verstellbare Heckflügel DRS sind Irrsinn: Wo bleibt da das Können beim Überholen?»

Auch die grosse Bedeutung der Simulatoren ist Mansell ein Dorn im Auge. Der 31fache GP-Sieger führt Max Verstappen als Beispiel an. Der Niederländer sei zwar ein sehr guter Fahrer, meint Mansell, er habe aber nur mit Hilfe des Simulators so schnell in der Formel 1 Fuss fassen können.

«Er hat ganz offensichtlich Talent, aber er ist das perfekte Beispiel dafür, wie sich Fahrer heute entwickeln», erklärt Mansell. «Es ist erstaunlich, dass er auf einer Strecke so schnell ist, die er nie zuvor gesehen hat, aber das kommt dank des Simulators. Er muss das Auto gar nicht kennen, da sich die Ingenieure darum kümmern. Aufgrund der verbesserten Sicherheit muss er sich auch darum nicht kümmern. Sein Crash in Monaco wäre in der Vergangenheit sehr übel ausgegangen. Nach solchen Unfällen mussten viele andere Piloten ihre Karriere beenden.»

Mansell sieht die Formel 1 aus der Sicht der Fans, und darum lieben ihn die GP-Anhänger so. Der Engländer – einziger Rennfahrer, der den Weltmeistertitel in der Formel 1 und den IndyCar-Titel in aufeinander folgenden Jahren schaffte – spricht den Fans aus dem Herzen, wenn er sich nach einem Startfeld mit 26 Autos zurücksehnt und möchte, dass sich Fahrer dank ihres Talents in die Formel 1 hocharbeiten können und die Cockpitvergabe nicht von ihrer Mitgift entschieden wird.

Es ist aber nicht so, das Mansell alles missfallen würde. «Es hat mir beispielsweise hervorragend geschmeckt, welche Arbeit Ferrari 2015 geleistet hat», sagt er gegenüber F1i.com. «Sie haben sich von einigen Mitarbeitern getrennt und dann das Ruder herumgeworfen. So haben sie zu Siegen zurückgefunden. Das ist wirklich lobenswert.»

Auf der Wunschliste von Mansell stehen neben grösseren Startfeldern: «Wir brauchen stabile Reglemente, welche es kleineren Teams möglich machen, aufzuholen. Und wir müssen die Kosten senken. Die ganzen Änderungen an den Turbo-Rennern, besonders was die Motoren angeht, sind doch komplett durchgeknallt.»

Und so geht es gemäss Mansell 2016 weiter: «Wenn Lewis so weitermacht, dann kann er Michael Schumacher nahe kommen. Lewis ist etwas ganz Besonderes, weil er sich in die Position manövriert hat, Titel zu gewinnen und erfolgreich verteidigen zu können. Viele herausragende Rennfahrer erringen einen WM-Titel, sind aber aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage, ihre Titel zu verteidigen. Ich sehe im Moment so gut wie niemanden, der Hamilton das Wasser reichen könnte.»

Vielleicht mit zwei Ausnahmen: Sebastian Vettel in einem wettbewerbsfähigeren Ferrari und Nico Rosberg in der Form wie zum Saisonschluss.

Nigel Mansell meint: «Grundsätzlich finde ich, dass sich Nico gegen Hamilton gut schlägt. Hin und wieder hätte ich mir von ihm etwas mehr Feuer gewünscht. Er lässt sich vielleicht ein wenig runterziehen, wenn er von seinem Auto im Stich gelassen wird. Aber ich halte ihn absolut für in der Lage, einen WM-Titel zu erobern.»

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