Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Neue FIA-Regel: Nachteil für Nico Rosberg

Von Mathias Brunner
Nico Rosberg

Nico Rosberg

​Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hat sich beim Autoverband FIA durchgesetzt: Die viel zu komplizierten Einschränkungen beim Funkverkehr sind gelockert. Das bleibt auch in Belgien so.

Langsam verlieren auch langjährige Formel-1-Fans die Geduld: Immer wieder werden im GP-Sport die Regeln geändert, oft zum Besseren, hin und wieder schiesst der Autoverband FIA mit einer Regeländerung jedoch ein Eigentor. So wie mit der Ausscheidungs-Qualifikation, anfangs 2016 nach wenigen Versuchen eingemottet, oder mit den viel zu komplizierten Einschränkungen beim Sprechfunkverkehr.

Wieso wurde der Funk überhaupt beschnitten? Charlie Whiting, der Formel-1-Starter und –Sicherheitsdelegierte, erklärt: «Wir bekamen 2014 mehr und mehr Klagen darüber, dass die Piloten von aussen gesteuert wirken. Die Fans erhielten den Eindruck, dass den Piloten alles gesagt werden muss. Wir zeigten dann den Teams eine Liste von Einschränkungen bei Funksprüchen, sie fanden, das ginge zu weit, wir haben diese Liste verringert und schrittweise verfeinert. Aber Ereignisse inn diesem Sommer haben klargemacht, dass wir wohl übers Ziel hinausgeschossen sind, daher wollen wir nun wieder eine liberalere Auslegung anwenden. Bernie Ecclestone fand zudem: Wenn wir den Funk wieder erlauben, die Teams aber mehr vom Sprechfunk fürs Fernsehen offenlegen müssen, dann ist das für den Fan ein Mehrwert. Es ist also wieder alles erlaubt, einen Mittelweg gibt es nicht.»

Vor dem Hockenheim-GP regte Ecclestone bei der Sitzung der Strategiegruppe eine Lockerung der Regeln 27.1 an, wonach «der Fahrer sein Auto alleine und ohne Hilfe lenken muss».

Aufatmen bei den Rennställen und bei den Piloten. Stellvertretend sagt Haas-Teamchef Günther Steiner: «Wir sind froh, dass nun keine Strafen mehr für Vergehen erhalten, die wir nie beabsichtigt hatten. Es war einfach viel zu unklar, was genau gesagt werden darf und was nicht. Bei vielen Funksprüchen ging es nicht darum, dass ein Pilot schneller fahren kann, sondern wie er ein Problem löst. Es konnte doch nicht sein, dass man seinem Fahrer nicht mitteilen darf, dass sein Auto beschädigt ist.»

Funkverbot: Vettel, Alonso und Räikkönen ohne Verständnis

Einschränkungen beim Sprechfunkverkehr zwischen den Kommandoständen und den Piloten erzeugten viele heisse Köpfe.
Irgendwann platzte Kimi Räikkönen im Baku-GP der Kragen. Der Finne herrschte seinen Renningenieur Dave Greenwood im Juni an: «Ihr werdet mir ja wohl noch ein einfaches ja oder nein sagen können!» Der Brite blieb kühl und trocken wie ein guter Martini: «Nein, Kimi, tut mir leid.»

Kimi war damit so alleingelassen wie Lewis Hamilton, denn der Autoverband FIA wollte dem Funkgeplauder einen Riegel schieben: In den Köpfen der Fans hatte sich mehr und mehr verfestigt, dass die moderne Generation Rennfahrer nicht mehr fähig sei, ein Rennauto alleine zu fahren. Klar ist das Quatsch. Aber wenn fortlaufend Informationen bezüglich Reifenschonen, Spritsparen, Differenzial- und Motoreinstellungen und dergleichen mehr zu hören ist, dann ist dieser Eindruck nachvollziehbar.

In Baku erlebten wir dann die Grenzen des Verbots. Lewis Hamilton maulte: «Es ging hier noch nicht um Fahrhilfen. Es ging darum, ein technisches Problem zu lösen. Das sollte meiner Meinung nach erlaubt sein. Zudem wäre es auch sicherer gewesen. Statt dessen muss ich bei Tempo 350 auf mein Display gucken statt auf die Strasse.»

Räikkönen und Hamilton erhielten Rückendeckung von ihren Weltmeisterkollegen Fernando Alonso und Sebastian Vettel.

Der Spanier meinte: «Für mich hat diese Vorschrift von Anfang an keinen Sinn gemacht. Wir haben hier richtige Raumschiffe, die wir kontrollieren müssen, so hochgestochen ist die Technik, und nun stehen wir in Sachen Informationen ab und an mit null da. Du weisst dann nicht, was mit deinem Rennwagen gerade passiert und welche Lösung du suchen sollst. Das müssen wir uns schon mal in Ruhe anschauen.»

Sebastian Vettel sagte: «Jetzt mal ehrlich – diese Einschränkungen sind doch ein Witz, denn was haben sie schon geändert? Es gibt jede Menge Fragen, die ich an meine Jungs hätte, aber ich darf nicht. Umgekehrt gibt es vieles, was meine Techniker mir gerne sagen würden, aber sie dürfen nicht. Ich verstehe den Eindruck, der gegen aussen entsteht, aber es gibt auch ein Gegenargument – ich finde es selber spannend, in Autorennen den Funk zu verfolgen, das ist eine Einschränkung für die Fans. Ich kann mir nicht vorstellen, wieso der Sport durch dieses Verbot besser geworden sein soll.»

Es ist nicht geplant, dass sich auf absehbare Zeit etwas an der neuen Freiheit beim Funk ändert. «Formula One Management» als Primärträger der Bild- und Tonsignale kann den Eindruck der ferngesteuerten Piloten beeinträchtigen – einfach, indem Anweisungen der Ingenieure etwas seltener gesendet werden. Es bleiben genügend andere interessante Funksprüche zum Senden übrig.

Bei der ganzen Diskussion gibt es einen Wermutstropfen: Nico Rosberg ist nach dem britischen Grand Prix wegen eines (damals) unerlaubten Funkspruchs von Platz 2 auf Rang 3 strafversetzt worden. Das kostete ihn also drei Punkte, die ihm nach heutiger Gesetzgebung zustehen würden. Durchaus möglich, dass ihm am Ende der Saison diese drei WM-Zähler zum Titel fehlen. Derzeit steht es 217:198 für Weltmeister Lewis Hamilton.

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