Florian Alt: «Die IDM verdient ruhigeres Fahrwasser»
Nach zwei Jahren mit dem Yamaha-Team von Michael Galinski in der IDM Superbike hat Florian Alt der Serie auf Wiedersehen gesagt und konzentriert sich in dieser Saison auf die Langstrecken-Weltmeisterschaft. Seinen Vertrag mit dem französischen Team Viltais Experience hatte Alt nach einem erfolgreichen Jahr 2017 für dieses Jahr verlängert.
Am kommenden Wochenende gibt es für Alt ein Wiedersehen mit seinen alten Kollegen. Denn dann ist in der Motorsport Arena Oschersleben gleich doppelt Programm geboten. Die Langstrecken-WM und die IDM Superbike sind gemeinsam unterwegs.
SPEEDWEEK.com: Wie lief es denn bis jetzt in der Langstrecke für dich und das Team? Im letzten Jahr habt ihr ja in der Superstock-Klasse abgeräumt.
Für mich lief es dahingehend gut, dass ich regelmäßig zu den schnellsten Fahrern im Feld gehörte, viele Rennzeiten hatte und bis jetzt auch unter schwierigen Bedingungen jederzeit meine Leistung abrufen konnte. Ich bin mental noch stärker geworden und konnte auch die immer wieder auftretenden Probleme komplett ausblenden. Leider hatten wir in den ersten Läufen nicht das notwendige Glück auf unserer Seite, in LeMans beispielsweise haben uns Kleinigkeiten zu viele Pitstops gekostet, um vorne mitzufahren. Unsere reinen Rundenzeiten hätten normalerweise für den Sieg gereicht. Aber das ist eben auch der Reiz der Langstrecke, da muss wirklich alles passen. Erst im letzten Lauf am Slovakiaring konnten wir endlich siegen.
Du fährst auch dieses Jahr wieder in der Superstock-Klasse. Dann ist für euch die Saison nach dem Rennen in Oschersleben ja rum oder? Was kommt nach dem Finale?
Nach der Saison ist bekanntlich vor der Saison, d.h. ich werde wohl weiter in der Endurance-WM fahren, zum einen, weil es mich wirklich weitergebracht hat und mir eine riesen Freude bereitet, zum anderen, weil in dieser Serie Leistung auch entsprechend belohnt wird. Sie ist auch medial gut promotet, so dass die Teams Möglichkeiten haben, sich über Sponsoren zu finanzieren. Selbst in Deutschland überträgt Eurosport 2 live die Rennen, ich allein hatte beispielsweise am Slovakiaring mehr als 30 Minuten airtime.
Wo bist du denn in dieser Saison noch unterwegs? Denn mit den vier Endurance-Rennen dürftest du nicht ausgelastet sein oder?
Ich starte noch in nationalen Rennen und teste viel, so dass ich in diesem Jahr allein für das Team ca. 60 Tage unterwegs sein werde und zig Rennstunden habe. Nach Oschersleben kommt ja noch Suzuka für die Superbikes, mal sehen, vielleicht fahre ich auch da. Und dann arbeiten wir auch noch an der ein oder anderen Überraschung.
Das Team Viltais ist nach dem Ausstieg von Michelin auf Dunlop umgestiegen. Du hast die Dunlop-Reifen in der IDM mitentwickelt. Haben diese Erfahrungen dir und dem Team irgendwie weitergeholfen?
Wenn man das nur an den Rennergebnissen festmachen möchte, müsste ich mit nein antworten. Auf Michelin haben wir schließlich den World-Cup gewonnen. Aber das würde den Dunlop-Reifen nicht gerecht. Ich fühle mich auf den Dunlop-Reifen sehr wohl, man muss halt etwas Mühe aufbringen, das richtige Setup zu finden, aber dann passt es bei mir sehr gut. Und mit dem Technik-Chef von Viltais klappt der Austausch ganz hervorragend, der kann mit meinen Aussagen zu den Reifen richtig was anfangen und sie entsprechend umsetzen. Allerdings ist das Setup fürs Endurance-Bike natürlich immer ein Kompromiss, denn es soll ja allen drei Fahrer passen und da gibt es schon große Unterschiede. Bisher ist das ganz gut gelungen, denn wir hatten immer Top-Zeiten.
