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Folger und Sachsenring, Geschichte einer Freundschaft

Von Esther Babel
Liebe auf den ersten Blick war es zwischen dem ehemalige WM-Piloten und der deutschen Grand-Prix-Strecke nicht. Es dauerte ein paar Jahre, bis die beiden miteinander warmgeworden waren.

Im Jahr 2008 gab Jonas Folger sein Debüt im Grand Prix Sport. Allerdings erst in der zweiten Saisonhälfte ab dem Rennen in Brünn, denn erst da war er die nötigen 15 Jahre alt. Den ersten GP-Sieg holte er bereits drei Jahre später in Silverstone. Eine komplette IDM-Saisom ist Folger bisher noch nie gefahren, doch gelegentliche Besuche waren immer drin. Beim IDM-Besuch auf dem Sachsenring 2009 gewann er den 125er-Lauf, mit 17 Sekunden Vorsprung. Im Jahr 2014 erfolgte der Umstieg von der Moto3 in die Moto2. Beim ersten Einsatz zum Heim-GP sah er allerdings nicht das Ziel.

2016 - Moto2-WM, Dynavolt Intact GP, Kalex

Vor dem Rennen: «Ich freue mich schon sehr auf mein Heimrennen auf dem Sachsenring. Sozusagen zur Einstimmung auf den Grand Prix war ich schon am vergangenen Wochenende als Teilnehmer beim `Red Bull Vogelfrei´ für einen Tag dort. Das war wirklich ein cooler Event und hat viel Spass gemacht. Der Heim-Grand-Prix ist natürlich immer etwas Besonderes und für mich persönlich eine grosse Herausforderung. Mit der Streckenführung des Sachsenrings habe ich bislang noch nicht richtig Freundschaft geschlossen. Ich tue mich auf dieser kurvenreichen Piste schwer. Aber ich hoffe stark, dass ich an diesem Wochenende zum ersten Mal richtig starke Ergebnisse erzielen werde. Das wäre unglaublich wichtig für mich und auch für die Motivation, beim Heim-Grand-Prix vor den vielen eigenen Fans ein gutes Resultat am Sonntag einzufahren. Wettertechnisch schaut es im Moment noch etwas verregnet aus, doch ich hoffe, dass sich die Situation bis zum Renntag bessern wird. In der Pause nach Assen habe ich mich gut vorbereitet, sodass ich schon sehr gespannt dem Deutschland GP entgegenfiebere.»

Nach dem Rennen, Platz 2: «Ich bin überglücklich. Beim Heimrennen auf dem Sachsenring auf dem Podium zu stehen ist ein unbeschreiblich tolles Gefühl, auch wenn es zum Sieg nicht ganz gereicht hat. Ich freue mich trotzdem über alles, weil es ein unglaublich geiler Tag war. Schon während des Warm Up konnte ich mich gut auf die geänderten Bedingungen einschiessen. Meine Pace im Nassen war auf Anhieb sehr stark. Von dem her wusste ich, dass ich heute ein starkes Rennen fahren kann. Im Rennen selbst bin ich super am Start weggekommen und konnte mich gleich in der Spitzengruppe positionieren. Doch zur Halbzeit des Rennens konnte ich die Pace der Jungs vorne nicht mitgehen, obwohl ich wirklich hart gepusht habe. Ich selbst hatte viele Rutscher und ich habe aber auch viele Stürze gesehen. Diese haben mich zur Vorsicht gemahnt, ich wollte es auf keinen Fall gleichtun. Von dem her habe ich etwas Speed rausgenommen und für die Schlussphase Reserven gespart, um dann wieder mehr zu riskieren. Gegen Ende habe ich wieder einen besseren Rhythmus aufbauen können und alsbald wenige Runde vor Schluss Johann (Zarco) vor mir auftauchte, konnte ich auch sehr zügig zu ihm aufschließen. In der letzten Runde war ich an ihm dran. Ich dachte, jetzt gehört er mir. In der letzten Kurve vor der Ziellinie musste ich es einfach probieren, ich wollte mir diese Chance auch auf keinen Fall entgehen lassen. Schließlich presste ich mich auf der Bremse vorbei und versuchte eine ganz enge Linie zu fahren sowie im Kurvenausgang die Linie zu halten. Sobald ich auf der Geraden beschleunigen konnte, dachte ich, das war es. Doch Johann hat es irgendwie geschafft, besser herauszubeschleunigen und er hat mich wieder zurücküberholt. Irgendwie ist es schade, denn ich dachte, das wäre mein Sieg. Auf der anderen Seite tut es unglaublich gut, wieder einmal ein ganz starkes Ergebnis eingefahren zu haben. Noch dazu zu Hause vor all den begeisterten Fans. Ausserdem denke ich, dass mit diesem Wochenende der Sachsenring-Fluch endlich besiegt ist.»

