MotoGP: Große Veränderungen bei KTM

David Coulthard: Lifestyle Lewis Hamilton schädlich?

Von Mathias Brunner
​Nicht zum ersten Mal steht der Vorwurf im Raum, das Jetsetter-Leben von Lewis Hamilton könnte seinen Leistungen auf der Rennstrecke abträglich sein.

In Grossbritannien war im vergangenen November der Teufel los. Zunächst konstruierten einige Boulevardblätter aus dem nächtlichen Blechschaden, den Lewis Hamilton in Monaco angerichet hatte, die hanebüchensten Geschichten. Und als der dreifache Formel-1-Champion zugab, dass das Programm der letzten Wochen ein wenig anstrengend gewesen sei, wurde daraus fabriziert, das Party-Lotterleben wirke sich auf die Leistungen des Mercedes-Stars aus.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff stellte sich sofort hinter seinen Fahrer: «Die Leute sagen doch immer, die Formel 1 habe keine Typen mehr. Lewis Hamilton ist ein Typ, und das soll er auch bleiben. Nur weil viele Menschen ihn nach seinem Lebensstil beurteilen wollen oder glauben, sein Lifestyle sei seiner Karriere abträglich, muss das noch lange nicht heissen, das mich das beunruhigt.»

«Fakt ist, dass Lewis Hamilton in diesem Jahr überragende Leistungen gezeigt hat. Er hat viele Rennen gewonnen, er hat den WM-Titel erobert, er hat sozusagen seinen Job erledigt. Wenn er sich dann ein wenig Auszeit gönnt, so habe ich damit kein Problem. Lewis Hamilton kennt die Grenzen zwischen richtig und falsch. Und er bleibt innerhalb dieser Grenzen. Lasst ihm auch ein wenig Raum zum Leben.»

Und doch – Skifahren in Colorado mit Lindsey Vonn, Abhängen mit seinen Musikfreunden in Los Angeles, Oscar-Partys in Hollywood, Pariser Modewoche, verzettelt sich Hamilton nicht?

Der dreifache Weltmeister im Rahmen der Barcelona-Tests: «Ich reise halt gerne, das ist für mich eine Art Entspannung. Ich finde es interessant, neue Menschen kennenzulernen und neue Eindrücke zu sammeln. So bin ich nun mal.»

Bis zum Gewinn seines dritten Titels beim USA-GP in Austin (Texas) konnte niemand Hamilton einen Vorwurf machen. Dann folgten drei Schlappen gegen Nico Rosberg in Folge. Hamilton selber gab bei den Wintertestfahrten zu, dass er nach dem Sicherstellen des Titels die Zügel ein wenig schleifen liess. Was sicher stimmt. Was aber auch eine schöne Ausrede wäre, um die Niederlagen gegen Rosberg zu erklären.

Der 246fache GP-Teilnehmer David Coulthard sagt nun im Rahmen der Präsentation des neuen britischen Formel-1-Berichterstatters Channel 4: «Ich würde nie in Zweifel ziehen, dass Lewis top-fit ist und auf der Rennstrecke komplett auf seine Aufgaben konzentriert bleibt. Dennoch frage ich mich – wenn er neben dem Motorsport ein so proppevolles Programm auslebt, ist 2016 dann jenes Jahr, in dem er dafür die Quittung bekommt? Ich hoffe es nicht. Manchmal muss ich mich schon wundern, woher er diese ganze Energie nimmt. Er teilt seine Zeit auf, einerseits ist er ein Formel-1-Pilot, andererseits ist er ein Weltstar. Auf der einen Seite sein Rennwagen, auf der anderen die Musik und alles andere.»

«Als Nico zum Schluss der Saison 2015 drei Mal in Serie gewinnen konnte, hat Lewis da einfach den Fuss vom Gas genommen? Geht es ihm einfach darum, einen weiteren Titel sicherzustellen, dann ist ihm der Rest der Saison nicht mehr so wichtig? Solche Fragen hat man sich bei Ayrton Senna, Alain Prost oder Nigel Mansell nicht gestellt. Da war klar: Ausser einem Sieg kommt für sie nichts in Frage.»

«Lewis hat sich über die Rolle des Rennfahrers weit hinaus entwickelt. Er ist nun eine Weltmarke wie David Beckham. Und ich glaube, es steckt eine Geschäftsstrategie dahinter, wenn wir ihn in den ganzen sozialen Netzwerken auf Bildern am Eiffelturm sehen oder in Los Angeles.»

«Gleichzeitig spüre ich bei Lewis genügend Begeisterung für den Sport. Er ist ein geborener Racer. Wenn er am Lenkrad sitzt, merkt man, wie viel ihm die Formel-1-Welt weiterhin bedeutet. Daher könnte ich mir gut vorstellen, dass er noch zehn Jahre lang fährt.»

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