Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

2. Training Melbourne: Mauerkuss von Nico Rosberg

Von Vanessa Georgoulas
Nico Rosberg rutschte in der siebten Kurve in die Mauer – damit war sein Training gelaufen

Nico Rosberg rutschte in der siebten Kurve in die Mauer – damit war sein Training gelaufen

Die Formel-1-Stars mussten auch im zweiten freien Training in Melbourne bei schwierigen Bedingungen ausrücken. Das hatte Folgen für Mercedes-Pilot Nico Rosberg, der die Kontrolle über seinen Silberpfeil verlor.

Auch das zweite Training zum Australien-GP wurde vom überraschend schlechten australischen Wetter bestimmt. Die Regenschauer und starke Winde stellten nicht nur die Formel-1-Star vor Herausforderungen, sondern auch die Ingenieure. Diese hatten schon am Morgen geklagt +, dass ihre Reifenvergleichstests durch den immer wieder einsetzenden Regen korrumpiert worden waren.

Das Erste, was die Zuschauer an der Piste nach der Mittagspause zu sehen bekamen, waren denn auch Vertreter der illustren Tierwelt, die den Albert Park ihr Zuhause nennt. «Endlich ist auf der Strecke was los», spotteten die Fans umgehend auf Twitter, und einige ganz Mutige forderten scherzhaft, dass das Eliminierungssystem des neuen Qualifyings auch in den Trainings eingeführt werden sollte.

Der erste Formel-1-Pilot, der sich bei diesen schwierigen Bedingungen auf die Strecke wagte, war Red Bull Racing-Pilot Daniel Ricciardo. Der Lokalmatador, der das Morgentraining noch im Kiesbett beendet hatte, zog eine grosse Gischt hinter sich her, durfte sich aber auf der zweiten Streckenhälfte über die ersten Sonnenstrahlen freuen, die sich durch die dicke Wolkenwand gekämpft hatten.

Zur Freude der Zuschauer, die auf den Tribünen dem schlechten Wetter trotzten, blieb Ricciardo auf der Strecke und drehte die erste gezeitete Runde. Mit 1:49,017 min setzte er die Latte nicht sehr hoch, sodass er sich bald hinter Nico Rosberg einreihen musste. Der Mercedes-Fahrer war zusammen mit Ricciardos Teamkollegen Daniil Kvyat just in jenem Moment auf die Strecke gekommen, als der Australier wieder an die Box abbog.

Toro Rosso-Talent Carlos Sainz, der am Morgen durch ein Getriebeproblem eingebremst wurde, gesellte sich zum Silberpfeil und Red Bull Racing-Renner auf die Strecke. Der junge Spanier bescherte Rosberg eine unfreiwillige Dusche, trotzdem liess sich der Blondschopf nicht davon abhalten, mit 1:47, 356 min die Spitzenposition auf der Zeitenliste zu übernehmen.

Abflug von Mercedes-Pilot Rosberg

Lange durfte sich der Deutsche nicht darüber freuen, denn kurz darauf – knapp eine halbe Stunde nachdem die Boxenampel auf grün gesprungen war – fand er sich in der siebten Kurve in der Mauer wieder. Rosberg verlor beim Beschleunigen die Kontrolle über sein Heck, legte einen halben Dreher hin und beschädigte beim Mauerkuss die neue Hai-Fahrzeugnase, die beim Test in Barcelona für viel Aufregung gesorgt hatte.

Rosberg, der seinen Silberpfeil im Schleichgang an die Box fahren wollte, wurde von seinem Team angewiesen, seinen Dienstwagen auf der Strecke abzustellen. «Seid ihr sicher?», fragte der Gesamtzweite des vergangenen Jahres nach. Und bekam zur Antwort, dass die Regelhüter des Automobilweltverbands FIA das Team darum gebeten hatten. Rosberg tat, wie ihm befohlen, und stellte seinen Renner in der 13 Kurve am Streckenrand ab.

