Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Marc Surer: «McLaren hatte keine andere Wahl»

Von Vanessa Georgoulas
​Marc Surer: «Die alten Haudegen fehlen schon, weil sie halt auch noch ihre Meinung gesagt haben»

​Marc Surer: «Die alten Haudegen fehlen schon, weil sie halt auch noch ihre Meinung gesagt haben»

Ex-GP-Pilot Marc Surer spricht über die 3-Fahrer-Strategie von McLaren-Honda und erklärt, warum er von Stoffel Vandoorne zwar viel erwartet, den Belgier aber noch nicht auf Augenhöhe mit Max Verstappen sieht.
Marc, glaubst du, dass Jenson Button nach seiner Auszeit 2017 wieder als Stammpilot in die Formel 1 zurückkommt?

Nein, das glaube ich nicht.

Wie bewertest du die 3-Fahrer-Strategie, die McLaren als Absicherung gegen einen möglichen Abgang von Weltmeister Fernando Alonso gewählt hat?

Diese Strategie ist nicht schlecht. Sie haben sich wohl gedacht: Was machen wir, wenn Fernando plötzlich das Handtuch schmeisst, weil das Auto auch im nächsten Jahr nicht schneller wird? Hört man sich die Kommentare von Alonso in den letzten Wochen an, dann ist es nicht abwegig, dass er nach den Testfahrten sagt: Wisst ihr was? Ich habe keine Lust mehr. Für diesen Fall hätten sie Button, der wieder einspringen kann.

Würde Button in diesem Fall einspringen?

Davon gehe ich aus.

Dann war das kein freiwilliger Abschied?

Nein, McLaren hatte keine Wahl. Sie mussten Stoffel Vandoorne befördern, sonst hätten sie ihn verloren.

Wie bewertest du denn Buttons Nachfolger Vandoorne?

Mir gefällt, dass er mit Köpfchen fährt. Er hat mich beeindruckt, denn er akzeptierte im vergangenen Jahr einige Male, dass er halt nur Zweiter werden kann. Er hat dann auch gleich zugeschlagen, als er gewinnen konnte. Er weiss offenbar, was er macht. Es gibt ja auch einige Nachwuchs-Piloten, die gewinnen oder verlieren, und nicht sagen können, warum das Rennen so lief. Dieses Gefühl hat man bei Stoffel nicht.

Man muss aber in der Formel 1 auch immer schauen, wie sich ein Fahrer entwickelt. Wir haben es ja schon mehr als einmal erlebt, dass einer dachte, dass er es mit dem Formel-1-Aufstieg geschafft hat und dann nichts mehr kommt. Ich habe aber wie gesagt den Eindruck, dass Vandoorne die nötige Intelligenz hat, um zu wissen, dass er weiterarbeiten muss.

Kann Vandoorne in einem guten Auto Max Verstappen gefährlich werden?

Max ist ein Rennfahrer, denn es nur alle zehn Jahre gibt. Es gab einen Lewis Hamilton, und es gab einen Vettel. Und nun gibt es Verstappen. Vandoorne kann sich durchaus zu einem ganz besonderen Fahrer steigern, aber man hat bei ihm nicht dieses Aha-Erlebnis, das wir bei Seb und Lewis hatten.

Ist dieser Generationenwechsel gut für den Sport?

Die alten Haudegen fehlen schon, weil sie halt auch noch ihre Meinung gesagt haben. Wenn man heute zuhört – wer hat denn noch den Mut, etwas zu sagen? Alonso traut sich etwas zu sagen und auch Button macht gute Sprüche. Ich fürchte, dass die jungen Piloten von ihren Teams so eingeschüchtert werden, dass sie sich gar nichts mehr trauen.

Das ist aber auch eine Frage des Alters und der Erfahrung. Die Haudegen waren auch keine ausgereiften Persönlichkeiten, als sie in die Formel 1 einstiegen. Alonso hat kaum etwas gesagt, als er neu war in der Formel 1. Das änderte sich erst, als er etwas gewonnen hat. Verstappen ist auch in dieser Hinsicht eine erfrischende Ausnahme.

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