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DMSB ändert Gespann-Technik: Wie sinnvoll ist das?

Von Rudi Hagen
Im Fokus: Sollte der Zündunterbrecher öfter kontrolliert werden?

Im Fokus: Sollte der Zündunterbrecher öfter kontrolliert werden?

Hätte eine vierte Strebe zur Befestigung des Seitenwagens am Motorrad den Tod von Florian Niedermeier und Peter Maurer verhindert? Im DMSB-Handbuch sind technische Änderungen nachzulesen.

2023 war ein schwarzes Jahr für den Gespannsport. Mit Florian Niedermeier und Peter Maurer ließen gleich zwei Beifahrer nach Rennstürzen ihr Leben. Offizielle Mitteilungen des DMSB, die zur Aufklärung der Vorgänge in Eenrum und Herxheim oder der Möglichkeiten zukünftiger Verhinderung solcher Unfälle dienen könnten, fehlen bisher.

Immerhin gibt es im «DMSB-Handbuch 2024 – Oranger Teil, Technische Bestimmungen für Bahnsport 2024», Stand: 18.12.2023, einige Änderungen nachzulesen. So unter 01.53 Zusätzliche Bestimmungen für Gespanne, 01.53.10: «Der Seitenwagen muss an mindestens 4 Stellen am Motorrad befestigt sein, sofern er nicht integraler Bestandteil des Chassis ist. Die Abstände zwischen den 3 waagerechten Befestigungen müssen mindestens 35cm betragen. Das Chassis muss auf der rechten Seite eine starre Verbindung mit allen 5 Motorschrauben vorweisen. Die hintere Befestigung muss vom Beiwagenrahmen an die rechte Hinterradaufnahme des Chassis montiert sein. Die schräge Befestigung dient dem Beifahrer als Halterung und gilt als 4. Verschraubung. An den Verbindungspunkten darf keine Bewegung möglich sein. Wenn der Neigungswinkel verstellbar ist, muss er so blockiert sein, dass die Befestigungsmethode vollkommen gesichert und nicht nur festgeklemmt ist.»

Raphael San Millan vom MSC Berghaupten meint dazu: «Bei den meisten Gespannen, wie auch bei unserem, ist diese vierte Befestigung schon von vornherein vorhanden, weshalb es hier in den wenigsten Fällen zu mehr Aufwand kommen wird. An sich ist diese Regelung meiner Meinung nach aber sinnvoll.»

Imanuel Schramm von der MSV Herxheim sieht hier keinen Zusammenhang mit den tödlichen Unfällen. «Das ist Schwachsinn hoch drei. Warum jetzt vier Streben? Die Unfälle sind nicht aufgrund des Fahrwerks passiert, die Motorräder waren insofern in Ordnung. Hier hätten auch zehn Streben die Folgen des Einschlags nicht verhindert.»

Seiner Meinung wäre in diesem Punkt des Reglements die Qualität des Materials wichtiger. Schramm: «Du kannst jedes billige Rohr wie ein Wasserleitungsrohr verwenden oder aber zum Beispiel 25CRMO4, das sind hochfeste Chrom Molybdän Stahlrohre. Aber das hat mit den bedauerlichen Unfällen nichts zu tun.»

Wichtiger für Schramm wäre es, nicht nur bei der technischen Abnahme, sondern auch zwischen den einzelnen Läufen zumindest stichprobenartig von offizieller Seite die Zündunterbrecher («Totmacher») zu kontrollieren. Bei den beiden genannten Unfällen könnte ein sogenannter «Gasklemmer» eine fatale Rolle gespielt haben. Auch die Anbringung eines zusätzlichen Schalters auf der linken Seite des Lenkers zur Zündunterbrechung wie beim normalen Motorrad wäre seiner Meinung nach sinnvoll.

Eine weitere Änderung betrifft unter 01.65.01 Kleidung und Protektoren: «...Das Tragen eines zertifizierten Rückenprotektors ist vorgeschrieben. Der Rückenprotektor kann im Innenfutter/Anzug integriert oder separat getragen werden...»

San MIllan: «Ob hier zertifizierte Protektoren nun angebracht sind, stelle ich etwas in Frage. Die eigene Sicherheit sollte jedem Fahrer sehr viel Wert sein. Ich vermute, dass dies mit dem Unfall in Herxheim zu tun hat. Aber ob diese Maßnahmen bei einem Aufprall mit mehr als 100 km/h in die Bretterwand einen tödlichen Unfall verhindern würden, bezweifle ich. Irgendwo hat eben die Physik ihre Grenzen. Hier werden wahrscheinlich viele Fahrer neue Protektoren kaufen müssen.»

Schramm: «Ich trage schon Jahre eine Airbagjacke für zirka 500 Euro. Die hat in der Zeit schon mehr als 20 Mal ausgelöst und mich vor Schlimmerem bewahrt. Man nimmt dann einfach eine Kartusche und füllt die Jacke wieder auf. Fertig.»

Alles in Allem kann man sich fragen, ob die genannten Änderungen der technischen Bestimmungen wirklich etwas mit den Ursachen der genannten Unglücksfälle zu tun haben. Oder steckt vielleicht der Antrieb der Offiziellen dahinter, etwas getan zu haben, egal, ob es im Hinblick auf das Geschehene sinnvoll ist oder nicht, die Hauptsache ist, man hat irgendetwas getan?

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