Du warst in der IDM Superbike in den letzten beiden Jahren jeweils Vizemeister. Wäre es da dieses Jahr nicht mal Zeit für den Titel gewesen?
Ja, unbedingt. Und das war auch ganz klar mein Ziel, nichts anderes. Aber um Meister werden zu können, muss alles passen. Daher haben wir viele Gespräche geführt, aber schlussendlich war kein Paket so zu schnüren, dass ich das Gefühl hatte, damit fährst du um die Spitze mit. Und ich wollte keine Saison mehr fahren, wo am Ende der Saison mein bestmögliches Resultat der beste Fahrer nach dem Erstplatzierten sein könnte.
Wenige Wochen vor dem IDM-Start wurde überraschend Hersteller Pirelli als alleiniger Reifen-Ausstatter verkündet. Hätte das deine Entscheidung pro oder contra IDM beeinflusst, wenn du das früher gewusst hättest?
Nein. Das Problem hatten doch eher die Teams, die von Dunlop unterstützt wurden, so kurzfristig die entgangenen Dunlop-Gelder wieder zu kompensieren. Was aber durchaus geholfen hätte, wäre eine viel frühere Bekanntgabe des Pirelli-Förderprogramms. Das hätte bei dem ein oder anderen Team evtl. die Risikofreudigkeit erhöht, bei der Gestaltung der Teamstruktur in Vorleistung zu gehen und damit die Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen. Viel schwerer als die Reifenfrage hat sich doch der erst zum Ende der letzten Saison bekanntgegebene Ausstieg des Promotors und die lange Zeit der Unsicherheit danach ausgewirkt. Das war doch, glaube ich, das dritte Jahr in Folge ohne längerfristige Planungssicherheit für Fahrer, Teams, Hersteller usw. Keiner wusste noch bis Anfang 2018 irgend etwas wirklich Konkretes und konnte bzw. wollte sich verbindlich committen. Da waren andere Nationen viel schneller, ich hatte sehr reizvolle Angebote aus dem Ausland, wollte aber unbedingt in der IDM starten. Auch wegen meiner Ausbildung und dem überschaubaren Aufwand der Anreise. Aber eben nicht um jeden Preis. Ich finde, die IDM hätte es verdient, mal in ruhiges Fahrwasser zu geraten und wirklich Zeit für die Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes zu bekommen.
In einem Interview mit einer französischen Zeitung hast du die Lage der IDM durchaus kritisch bewertet. Die Serie wird zwar von der Industrie unterstützt, aber ein Großteil der Kosten bleibt immer noch an den Teams und damit an den Fahrern hängen. Hat sich deine Sicht der Dinge inzwischen eher geändert oder doch bestätigt?
Warum soll sich in den zwei Monaten nach dem Interview und nur einem Meisterschaftslauf was geändert haben? So schnell kann das doch gar nicht gehen. Das wird man im Sommer sehen, ob es dem neuen Promoter gelingt, schon frühzeitig Pläne fürs Jahr 2019 und darüber hinaus vorzustellen. Denn neben der Planungssicherheit sollte auch in Sachen Medien einiges passieren, sonst wird es für die Teams zunehmend schwieriger, Sponsorengelder zu bekommen. Und dann bleibt es wieder an den Fahrern hängen. Und das ist keine Lösung, weder finanziell aber auch vor allem nicht für die Leistungsstärke der Serie. Ich bin der Meinung, dass es nur zusammen nach vorne geht. Auch der DMSB und der ADAC sollten sich daher wieder stark einbringen, es geht doch um die gemeinsame Sache.