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Daniel Ricciardo (Red Bull): «Baku ist der Knaller»

Kolumne von Daniel Ricciardo
Daniel Ricciardo kommt aus den engen Kurven 8 und 9 heraus

Daniel Ricciardo kommt aus den engen Kurven 8 und 9 heraus

​In seiner Kolumne spricht der dreifache GP-Sieger Daniel Ricciardo über die vergangenen zwei Rennen in Aserbaidschan und Montreal: «Über Baku wusste ich so gut wie nichts.»

Als Aserbaidschan in den Kalender rückte, wusste ich so gut wie nichts über diesen GP-Austragungsort. Und ich war damit bestimmt nicht der Einzige. Ich wusste, es liegt noch östlicher als Sotschi, aber damit waren meine geographischen Kenntnisse erschöpft. Ich wusste nicht, wo ich es auf einer Landeskarte hätte hinzeichnen sollen, und mir war auch nicht klar, dass Baku an der Kaspischen See liegt. Ich habe auch das Land prompt falsch geschrieben, zum Glück gibt es so in meinem Laptop etwas wie Korrekturprogramme.

Wenn ich nun auf die Tage in Baku zurückblicke, dann behaupte ich: Endlich wieder ein Rennen, das wir unbedingt behalten sollten, gemessen an GP-Orten, die wir ein paar Mal besuchten und dann verwaist haben.

Ich habe Baku wirklich genossen. Zunächst einmal war es sehr angenehm, vom Hotel ins Fahrerlager zu treten. Der ganze Ort wirkte auf mich gar nicht wie ein Neuling, alles war durchdacht und am richtigen Ort. Das lässt sich nicht immer behaupten.

Die Strecke ist wirklich der Knaller. Einige Teile fühlten sich an wie Singapur, einige wie Macau, wieder andere sind mit nichts zu vergleichen. Und dann ist die Runde auch noch ziemlich lang, was für einen Strassenkurs eher ungewöhnlich ist. Du kannst auf diesem Kurs wirklich angreifen, das macht irre Spass, wir haben eine tolle Mischung aus technisch anspruchsvollen Kurven und atemraubendem Speed auf den Geraden.

Klar wurde viel über die Passage bei einem der Stadtmauertürme geredet. Schon im Simulator sah das verflixt eng aus, aber wie schmal es dort wirklich ist, das wurde erst bei der Pistenbesichtigung klar. Ich finde das erfrischend: Ein Nadelör, das noch schwieriger ist als erwartet – prima!

Im Rennen sind wir dann kalt erwischt worden. Wir gingen davon aus, dass dies in Sachen Strategie eine klare Sache sein würde – ein Einstopper wie Sotschi halt. Aber schon in der dritten Runde spürte ich, wie die Reifen abbauen. Damit war die Vorstellung eines Einstopprennens dahin, und ich holte mir in der sechsten Runde statt der superweichen Reifen einen Satz weicher Walzen. Wir hatten uns ausgerechnet, dass die weichen Reifen sich anders verhalten würden, aber dem war nicht so, also stand ich in Runde 23 schon wieder an der Box und holte mittelharte Reifen ab.

Weil die Pistenoberfläche in Baku recht glatt ist, hatten wir uns gedacht, wir müssten etwas mehr Energie in den Reifen bringen, also haben wir den Rennwagen entsprechend abgestimmt. Wie sich herausstellte, gingen wir dabei einen Schritt zu weit. Wir hatten überhaupt nicht auf der Rechnung, im Rennen mit dem mittelharten Reifen zu fahren. Wir wurden vom Reifenverschleiss dazu gezwungen.

Am Samstag waren wohl mit mir die Pferde ein wenig durchgegangen, als ich einen spektakulären Grand Prix angekündigt hatte, nein, sogar das Rennen des Jahres. Und dann erwies sich der WM-Lauf als eher fad. Ich hatte meine Erwartungen an die GP2-Rennen geknüpft, die beide komplett verrückt waren. Ich war wirklich davon ausgegangen, dass wir reichlich das Safety-Car zu sehen bekommen würden, aber das ist nicht passiert.

Kalt erwischt gilt auch für Kanada, aber aus einem anderen Grund – wegen des Wetters. Ich glaube, wir hatten am Sonntag zwölf Grad, dazu kam vom Fluss eine steife Brise herüber. Während der Fahrerparade trug ich drei Pullis und eine Kappe, und ich schlotterte noch immer!

Der beste Teil des Wochenendes war mein Mauerkuss im Qualifying, was mich nicht an Rang 4 hinderte. Das Rennen lief dann nicht ganz so gut: Ich liess die Räder in die letzte Schikane vor Start und Ziel stehen, das fanden meine Reifen nicht so angenehm. Zu dem Zeitpunkt lag ich vor Valtteri Bottas, und der wurde am Ende Dritter.

Vor Kanada war ich nach New York geflogen. Nach dem, was in Monte Carlo passiert ist, ihr wisst, wovon ich spreche (Patzer beim Reifenwechsel, Sieg futsch, die Redaktion), brauchte ich einen Tapetenwechsel. Weil einige der Jungs vor dem Kanada-GP nach New York wollten, schloss ich mich ihnen an. Ich versuche, bei Nordamerika-Rennen immer, ein paar Tage anzuhängen. Schliesslich beschlossen wir, von New York mit dem Auto nach Montreal zu fahren. Das dauerte ungefähr sechs Stunden.

Das Traurigste in Baku war – es war mein letztes Rennen als 26-Jähriger. Vor dem Österreich-GP werde ich 27 Jahre alt. Ich sollte wohl nicht zu viel darauf herumreiten, aber ich schätze, die ersten grauen Haar sind nicht mehr weit.

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