Damit löste der Mercedes-Fahrer nach den gelben Flaggen auch eine Virtuelle Safety-Car-Phase aus, während der Manor-Neuling Pascal Wehrlein mit einer Schrecksekunde für Unterhaltung sorgte. Rosbergs Landsmann konnte die Kontrolle über seinen Formel-1-Boliden jedoch gerade noch behalten, sodass er mit dem Schrecken davonkam. Auch sein Teamkollege Rio Haryanto und Fernando Alonso waren zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke.

Top-Speed von Sebastian Vettel

Nach nur fünf Minuten durften die Formel-1-Stars wieder Gas geben und obwohl die Piste auf der Rennlinie noch sehr nass war, füllte sich die Strecke schnell. An der Spitze der Zeitenliste wechselten sich zunächst die beiden Spanier Alonso und Sainz ab, bevor Ferrari-Star Kimi Räikkönen dem Treiben mit 1:39,486 min als neue Bestzeit ein Ende setzte.

Auch nach 45 Minuten hatten zehn Piloten noch keine einzige gezeitete Runde gedreht, darunter auch Weltmeister Lewis Hamilton, der am Morgen die Bestzeit gesetzt hatte. Dafür gab Ricciardo im RB12 wieder Gas und sicherte sich den zweiten Platz hinter Räikkönen mit nur 49 Tausendstel Rückstand auf den Finnen. Danach beklagte sich der 26-Jährige aus Perth am Boxenfunk über seine abbauenden Reifen, bevor er auf Anweisung seiner Ingenieure wieder an die Box abbog.

Eine beeindruckende Runde drehte auch Wehrlein, der deutlich schneller als sein Manor-Teamkollege Haryanto unterwegs war und sich damit auf dem neunten Platz der Zeitenliste einreihte. McLaren-Honda-Pilot Jenson Button sicherte sich sogar den fünften Platz.

Der Brite war einer Sekunde langsamer als Spitzenreiter Räikkönen auf seiner schnellsten Runde unterwegs, aber sieben Zehntel schneller als dessen Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel. Immerhin durfte sich der vierfache Weltmeister mit 288,8 km/h über den ersten Platz auf der Top-Speed-Liste freuen.

Alte Nase für Lewis Hamilton

Während Champion Hamilton in der Box die Vorbereitungen auf eine erste Ausfahrt – mit der alten Fahrzeugnase – in Angriff nahm, setzte erneut der Regen ein. Der Brite liess sich davon aber nicht beirren und brannte schon beim ersten schnellen Versuch mit 1:38,841 min eine neue Bestzeit in den Asphalt.

Eine starke Runde drehte auch Force India-Pilot Nico Hülkenberg, der sich mit 0,467 sec Rückstand auf den Mercedes-Leader auf Platz 2 einreihte. Deutlich mehr Mühe bekundeten Force India-Pilot Sergio Pérez, der einen Ausflug ins Grüne unternahm, und Esteban Gutiérrez, der seinen Haas F1-Renner ins Kies setzte. Der Formel-1-Rückkehrer hatte im ersten Training über Bremsprobleme geklagt.

In den letzten 20 Minuten gesellten sich schliesslich auch die beiden gelben Renault-Renner zu den Gegnern auf der Strecke. Jolyon Palmer und Kevin Magnussen verzichteten jedoch darauf, eine schnelle Runde zu drehen, und bogen gleich wieder an die Box ab. Auch die beiden Williams-Piloten trauten sich sieben Minuten vor dem Ende des Trainingsfreitags auf die Piste. Sodass nur die beiden Sauber-Piloten Marcus Ericsson und Felipe Nasr sowie Toro Rosso-Pilot Max Verstappen ganz auf eine Ausfahrt verzichteten.

Am Ende durfte sich Hamilton mit 1:38,841 min über die Bestzeit vor Hülkenberg, Räikkönen, Ricciardo, Sainz, Alonso, Button, Vettel, Pérez und Kvyat freuen. Hinter der Top-Ten reihten sich Gutiérrez, Wehrlein, Romain Grosjean, Haryanto und Rosberg ein. Magnussen, Palmer, Massa, Bottas, Ericsson, Nasr und Verstappen hatten in den 90 Minuten keine einzige gezeitete Runde gedreht.

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