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Pascal Wehrlein: Der erste deutsche Formel-E-Champion

Von Gerhard Kuntschik
Pascal Wehrlein sicherte sich beim Formel-E-Finale in London den WM-Titel in der Elektro-Serie

Pascal Wehrlein sicherte sich beim Formel-E-Finale in London den WM-Titel in der Elektro-Serie

Nach Nico Rosberg (Formel 1, 2016), Marc Lieb (WEC, 2016) und Timo Bernhard (WEC, 2017) ist Pascal Wehrlein der nächste deutsche Weltmeister im Automobilsport – und der erste mit Elektroantrieb.

Der in Monaco lebenden Porsche-Werkfahrer Pascal Wehrlein eroberte beim Formel-E-Finale in London den ersten Meisterschaftsgewinn seit dem DTM-Titel mit Mercedes 2015. Das Pech, das Wehrleins Konkurrenten von Jaguar seit der vorletzten Station in Portland verfolgte, wich auch in London nicht. Der lang in der WM führende Nick Cassidy musste sich nach verpatztem Qualifying am Samstag mit Rang 7 begnügen, fasste aber mit den drei Zusatzpunkten für die «Pole» am Sonntag wieder Mut und lag nur vier Punkte hinter Samstag-Sieger Wehrlein. Dazwischen war Cassidys Landsmann und Teamkollege Mitch Evans mit Rang 2 und der schnellsten Runde mit drei Zählern Rückstand auf den Porsche-Fahrer ebenfalls im Titelrennen geblieben.

Wehrleins Sieg am Samstag, der dritte der Saison nach Mexiko und Misano, stärkte seine Zuversicht und die des Teams, während Jaguar ein Fiasko wie im Vorjahr drohte. Dennoch schien Cassidy das Rennen zuerst an der Spitze und dann nach Abrufen seiner zwei Attack Modes auf Platz 3 zu kontrollieren, weil Evans und Wehrlein vor ihm noch den Umweg nehmen mussten. Doch dann kam die Kollision mit Max Günther, und Jaguars Hoffnungen lagen allein auf Evans.

Doch der wurde vom attackierenden Oliver Rowland (Nissan) und Wehrlein beim Attack Mode noch überholt, weil er einmal knapp vor Ende die Sensorpunkte verpasste und den Umweg nochmals machen musste. Platz 2 für Wehrlein hinter Rowland und Rang 3 für Evans bedeuteten am Ende 199:192 Punkte zugunsten des Deutschen, Cassidy blieb mit 176 Zählern nur der dritte WM-Rang. Platz 4 holte noch Rowland (156) vor Porsches Antonio Felix da Costa (144), den die meisten Saisonsiege (vier plus ein aberkannter in Misano) nicht weiter nach vorn brachten.

«Ich musste natürlich attackieren. Ich meine, Mitch verteidigte sehr hart. Wir holten auf einer Strecke, die immer schwierig für uns war, alles heraus. Ich bin sehr glücklich, vor allem auch für das Team, das im Finale so konzentriert arbeitete», sagte Wehrlein, «ich habe immer an meine Chance geglaubt.»

Wie viele andere betrachtete auch Mitch Evans, der zum vierten Mal einen Fahrertitel in aussichtsreichster Position verpasste, den Gewinn der Team-WM für Jaguar nur als Trostpreis: «Ich möchte für das Team mit diesem Titel happy sein, aber es fühlt sich an als hätten wir das Spiel komplett aus der Hand gegeben. Und nach einigen Entscheidungen gegen mich wird noch einiges zu diskutieren sein.» Was die missglückte Strategie von Jaguar (Attack Mode-Wahl!) betraf, wurde Evans sogar deutlich: «Es fühlte sich für mich an, als hätte das Team manchmal gegen mich gearbeitet, und das ist nicht schön.»

Für den Deutsch-Österreicher Max Günther war das Finalwochenende zum Vergessen. Der Maserati-Pilot lag im Samstag-Rennen auf Podestkurs («Wir hatten das schnellste Auto») und fuhr Rang 2 entgegen, als sechs Runden vor Schluss das Getriebe streikte. Günther war von Startplatz 11 in die Spitze vorgestoßen.

Im letzten Saisonrennen verlor er das Qualifying-Finalduell gegen Mitch Evans nur knapp, hielt sich anfangs auf Platz 4 und zerstörte dann die Titelhoffnungen von Cassidy, als Günther den Jaguar berührte und dabei einen Reifenschaden verursachte. «Wir haben an diesem Wochenende alles gegeben. Sonntag war die Balance nicht gut, ich hatte Untersteuern, aber ein Top-6-Platz wäre möglich gewesen. Leider war ich dann zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. In der Kollision mit Nick beschädigte ich meine Aufhängung, das war’s.» Günther beendete die WM auf Platz 8.

Für Abt-Cupra brachte der Abschied vom Mahindra-Antrieb drei Mal Punkte: Nico Müller belegte in seinen letzten Rennen für die Allgäuer zwei Mal Platz 6, Lucas di Grassi wurde Sonntag Neunter. «Wir haben nicht alles erreicht, was wir uns vor der Rückkehr vor zwei Jahren vorgenommen haben, aber wir zeigten einen ständigen Aufwärtstrend» resümierte Teamchef Thomas Biermaier. In der WM belegten die «Äbte» Platz 9, Müller schaffte Rang 12.

Den Jubeltag für Porsche in der fünften Saison in der Elektroserie rundete der Gewinn der erstmals ausgeschriebenen Herstellerwertung ab: Porsche 462 gegen Jaguar 455 hieß der knappe Endstand, während bei den Teams Jaguar mit dem ersten Titelgewinn klar vor den Stuttgartern lag (368:343).

Die Saison 11 beginnt mit den allgemeinen Tests der neuen Fahrzeuggeneration (Gen 3 Evo) vom 4. bis 7. November in Valencia. Schon am 7. Dezember geht es in São Paulo wieder um Punkte. Die Formel E ist auch dann in ServusTV bzw. ServusTV On zu sehen.

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