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Auch David Howe kehrt in den Langbahn-Zirkus zurück

Von Ivo Schützbach
David Howe in Eenrum – vor dem damaligen Weltmeister Joonas Kylmäkorpi

David Howe in Eenrum – vor dem damaligen Weltmeister Joonas Kylmäkorpi

Vor wenigen Wochen hat der zweifache Langbahn-Grand-Prix-Sieger Paul Hurry (41) sein Comeback angekündigt, nun zieht sein englischer Landsmann David Howe nach.

David Howe hat sich seinen Namen in erster Linie auf der Speedwaybahn gemacht, auch wenn ihm dort der große internationale Erfolg verwehrt blieb. Dass er es auch auf der Grasbahn kann, bewies er 2014 in St. Macaire, als er Vizeeuropameister wurde. Im Jahr davor fuhr der heute 34-jährige Engländer im Marmande-GP hinter Richard Hall und Jannick de Jong auf Rang 3. In der Langbahn-WM kam Howe in den Jahren 2012, 2013 und 2014 aber nie über Gesamtrang 12 hinaus. Auch, weil er öfters verletzt war.

Vor zwei Jahren hing Howe den Stahlschuh an den Nagel, 2017 wagt er das Comeback. SPEEDWEEK.com unterhielt sich mit ihm über die Beweggründe.

David, wann bist du dein letztes Rennen gefahren?

Das war 2015 in Berwick. Seit 2012 hatte ich Probleme mit einer Schulterverletzung, es wurde schlimmer und schlimmer, ich konnte keine Kraft aufbauen. Schon zum Saisonstart 2015 wusste ich, dass ich straucheln würde, im April waren die Schmerzen so stark, dass ich beschloss eine Pause einzulegen. Damals dachte ich, das war’s. Einen Monat später rief mich der Ligaclub Glasgow an, also versuchte ich es noch mal. Doch schon zwei Wochen später waren die Schmerzen nicht mehr auszuhalten. Als ich nach Berwick fuhr war mir so gut wie klar, dass das mein letztes Rennen sein würde.

Zuvor hatte ich meinem Vater erzählt, dass ich so nicht weitermachen kann, ich wollte aber auch den Club nicht hängen lassen. Ich konnte kaum vier Runden am Stück fahren. Meinen dritten Lauf gewann ich, in meinem letzten Lauf war ich aber schon nach zwei Runden hinüber.

Nach dem Rennen ging ich zum Arzt und er erzählte mir, dass ich mit einer ausgerenkten Schulter fuhr, sie hat sich von alleine ausgekugelt. Also beschloss ich aufzuhören. Zwei Wochen später verkündete ich das offiziell – keine schöne Art, meine Karriere so zu beenden.

Weil ich so starke Schmerzen hatte, brachte ich keine Leistung mehr, irgendwann wurde das Geld knapp. Gemeinsam mit meiner Familie beschloss ich, einen neuen Lebensweg einzuschlagen.

Zwei Jahre später bist du wieder am Start – warum?

Dafür gibt es kein spezielles Motiv, ich will es einfach so. Es geht mir nicht ums Geld, ich will auch nicht etwas erreichen, das mir bislang nicht gelungen ist. Ich will Rennen fahren aus demselben Grund wie damals, als ich als Neunjähriger angefangen habe. Das ist der einzig richtige Grund.

Als ich aufhörte, packte ich all’ meine Gefühle in eine metaphorische Box in meinem Inneren, ich ließ mich auch auf kaum einem Rennen blicken. Letztes Jahr besuchte ich dann wieder einige Rennen und die Leute hörten nicht damit auf mich zu fragen, ob ich den Rennsport nicht vermisse. Ich sagte immer automatisch nein. Wenn ich oft genug nein gesagt hätte, hätte ich es am Ende selbst geglaubt. Aber natürlich habe ich den Rennsport vermisst. Du kannst 25 Jahre nicht einfach abschalten, aber ich habe sie in mir weggeschlossen.

Dann kam das Finale der Grasbahn-Europameisterschaft, ich war als Helfer dabei. Ich stand mit Andrew Appleton zusammen an der Startlinie, ich blickte in die erste Kurve und öffnete die Box in mir ganz leicht. Das war genug, der Samen war ausgebracht. Je mehr ich mit Leuten über meine Rückkehr sprach, umso mehr stachelten sie mich an und desto mehr wollte ich es.

Meine Frau hat mich sehr unterstützt, sie hatte aber auch Bedenken. Wir saßen zusammen und sie fragte mich, weshalb ich das tun will. Ich erklärte ihr meine Gründe, offensichtlich gab ich die richtigen Antworten, sie gab mir ihr Okay. Anfangs wollte ich nur ein paar kleine Rennen fahren, aber dieser Vorsatz änderte sich schnell.

Wann wirst du erstmals wieder auf dem Motorrad sitzen?

Ich habe noch ein Speedwaybike, mit diesem werde ich trainieren, um für die Langbahn fit zu werden. Zum ersten Mal fahre ich am 28. Januar in Scunthorpe.

Willst du ausschließlich Langbahnrennen fahren oder auch wieder ins Speedway-Ligageschäft einsteigen?

Ich fahre höchstens ein Speedwayrennen zu Saisonbeginn, das war’s. Ich habe einen guten Job, ich bin nicht bereit diesen aufzugeben, um eine weitere Saison Speedway zu fahren.

Meine Pläne beschränken sich auf die Lang- und Grasbahn. Ich will mich ganz darauf konzentrieren, das war mir so früher nicht möglich. Speedway kam für mich immer an erster Stelle, das war mein Beruf.

Wirst du versuchen, dich für den Langbahn-GP zu qualifizieren?

Das wird schwer.

Würde man mir eine Dauer-Wildcard anbieten, könnte ich kaum nein sagen. Aber auch dann müsste ich mir anschauen, wie die Termine liegen. Letztes Jahr hätte ich fast einen Monat frei nehmen müssen, um die Grands Prix zu fahren. Woher soll ich dann noch Urlaub nehmen, um offene Rennen zu fahren?

Mein Ziel ist, mich für das EM-Finale zu qualifizieren. Als ich aufhörte, war ich Vizeeuropameister. Es wäre schön, wenn ich ein weiteres Finale fahren könnte.

Hast du einen Platz in der Langbahn-WM-Qualifikation?

Im Moment nicht, ich fuhr letztes Jahr kein British Masters.

Dieses Jahr geht es darum, mich wieder aufzubauen, so viele Rennen wie möglich zu fahren und bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Dann kann ich im Masters versuchen, einen Platz für nächstes Jahr zu erkämpfen.

Ich hoffe, dass ich in Deutschland einige Startverträge erhalte, ich liebe es auf Bahnen wie Vechta, Pfarrkirchen oder Dingolfing zu fahren. Um ehrlich zu sein: Ich freue mich so darauf wieder Rennen zu fahren, ich bin so erfrischt, dass ich überall fahren würde.

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