Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Maurizio Arrivabene (Ferrari): Vorwurf ist lächerlich

Von Mathias Brunner
Toto Wolff und Maurizio Arrivabene: «Sind wir ein Kartell?» – «Nö. Und jetzt lass uns essen gehen.»

Toto Wolff und Maurizio Arrivabene: «Sind wir ein Kartell?» – «Nö. Und jetzt lass uns essen gehen.»

​Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone bezichtigte Ferrari und Mercedes im Februar, zu Ungunsten des Sports miteinander zu paktieren. Die Teamchefs lassen das nicht auf sich sitzen.

Im vergangenen Februar staunten Fans und Fachleute zugleich: Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone zog über sein Produkt her, dass einem nur noch Kopfschütteln übrig blieb. Kernaussage: Der Sport ist so schlecht wie nie, er selber würde sich dafür gewiss keine Eintrittskarte kaufen. Das ist etwa so sinnarm als würde der Coca-Cola-Chef behaupten, dieses braune Gesöff würde er sich bestimmt nicht in die Kehle schütten.

Auch Rennlegende Niki Lauda konnte über solches Schlechtreden nur den Kopf schütteln, als er im Rahmen der Wintertests dazu sagte: «Es bringt dem Sport doch nichts, wenn der Promoter sich hinstellt und sagt – ich gehe nicht zur Formel 1. Das ist eine typische Bernie-Kontroverse, wieso er so etwas sagt, lässt sich nicht herausfinden. Bernie ist eben Bernie. Wir haben in Spanien die ersten Wintertests, alle Medien sind hier, alle sind gespannt auf die neuen Autos und die ersten Erkenntnisse, und dann kommt der Oberchef und haut die Formel 1 in die Pfanne. Ich verstehe es nicht, und ich kenne auch niemanden, der es versteht.»

Ecclestone stellte damals auch in den Raum, dass Mercedes-Benz und Ferrari im Rahmen der so genannten Strategiegruppe miteinander paktieren würden, um gewisse Pläne für die Zukunft abzuwürgen. Sie würden sich gegen alles wehren, was ihnen sportlich oder politisch in die Quere komme. «Dieses Gremium ist nicht weiter als ein Kartell, und meines Wissens sind Kartelle verboten.»

Im Rahmen des Australien-GP von Melbourne ist Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene auf diesen Vorwurf angesprochen worden. Der Italiener sagt dazu: «Dieses Gerede von Kartell ist rundweg lächerlich. So ein Kommentar würde eigentlich überhaupt keine Reaktion verdienen. Man muss da schon aufpassen. Wenn ich mich nur mal etwas länger mit Toto Wolff von Mercedes oder Cyril Abiteboul von Renault unterhalte oder, sagen wir: wir gehen miteinander abendessen, dann ist das doch keine Kartellbildung, sondern wir gehen einfach nur essen! Ich vergleiche das ab und an mit dem Rugby-Sport: Auf dem Feld wird mit harten Bandagen gekämpft, du teilst tüchtig aus, und du musst auch einstecken können, du tust eben, was du tun musst. Aber dann muss auch Zeit sein, sich nach Feierabend zusammen zu setzen, etwas zu trinken, etwas zu essen. Das ist keine Kartellbildung, das ist Sportlichkeit. Der Vorwurf ist einfach lächerlich.»

Mercedes-Sportdirektor Toto Wolff sagt: «Ich fände es schöner, wenn man sich auf das Positive konzentrieren würde – wir brennen alle auf den Saisonstart, Red Bull hat mit Aston Martin eine tolle Marke in den Sport zurückgebracht. Renault gibt sein Comeback als Werksteam. Wir haben wieder ein US-amerikanisches Team in der Formel 1. Darüber sollte man reden! Ich erkenne unter uns Teams kein Kartell. Einige von uns gehören zu multinationalen Weltkonzernen, wir nehmen Regeltreue sehr ernst. Aber wir kennen ja Bernie – immer gut für eine saftige Kontroverse.»

Cyril Abiteboul von Renault fügt hinzu: «Die Unterstellung eines Kartells ist in sich unlogisch. Die Formel 1 ist ein sehr wettbewerbsgeprägtes Umfeld. Ferrari will Mercedes schlagen. Wir wollen eines Tages auf Augenhöhe mit Mercedes und Ferrari fahren. Jede Form von Einheit, Grundlage des Kartells, hat in der Formel 1 auf Dauer keine Überlebenschance.»

Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner gibt zu bedenken: «Bernie ist frustriert, und einige seiner Aussagen gründen in der Frustration, dass er Dinge nicht in einer Weise ändern kann, wie er das früher eben tun konnte.»

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