Saison 11: Sechs Mal Porsche und ein deutscher Rookie
Das erste Qualifying der elften Formel-E-Saison findet in São Paulo ab 13.30 Uhr statt, das Rennen startet um 18 Uhr MEZ. Samba im Sambadrome von Anhembi? Auf jeden Fall ist einiges neu, nicht nur der Saisonstart in der Heimat von Ex-Champion Lucas di Grassi.
Erstmals fahren sechs der 22 Formel-E-Boliden mit einem Antrieb von Porsche. Zum Werkteam (unverändert mit Titelhalter Pascal Wehrlein und Ex-Champion Antonio Felix da Costa) und Andretti (mit dem Schweizer Neuzugang Nico Müller an der Seite von Ex-Meister Jake Dennis) kommt Kiro Race Co, das frühere Nio- und ERT-Team, das nun amerikanische Investoren als Besitzer hat und mit Cupra als Partner zusammenspannt. Die spanische VW-Tochter verabschiedete sich vom bisherigen Partner Abt, der nun mit Lola-Yamaha-Power fährt.
Wehrlein strebt das Double an
Porsches Projektleiter Florian Modlinger ist zuversichtlich: «Die neue Saison kann kommen, wir sind gut vorbereitet. Ziel ist es, bis zum letzten Rennen um alle drei WM-Titel zu kämpfen und so viele Trophäen wie möglich zu gewinnen. Insgesamt ist vieles neu: der Porsche 99X Electric, die Einführung des Allrads, und zum ersten Mal bringen wir als Hersteller sechs Fahrzeuge an den Start.» Pascal Wehrlein erhofft sich natürlich ein Dacapo: «Unsere Ziele sind klar: Wir wollen die Fahrerweltmeisterschaft verteidigen. Aber es gibt auch noch den Team- und den Hersteller-Titel. Alle drei sind wichtig für uns. Die Tests mit den neuen GEN3-Evo-Fahrzeugen liefen gut.»
Mit Andretti-Porsche hat der Thuner Nico Müller (bisher Abt) konkrete Chancen auf Spitzenplätze: «Ich freue mich sehr, endlich mit Andretti Formula E in die Saison zu starten. Wir haben uns sehr gut auf den Start in São Paulo vorbereitet. Auch die letzten Tests mit dem neuen Porsche 99X Electric waren vielversprechend. Mit Jake Dennis zusammenzuarbeiten, der schon Weltmeister war, ist eine Ehre. Ich werde mein Bestes geben, um zum Erfolg des Teams beizutragen.»
Und für den 24-jährigen Iserlohner David Beckmann, der bisher Porsches Reservist war, geht es in der Karriereplanung aufwärts: «Endlich Stammfahrer! Ich bin unglaublich froh über diese Chance und freue mich auf die Zusammenarbeit mit Kiro und meinem dortigen Teamkollegen Dan Ticktum. Dank Porsche bin ich gut vorbereitet, weil ich aus meinen zwei Ersatzfahrer-Jahren viele Prozesse schon kenne, viel im Simulator gesessen habe und oft vor Ort mit dabei war. Auch den Input von Pascal und António an die Ingenieure habe ich mir immer sehr genau eingeprägt. Jetzt will ich mich unter Beweis stellen.»
Gen3-Evo mit Leistungsschub
Für die nächsten zwei Jahre bekommen die elf Teams noch mehr Leistung mit der Gen3-Evo-Aufrüstung. Der Sprint aus dem Stand auf 100 km/h soll in 1,82 Sekunden gelingen, das wäre laut FE-Organisation 30 Prozent schneller als bei der Formel 1. Die Batterie (47 kWh) kommt von Williams Advanced Engineering und leistet maximal 544 PS (im Rennen 408). Neben verbesserter Aerodynamik und Standfestigkeit (?) gibt es nun Allradantrieb – in den Qualifikations-Duellen (also um die ersten acht Startplätze), beim Rennstart und im Attack Mode. Hankook liefert die nächste Generation Reifen mit mehr Haftung, dazu sind 35 Prozent des Materials wiederverwertbar.
Ein Neustart ist die Saison nicht nur für Abt-Lola (Rookie Zane Maloney ersetzt Müller), sondern auch für den Deutsch-Österreicher Max Günther, der das Team (von Maserati zu DS Penske), nicht aber den Stellantis-Antrieb wechselte. Der Allgäuer tauschte das Cockpit mit Stoffel Vandoorne. Mit dem Doppelchampion Jean-Éric Vergne bildet Günther das vielleicht «heißeste» Fahrerduo neben den unveränderten Top-Besetzungen bei Porsche und Jaguar mit den Team-Titelverteidigern Mitch Evans und Nick Cassidy.
Maserati ist mit Vandoorne und Jake Hughes (von McLaren) neu aufgestellt. Der bei Andretti ausgemusterte Norman Nato kehrte zu Nissan zurück (wo Oliver Rowland weitermacht), Taylor Barnard kommt zu einer Debütsaison bei McLaren neben Routinier Sam Bird, der in São Paulo im Frühjahr den ersten Formel-E-Sieg von McLaren geholt hatte. Wie Porsche und Jaguar blieben auch Mahindra (Nyck de Vries, Edo Mortara) und Envision (Sébastien Buemi, Robin Frijns) unverändert.
Formel-E-Premiere in Jeddah
Nach São Paulo geht es am 11. Januar nach Mexiko, wo auf dem Rodriguez-Kurs (in zur Formel 1 unterschiedlicher Konfiguration) bisher Saisonstart war. Dann folgt die Premiere auf dem für die Formel E adaptierten Jeddah Corniche Circuit (statt Diriyah, 14./15. Februar). Das für März geplante Rennen entfällt, es geht weiter in Miami (12. April).
In Monaco gibt es erstmals zwei Läufe (3./4. Mai), dann geht es nach Tokio (18. Mai), zum Doppel nach Schanghai (31. Mai/1. Juni) und nach Jakarta (21. Juni). Den Abschluss machen die Doppelrennen in Berlin (12./13. Juli) und London (26./27. Juli – doch wieder im ExCel).
Die Formel E verweist auf eine Steigerung von 35 Prozent auf 491 Millionen TV-Zuschauer in der vergangenen Saison. Meistgesehenes Rennen weltweit war der E-Prix von Monaco mit 40 Millionen. Auch in der Saison 11 ist die Formel E in Deutschland im Free-TV (DF1) und im Stream (servustv.com) zu sehen. In Österreich bleibt ServusTV mit Andreas Gröbl, Daniel Goggi und Experte Daniel Abt auf Live-Sendung (Free-TV und ServusTV On). In der Schweiz ist man über den Stream von ServusTV sowie über den Kanal Blue Sport von Swisscom live dabei.