2017 – MotoGP, Monster Yamaha Tech 3, Yamaha YZF-M1

Vor dem Rennen: «Ich denke, es ist nicht extra notwendig zu erwähnen, dass das Sachsenring-Wochenende jedes Jahr etwas Aussergewöhnliches ist. Doch dieses Mal ist mein Heimrennen etwas ganz Besonderes. Für ein Wochenende im Fokus von ganz Deutschland zu stehen, ist wohl einmalig. Ich freue mich, auch wenn es wahrscheinlich abnormal stressig wird. Es beginnt mit der offiziellen Pressekonferenz im Vorfeld des Events am Donnerstagnachmittag. Auf der anderen Seite ist die Unterstützung der Fans auf den Zuschauerplätzen gewaltig zu spüren. Man bekommt immer mit, was da draussen abgeht und das geht unter die Haut. Ausserdem habe ich vor einem Jahr mit dem Sachsenring Freundschaft geschlossen. So soll es auch weitergehen. Auch wenn ich versuche, ruhig zu bleiben, ist Druck von aussen zu spüren. Ich muss daher den Sachsenring wie jedes andere Rennen betrachten und versuchen, die Sache entspannt und locker anzugehen. Das wird der Schlüssel für ein schönes Wochenende, mit hoffentlich einem erfolgreicheren Abschluss als am vergangenen Sonntag. In Assen haben wir erneut einen grossartigen Job gemacht. Ich denke, wir können diese Performance auch an diesem Wochenende wiederholen und in dieser Art und Weise genauso weitermachen. Hoffentlich haben wir aber im Gegensatz zu Assen stabiles Wetter. Die ständig wechselnden Bedingungen haben es zuletzt etwas komplizierter gemacht. Trotzdem werde ich mein absolut Bestes geben, um vor heimischer Kulisse besonders zu glänzen und den tollen Fans Grund zum Jubeln zu geben. Ich freue mich auf meinen Heim-Grand-Prix.»

Nach dem Rennen, Platz 2: «Ich bin überwältigt, ich begreife erst allmählich, was ich heute erreicht habe. Ich war das gesamte Wochenende im Trockenen stark, trotzdem kommt dieser zweite Rang ein wenig überraschend. Es war das erste Mal für mich, dass ich an einer Position so weit vorne mitfuhr. Daran musste ich mich erst gewöhnen und ich bekam es auch gleich nach dem Start zu spüren, wie hart es da vorne zugeht. Nach der ersten Kurve kam es zu einer Berührung mit Danilo (Petrucci), die auch ziemlich heftig war. Ich hätte beinahe die Kontrolle über mein Bike verloren. In der nächsten Kurve habe ich aber kräftig dagegengehalten und von diesem Moment an habe ich wie ein Irrer gepusht. Nach dem starken Warm-Up heute Morgen war mir klar, dass wir eine starke Pace haben. Daher konnte ich Marc (Marquez) und Dani (Pedrosa) locker folgen. Der dritte Sektor war aber heute meine absolute Stärke. In diesem Abschnitt habe ich zuerst Dani und wenig später Marc überholt. Plötzlich habe ich das Rennen angeführt – ich konnte es gar nicht glauben, dass ich hier auf dem Sachsenring meinen Heim-Grand Prix anführe. Das war ein unbeschreibliches Gefühl. Die Fans konnte ich zwar nicht hören, aber die Begeisterung war schon zu spüren – einfach geil. Nach einem Fehler in der ersten Kurve hat mich Marc zurücküberholt und ich habe etwas auf ihn verloren. Doch ich konnte den Rückstand quasi im Handumdrehen wieder aufholen und dabei habe ich aber meine Reifen zu sehr beansprucht.»

«Schliesslich entschied ich, ihm zu folgen, weil er viel mehr Erfahrung hat. Ich versuchte hingegen, meine Reifen zu schonen, andere Linien zu fahren und meinen Fahrstil an die jeweilige Situation anzupassen. In dieser Phase war es ein sehr lehrreiches Rennen für mich. Ich war überzeugt, dass ich ihm bis zum Schluss folgen und in der letzten Runde noch einen Angriff starten kann. Ich habe wirklich fest daran geglaubt, dass ich Marc heute packen kann. Doch zwei Runden vor der Ziellinie ist mir leider nochmals ein Fehler in der ersten Kurve passiert. Marc war auf der Bremse sehr stark. Obwohl die Reifen bereits stark abbauten, konnte er seine Rundenzeiten weiterfahren. Nachdem ich wegen eines weiten Bogens gut und gerne eine Sekunde auf ihn verloren habe, versuchte ich trotzdem die Lücke nochmals zuzufahren.»

«Doch nachdem ich in der vorletzten Runde zwei, drei haarige Situation gerade noch meistern konnte, dachte ich mir, den zweiten Platz sicher nach Hause zu bringen. Es war ein grossartiges Rennen, das sehr viel Spass gemacht hat. Es war eine grossartige Erfahrung, mit Marc und Dani um den Sieg zu fighten. Ich bin überglücklich. Einen grossen Dank an mein Team, an alle Sponsoren und auch an alle, die an mich glauben. Es ist ein toller Erfolg, bereits in der ersten Saisonhälfte nach dem Aufstieg von der Moto2™ auf das Podium zu fahren. Danke auch an alle Fans hier auf dem Sachsenring – diese Zuschauerkulisse ist die Beste überhaupt.»

IDM Superbike 2020

Als Führender der IDM Superbike kommt Folger auf den Sachsenring zurück und kennt sich gleich wieder aus. Er dominiert alle beiden Freien Trainings und brummt seinen Verfolgern im ersten Qualifying eine ganze Sekunde auf.

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