Toto Wolff (Mercedes): «Jetzt zeigt sich Hackordnung»
Toto Wolff und Paddy Lowe
Toto Wolff, der Wiener Motorsportdirektor von Mercedes-Benz, stellte bislang bei Fragen nach dem wahren Kräfteverhältnis sofort um auf Stehsatz: «Das wahre Kräfteverhältnis zeigt sich nicht in den ersten paar Rennen», sagte der Wiener wiederholt. «Denn die haben oft ihre eigenen Gesetze. Was Sache ist, werden wir beim Start der Europarennen erleben, wenn wir auf jene Strecke zurückkommen, wo wir die ganzen Wintertests gefahren haben – nach Barcelona.»
Zum Stand der Dinge sagt der 44-Jährige: «Auf der einen Seite führen wir die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft mit einem guten Vorsprung an. Zudem belegen unsere beiden Fahrer die ersten zwei Plätze in der Fahrer-Weltmeisterschaft. Realistisch betrachtet kann man also schwer mehr verlangen.»
«Dennoch war es bislang alles andere als eine Kaffeefahrt. Wir hatten Probleme, an deren Lösung wir hart arbeiten. Wir spüren den Atem unserer Gegner, die uns unablässig weiter antreiben. Je länger das Reglement stabil bleibt, desto härter ist es, zusätzliche Performance zu finden. Wir gehen bis an die Grenzen, um sicherzustellen, dass wir konkurrenzfähig bleiben. Aber wenn man ans Limit geht, riskiert man ab einem gewissen Grad auch, dass man darüber hinaus schiesst. Das gesamte Team, sowohl auf der Chassis- als auch der Power-Unit-Seite, arbeitet mit Volldampf daran, jede weitere Millisekunde aus unserem Paket herauszuquetschen – natürlich ohne dabei die Zuverlässigkeit zu beeinträchtigen. Wir haben eine großartige Truppe an Ingenieuren und ich habe keinen Zweifel daran, dass ihnen das gelingen wird.»
«Im vergangenen Jahr erlebten wir in Ungarn und Singapur ein paar harte Rückschläge. Aber daraus gingen wir gestärkt hervor und wir lernen auch weiterhin dazu. In den kommenden Rennen werden wir von den Teams und den Motorherstellern einige umfangreiche Upgrade-Pakete sehen. Jetzt ist also die Zeit gekommen, in der wir die Hackordnung richtig einschätzen können. Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, wird Barcelona ein interessantes Wochenende.»
Paddy Lowe: Tag und Nacht an Problemen gearbeitet
Technikchef Paddy Lowe ergänzt: «Das erste Europarennen der Saison stellt traditionell den Beginn eines neuen Abschnitts dar. Ein Grossteil unserer Fracht für die ersten Rennen war seit Anfang März unterwegs. Nun erhalten wir beim Umstieg von der Luftfracht auf die Renntrucks die Gelegenheit, die Teile und unsere Ausrüstung zu erneuern. Das bedeutet viel Arbeit für unser Rennteam.»
«Barcelona ist eine Strecke, die in allen Bereichen sehr anspruchsvoll ist. In der Formel 1 gibt es eine Faustregel, die noch immer Gültigkeit hat: "Wenn du in Barcelona schnell bist, bist du überall schnell." So gesehen stellt das Rennen einen wichtigen Meilenstein in der Saison dar. Da die meisten Teams eine Reihe an Upgrades mitbringen, erfährst du hier, wie deine Performance im Vergleich zu den anderen aussieht.»
«Natürlich haben alle Teams während der Wintertestfahrten schon auf diesem Kurs getestet. Aber die Strecke ist im Mai ganz anders als zuletzt im März. Es wird viel wärmer sein und die Reifen werden sich anders verhalten. Wir können aus der harten, der mittleren und der weichen Reifenmischung wählen, was ebenfalls einige Herausforderungen mit sich bringt. Die weiche Mischung ist entscheidend für das Qualifying. Sie ist aber nicht unbedingt der beste Reifen für das Rennen. Deshalb wird das Augenmerk darauf liegen, die optimale Strategie zu finden. Die Qualifikation und der Start des Rennens sind ebenfalls wichtig, da es auf dieser Strecke traditionell schwierig ist zu überholen.»
«An den vergangenen beiden Rennwochenenden hatten wir ein sich wiederholendes Problem mit der MGU-H. Die Lösung dieses Problems hat für uns die allerhöchste Priorität. Das Team hat Tag und Nacht gearbeitet, um es zu verstehen, und unser Ziel ist, ein rundum sauberes Wochenende zu absolvieren.»